„Positiv überrascht”: Neues St. Pauli beeindruckt gegen Nürnberg
Mit vielen Fragezeichen war der FC St. Pauli nach all den Veränderungen im Kader in die Saison gestartet – und lieferte selbst allerhand Antworten: Mit 3:2 (3:0) schlugen die Mannen von Trainer Timo Schultz Aufstiegs-Anwärter Nürnberg, war vor 28.582 Fans am nicht ganz ausverkauften Millerntor nahezu über die komplette Distanz die bessere Mannschaft und verblüffte sich mit dem Auftritt sogar selbst.
„Ich bin selbst positiv überrascht gewesen, wie da alles gestimmt hat. Auch in den Abläufen“, gestand Kapitän Leart Paqarada.
Um 12.58 Uhr ertönten erstmals in der Saison Hells Bells, keine drei Zeigerumdrehungen später hatte ein furios beginnender FC St. Pauli schon die erste Chance durch Marcel Hartel, der den Ball aber nicht richtig traf. 92 Sekunden Spielzeit waren vorbei, als Manolis Saliakas die erste vielversprechende Abschlusssituation hatte, aber verzog. Ein Knallstart der Hausherren, die zudem mit ihrem Offensivpressing dafür sorgten, dass die Gäste nie in Ruhe aufbauen konnten und auf lange Bälle von Keeper Mathenia zurückgreifen mussten.
St. Pauli schlägt Nürnberg zum Auftakt
Die sorgten allerdings mehrfach für Unruhe bei Braun-Weiß, weil es zwischen Keeper Dennis Smarsch und Jakov Medic erhebliche Abstimmungsprobleme gab. Drei Mal (7., 27., 32.) wurde es brenzlig, drei Mal ging es gut. Zwischendurch hatte der erste Kiezklub-Treffer der Spielzeit den immer besser aufkommenden Gästen einen herben Dämpfer verpasst: Einen Freistoß von Paqarada schädelte Jackson Irvine unhaltbar in die Maschen (24.), eine perfekte Kombination der beiden neuen Kapitäne. „Dass er ihn so gut köpft, hätte ich nicht gedacht“, witzelte Paqarada.
Von da an hatte St. Pauli wieder alles unter Kontrolle – und einen kaum zu bremsenden Lukas Daschner, der Nürnberg vor unlösbare Aufgaben stellte. Erst wurde er im Strafraum gefällt, Paqarada verwandelte den fälligen Strafstoß zum 2:0 (37.). Und nur zwei Minuten später setzte sich Daschner an der Strafraumlinie gegen drei Kontrahenten durch, seinen Schuss kratzte Mathenia mit den Fingerspitzen noch an den Innenpfosten, von wo aus die Kugel über die Linie trullerte (39.). „Wie wir gestartet sind, das war unfassbar“, staunte Daschner.
St. Pauli überrollt Nürnberg zur Halbzeit
3:0 zur Pause, die Fans, von denen viele mit großer Skepsis nach dem personellen Umbruch ins Stadion gekommen waren, komplett aus dem Häuschen. Der Dämpfer folgte allerdings stante pede. Keine 40 Sekunden waren nach Wiederanpfiff vorbei, da enteilte Duah Adam Dzwigala und platzierte die Murmel unhaltbar für Smarsch im langen Eck. Das 3:1, „ein Moment, der das Spiel so bisschen kippen kann“, befand Paqarada. „Ich glaube auch, dass das ganze Stadion in dem Moment so eine kleine Schockstarre hatte. Aber es stand halt immer noch 3:1, da musst du die Ruhe bewahren.“
Und das taten die Kiezkicker in einer beeindruckenden Weise. Nürnbergs vermeintlich frischer Elan wurde im Keim erstickt, stattdessen hatten Paqarada (52.) und Johannes Eggestein (57.) die Möglichkeit, den alten Abstand wieder herzustellen. St. Pauli hielt den Club nahezu komplett vom eigenen Tor weg, FCN-Motor Mats Möller Daehli war an alter Wirkungsstelle komplett abgemeldet und wurde später auch ausgewechselt. Einzig Distanzschüsse von Wekesser (63., 74.) versprühten so was ähnliches wie Gefahr.
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Das Ding war durch, daran konnte auch ein schlimmer Aussetzer von Medic in der Nachspielzeit nichts mehr ändern. Seine komplett misslungene Kopfball-Aktion bestrafte Valentini mit dem 3:2 (90.+3), kurz darauf war der Auftaktsieg eingetütet.
„Dass es am Ende noch mal so hektisch wird, daran sind wir selber schuld“, erklärte Marcel Hartel. „Aber nichtsdestotrotz haben wir meiner Meinung nach ein gutes Spiel gemacht, wir waren sehr aggressiv und haben intensiv gespielt.“ Genau das habe man sich vorgenommen. „Es ist einiges noch ausbaufähig, aber fürs erste Spiel kann man sagen, dass es ein guter Auftakt war.“