Befreiungsschlag verpasst: Warum St. Pauli trotzdem eine wichtige Botschaft sendete
Für das Ausrufen eines möglichen Wendepunktes fehlten nur wenige Zentimeter. Hätte der von Igor Matanovic geschossene Ball in der letzten Minute der Nachspielzeit gegen Heidenheim die Linie überschritten, wären ganze Felsen von den Schultern aller beim FC St. Pauli beteiligten Personen gefallen. So kamen die Brocken zwar ins Rollen, das 0:0 lieferte etliche Ansatzpunkte, die Hoffnung machen. Die Last final abzuschütteln, ist aber weiterhin eine Aufgabe, die gelöst werden muss.
Die wichtigste Botschaft war nach einer Woche der Unruhe für alle Welt ersichtlich: Zwischen Mannschaft und Trainer passt kein Blatt Papier. Das hatte der verletzt fehlende Leart Paqarada vorm Anpfiff bereits klargestellt („Ich kann sagen, dass Timo Schultz und sein Trainerteam wirklich eine unglaubliche Arbeit leisten. Das Trainerteam ist sowohl sportlich als auch menschlich astrein”), die Profis lieferten mit einem enorm leidenschaftlichen Auftritt einen weiteren Beweis. Auch wenn Paqarada unterstrich, die von Präsident Oke Göttlich geäußerte Kritik sei teamintern kein großes Thema gewesen, war es wichtig, der Allgemeinheit an diesem Samstagabend via Leistung Geschlossenheit zu demonstrieren.
FC St. Pauli: Eric Smith unterstreicht Qualität im Kader
Zudem ist der Glaube der Spieler an die eigenen Fähigkeiten nach wie vor glaubhaft unerschüttert. Aushilfskapitän Eric Smith unterstrich zum wiederholten Mal, dass die Mannschaft absolut gut genug sei, gegen jeden Gegner drei Punkte zu holen. „Und das wird kommen. Mit Sicherheit”, betonte der Schwede, der mit seiner Sichtweise bei weitem nicht alleine dastand. Auch Paqarada, Johannes Eggestein oder Marcel Hartel stießen ins selbe Horn.
Gut zu wissen ist auch, dass sich die zweite Reihe der ersten immer mehr annähert. Carlo Boukhalfa, Lars Ritzka und vor allem Afeez Aremu nutzten ihre Startelf-Chance, Connor Metcalfe war sofort nach seiner Einwechslung ein Aktivposten. Zudem verlieh die Tatsache, endlich mal wieder die Null hinten gehalten zu haben, den Protagonisten neue Zuversicht. „Jetzt ist der nächste Schritt, aus der kompakten Defensive heraus vorne auch wieder Tore zu erzielen”, sagte Eggestein.
St. Pauli-Joker Matanovic verpasste Sieg um Zentimeter
Und er sprach damit einen stets wiederkehrenden Kritikpunkt an, dessen Teil er ist. St. Paulis Geschwindigkeitsdefizit wurde in Minute sieben gravierend offensichtlich, als Eggestein mit einigen Metern Vorsprung von der Mittellinie alleine gen FCH-Tor zustürmte und schon vorm Strafraum von mehreren Gegenspielern eingeholt worden war. Etienne Amenyido hätte dabei vermutlich deutlich besser ausgesehen, daraus ein Tor abzuleiten, wäre ob seiner kläglichen Abschlüsse (17., 70.) aber unangebracht. Joker Matanovic mangelte es, wie eingangs erwähnt, bei seiner Großchance am nötigen Glück.
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Nun ist zugegebenermaßen niemandem damit geholfen, das Kind allwöchentlich beim Namen zu nennen. „Ich könnte auf die ganzen Statistiken mit den meisten Torschüssen und so verzichten, wenn der Ball einfach mal reingeht”, stöhnte Schultz. Wohlwissend, dass die Sturm-Flaute genauso zum Dauerbrenner im Kopfkino werden könnte wie die leidige Auswärtsschwäche. Am Samstag in Braunschweig hat St. Pauli die nächste Chance, beide Kapitel zuzuklappen. Und nur wenn das gelingt, waren die positiven Erkenntnisse des Heidenheim-Spiels wirklich etwas wert.