An diesen Baustellen muss St. Pauli jetzt arbeiten
Das nackte Zahlenwerk lässt wenig Spielraum für Interpretationen. Ganze fünf von 18 möglichen Punkten hat der FC St. Pauli in der Rückrunde eingefahren, den zeitweise komfortablen Vorsprung verspielt – und die Schleusen geöffnet: Mindestens zwei Gegentreffer gab es in jedem Spiel (insgesamt 14), nur Aue kassierte noch mehr in diesem Zeitraum (18). Kurzum: Es muss etwas passieren. Das weiß auch Timo Schultz, der feststellte: „Es ist klar, dass man so nicht mehr allzu viele Spiele gewinnen wird.“
Stillstand ist Rückschritt, heißt es. Noch gravierender fällt es ins Gewicht, wenn man sich sogar rückwärts entwickelt. „Ich glaube, dass wir da in der Hinserie schon einen Riesenschritt weiter waren“, analysierte St. Paulis Coach nach dem ernüchternden 0:3 gegen Hannover in Bezug auf die Arbeit gegen den Ball.
Bei St. Paulis Defensivarbeit passt nicht viel zusammen
Die Defizite umfassten alle Bereiche. In der ersten Halbzeit gegen 96 habe man zwar oft klar in Überzahl gestanden, die Gegner aber trotzdem ohne Druck in die Drehung kommen lassen. „Und in der zweiten Hälfte war ich enttäuscht über unsere Abläufe. Wir haben viele Ballverluste gehabt.“ Oft dergestalt, dass in Eric Smith der einzige Sechser „noch nicht einmal die Chance hatte, irgendwie einzugreifen. Da standen wir hinten Mann gegen Mann gegen extrem schnelle Spieler“. In der Summe sei es 50:50 zwischen zu vielen Ballverlusten und einer mangelnden Absicherung gewesen.
Auffällig war zudem, dass St. Pauli nach dem ersten Gegentreffer zeitweise jegliche Ordnung verloren hatte. „Wir müssen uns als Truppe die meisten Gedanken machen über das Verhalten nach dem 0:1 oder das in der letzten halben Stunde“, hatte auch Schultz festgestellt. „Es passiert uns zu häufig, dass wir zu einfach viele Chancen zulassen. Da müssen wir geduldiger sein, an unsere Stärken glauben und daran, vielleicht auch mal erst in der 85. Minute den Ausgleich zu machen und nicht alles sofort im Hau-ruck-Stil erzwingen wollen.“
FC St. Pauli: Viele Gegner haben sich auf Offensivstärke eingestellt
Auf der einen Seite sei es eine Stärke der Mannschaft, immer nach vorne spielen zu wollen, „auf der anderen fällt uns das zu schnell auf die Füße“. Wie kann man das abstellen? Könnten Gespräche mit Leistungsträgern und Führungsspielern helfen?
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„Wir sind permanent im Dialog mit der Mannschaft“, erklärte der 44-Jährige, „aber am Ende werden wir im Trainer-Team eine Lösung finden müssen.“ Darüber hinaus, fügte Schultz an, hätten sich viele Gegner inzwischen defensiv auf St. Pauli eingestellt. Vielleicht müsse man mal einfacher hinter die erste Linie spielen oder mit mehr Mann hinter dem Ball bleiben, „um die Kontergefahr nicht so schnell aufkommen zu lassen“.
St. Pauli-Trainer Schultz hofft auf weniger Druck
Und jetzt? „Wir wollen weiter mutig sein und nach vorne spielen“, beschwor Schultz die in der Hinrunde so erfolgreichen Tugenden. „Aber wir müssen uns natürlich Gedanken machen über die Absicherung.“ Das gilt es schnell in den Griff zu bekommen. Denn bei aller erkennbaren Abwärts-Tendenz hat Schultz recht, wenn er sagt: „Wir werden uns jetzt kein Loch buddeln, wir sind immer noch in einer top Ausgangsposition. Und vielleicht tut es ja ganz gut, dass wir nicht mehr ganz oben stehen.“ Er will „das ein oder andere Steinchen mehr umdrehen“ und dann mit dem FC St. Pauli „einen neuen Anlauf nehmen“.