James Lawrence wird von St. Pauli-Präsident Oke Göttlich verabschiedet
  • Am 15. Mai wurde James Lawrence (l.) von St. Pauli-Präsident Oke Göttlich verabschiedet.
  • Foto: WITTERS

Vorwürfe von Lawrence: St. Pauli reagiert mit „Verwunderung“

Wie es in den Wochen des Saisonbeginns üblich ist, standen zuletzt nicht mehr die Vergangenheit und ehemals Angestellte im Zentrum der Aufmerksamkeit beim FC St. Pauli und im Umfeld, sondern neue Spieler. Nun gehören Transfergerüchte gewiss auch nicht zu den Lieblingsthemen eines Fußballklubs, sie sind aber immer noch deutlich angenehmer zu ertragen als Vorwürfe, wie sie von mehreren abgehenden Spielern zum Ende der Vorsaison vorgetragen wurden und nun von James Lawrence aufs Kräftigste erneuert.

Konkret geht es dabei um die Kommunikation zwischen sportlicher Führung, also Timo Schultz und Andreas Bornemann, mit den Spielern und ihren Beratern zur Vertragssituation. Sowohl Ex-Kapitän Philipp Ziereis als auch die Partnerinnen von Maximilian Dittgen, inzwischen in Ingolstadt unter Vertrag, und von Simon Makienok (noch ohne Verein) hatten eben diese kritisiert. Die Spieler, so der Tenor, seien lange im Unklaren über ihre Zukunft gelassen worden.

Neben Ziereis, Makienok und Dittgen verließen weitere Spieler den Klub, weil keine Einkunft über die Ausdehnung der Zusammenarbeit erzielt wurde: Christopher Buchtmann, Sebastian Ohlsson sowie Rico Benatelli gingen.

FC St. Pauli: James Lawrence greift Funktionäre an

Und eben James Lawrence, der am Freitag in Nürnberg unterschrieb und sich tags zuvor im Interview mit dem Portal „Millernton“ zu Wort meldete. „Es war nicht fair“, sagte der Waliser dort über die Art und Weise, in der mit ihm kommuniziert worden sei. „Ich habe zwei Tage vor Ende der Saison erfahren, dass mein Vertrag nicht verlängert wird“, führte Lawrence aus. Dabei sei ihm, erklärte er, vonseiten des Klubs signalisiert worden, dass man seinen Vertrag verlängern wolle, „egal was passiert“. Auch dann, wenn Lawrence wegen Krankheit und Verletzung nicht auf eine gewisse Anzahl an Spielen zur automatischen Verlängerung käme.

Dieser Darstellung widersprach der Verein am Samstagnachmittag öffentlich; eine ungewöhnliche Maßnahme, zumal Lawrence bei den Fans überaus geschätzt ist und dies mitsamt seiner Wirkung selbstverständlich auch im Klub bekannt ist. „Der FC St. Pauli hat Aussagen von Ex-Spieler James Lawrence mit Verwunderung zur Kenntnis genommen“, heißt es in dem Kommuniqué. „So ist es nicht zutreffend, Lawrence oder dessen Agenten sei signalisiert worden, man wolle den Vertrag ‚egal, was passiere‘ verlängern.“ Vielmehr habe der Ende Juni 2022 ausgelaufene Vertrag eine Klausel enthalten, nach der sich der Vertrag nach Erreichen einer festgelegten Anzahl von Spielen automatisch um ein Jahr verlängert hätte.

Wer spricht mit wem? Der Streit kommt für St. Pauli zur Unzeit

Lawrence wiederum hielt St. Pauli vor, es habe in den folgenden sechs Monaten, also nach der besagten und vermeintlichen Zusicherung auf Vertragsverlängerung, „dann wenig bis gar keine Kommunikation“ gegeben. Er und sein Berater hätten versucht, mit dem Klub in Kontakt zu treten, „aber es kam einfach keine Antwort“. St. Pauli seinerseits berichtete von einem Gespräch mit Timo Schultz. „Ohne einen neuen Stand im Hinblick auf den auslaufenden Vertrag“, wird der in der Mitteilung Trainer zitiert.

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Der Kiezklub äußerte sich zudem hinsichtlich der anderen Ex-Profis. „Mit weiteren Spielern bzw. deren Beratern hatte es ebenfalls Gespräche gegeben, in denen jeweils mit Bezug auf die individuelle Situation und Entwicklung Tendenzen frühzeitig mitgeteilt wurden.“

Rausschmiss über soziale Medien? Lawrence nennt es „eine Schande“

Eine Darstellung, die ebenfalls die Aussage von Lawrence konterkariert. „Ich weiß, dass ich nicht der Einzige war“, sagte der 29-Jährige, „das ist vielen Spielern passiert“. Er führte aus: „Es gab einige Spieler, die nicht einmal am Saisonende erfahren haben, wie es weitergeht. Sie hatten keine Gelegenheit, sich von den Fans zu verabschieden. Ein Spieler hat es über die sozialen Medien erfahren. Das ist wirklich eine Schande.“

Unabhängig von der Frage nach der Wahrheit kommt der Konflikt für den Klub zur Unzeit. Die Mitteilung inklusive Aussage des Trainers vier Stunden vor Anpfiff des Zweitliga-Topspiels in Hannover zeugt von dem Druck, der seit Lawrence’ Aussagen bei St. Pauli entstanden ist. Offenkundig sah sich der Kiezklub, der betonte, „trotz der Äußerungen von ehemaligen Spielern“ auch künftig keine Gründe für Trennungen öffentlich kommentieren zu werden, zu diesem Schritt genötigt.

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