„Voller Abstiegskampf“: St. Pauli hadert trotz Ende der Niederlagen-Serie
Die Niederlagen-Serie ist gestoppt, der VfL Wolfsburg bleibt in der Bundesliga der Lieblingsgegner des FC St. Pauli. Auch im sechsten Duell mit den Wölfen blieb der Kiezklub unbesiegt, holte vor 28.917 Fans im trotz etlicher leerer Plätze angeblich ausverkauften Stadion ein 1:1 (1:0). Ein Punkt, der nichts anderes als überlebenswichtig war angesichts der übrigen Resultate. „Wir nehmen den Punkt mit”, bilanzierte Coach Alexander Blessin. „Was er wert ist, wissen wir am Ende der Saison.”
Schon vorm Anpfiff war klar, dass Blessin ein gewisses Risiko wagen würde, denn die Startelf offenbarte einige Überraschungen. Manolis Saliakas fand sich mitnichten in dieser wieder, stattdessen verblieb Lars Ritzka im Team. Im Gegensatz zu Elias Saad (Blessin: „Ich hatte das Gefühl, dass er eine Pause braucht”) – und auch Johannes Eggestein: Letzterer wurde einigermaßen unerwartet von Danel Sinani vertreten, allerdings eine Idee weiter hinten, so dass sich eine ungewohnte 3-5-2-Grundordnung ergab. „Bei Danel ist es so, dass er spielerisch die zwei Stürmer in Szene setzen kann”, begründete der Trainer. Für Saad rückte Dapo Afolayan in die Mannschaft. Und das bei einem gefühlten Heimspiel: Neben den knapp 2800 Menschen im Gästeblock hatten sich noch einmal ähnlich viele auf anderen Tribünen im Stadion verteilt.
St. Pauli kam gut in die Partie gegen Wolfsburg
Die sahen einen guten Beginn der Braun-Weißen, die sehr flexibel agierten, durch Noah Weißhaupt (4.) und Lars Ritzka (7.) erste Abschlüsse hatten und den VfL in dessen Ballbesitz vor große Probleme stellten. Die Wölfe brauchten ein bisschen, kamen dann aber besser ins Spiel. Yannick Gerhardts Versuch (16.) blieb aber bis zur Pause der einzig nennenswerte Abschluss, weil St. Pauli gegen den Ball sehr konzentriert agierte – und eine kurze kreative Phase prompt zur Führung nutzten.
Zunächst wurde Weißhaupt nach einem Solo noch gerade so geblockt (36.), dann zwang Afolayan Keeper Marius Müller zu einer Parade (37.). Und die daraus resultierende Ecke trat Sinani auf den zweiten Pfosten, wo Jackson Irvine mit dem Kopf querlegte und Siebe Van der Heyden das Runde ins Eckige schädelte (38.).
St. Paulis Nemeth: „Sieg wäre drin gewesen“
Diese Führung hielt lange, weil die Hamburger wahnsinnig leidenschaftlich und diszipliniert verteidigten. Und sie wurde nicht ausgebaut, weil sich in vielversprechenden Szenen gegen immer offenere Hausherren Ungenauigkeiten einschlichen. „Wenn wir die Chancen besser ausspielen, wäre ein Sieg drin gewesen”, kritisierte der bärenstarke David Nemeth. Und als Eric Smith mit seinem wuchtigen Volley-Hammer an Müller scheiterte (69.), gab es keine Minute später die große Ernüchterung: Van der Heyden hielt den eingewechselten Jakub Kaminski im Strafraum kurz am Trikot, der Pole fiel zu Boden – und es gab tatsächlich Elfmeter. Den verwandelte Mohammed Amoura sicher zum Ausgleich (70.), und es war deshalb auch der Endstand, weil der Schütze acht Minuten später aus wenigen Metern am glänzend aufgelegten Nikola Vasilj scheiterte und Hartmann den Gastgebern einen weiteren Strafstoß nach einem möglichen Handspiel Philipp Treus verwehrte.
Wahl verärgert: „Trotzdem wieder ein Gegentor“
„Ich finde, grundsätzlich ein Punkt in Wolfsburg ist in Ordnung”, urteilte Hauke Wahl. „Wenn man den Spielverlauf sieht, war glaub ich deutlich mehr drin. Wir sind super gestartet, hatten da schon unsere Möglichkeiten, machen dann nach einem Standard endlich mal ein Tor. Und dann hat Wolfsburg eigentlich sehr wenig gegeben und trotzdem haben wir wieder ein Gegentor kassiert.”
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Fast genau so sehr schmerzte das, was da an Kunde aus München gekommen war. Jackson Irvine stand nach dem Spiel noch lange in der Mixed Zone und schaute sich die Tore des 3:2-Erfolgs des VfL Bochum ungläubig an. „Das ist Fußball”, sagte der Australier schulterzuckend, während David Nemeth andere Vokabeln wählte. „Das bedeutet vollen Abstiegskampf, jeder kann jeden schlagen und wir müssen jetzt Vollgas geben. Jetzt sind die letzten neun Spiele und wir wollen da überall was mitnehmen, wir hauen da alles rein.” Das wird auch bitter nötig sein. Schon am Freitagabend, wenn die TSG Hoffenheim ans Millerntor kommt.
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