Boykott! Warum St. Paulis Ultras in Braunschweig bei Anpfiff fehlen
Alle 2250 Karten für den Gästeblock im Braunschweiger Stadion sind verkauft – dennoch wird der Tribünenbereich der St. Pauli-Fans bei Anpfiff des Spiels der Kiezkicker gegen die Eintracht am Freitagabend (18.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) wohl menschenleer sein. Die Ultras haben eine Protestaktion bei der Partie angekündigt, die auch die eigene Mannschaft zu spüren bekommen wird.
Die Fan-Gruppierung ruft zu einem Boykott der ersten fünf Spielminuten auf. So wird Ultra Sankt Pauli diese Phase des Spiels „vor dem Block verbringen, um dann gemeinsam, geschlossen und lautstark den Block zu betreten!“ und appelliert in der Erklärung an andere mitreisende St. Pauli-Fans, sich der Aktion anzuschließen und gemeinsam „ein wichtiges Zeichen“ zu setzen.
Ultras von St. Pauli boykottierten Start des Spiels in Braunschweig
Hintergrund des Fünf-Minuten-Boykotts sind die Ticketpreise bei der Partie. Eintracht Braunschweig hat fünf Heimspiele dieser Saison als Topspiele deklariert und erhebt einen Preis-Zuschlag von vier Euro gegenüber dem Normalpreis – das stets brisante Duell gegen St. Pauli ist eines dieser Topspiele.
Die Ultras sehen mit nunmehr 21 Euro für eine Stehplatzkarte eine wichtige Grenze, nämlich die 20-Euro-Marke, „überschritten“ und wollen dies nicht hinnehmen.
„Fußball muss bezahlbar bleiben – gegen Topspielzuschläge und steigende Ticketpreise!“, lautet das Motto ihrer Protestaktion. Die organisierte Fan-Szene habe „keinen Bock auf englische Verhältnisse“.
Protest gegen „dreisten“ Topspielzuschlag
Einer solchen Entwicklung, bei der Menschen mit niedrigem Einkommen sich den Stadionbesuch kaum noch oder gar nicht mehr leisten können, gelte es hierzulande „entsprechend entschlossen und kraftvoll entgegenzutreten, nicht nur in Braunschweig!“, fordert USP. „Wenn wir Preissteigerungen und dreiste Topspielzuschläge einfach hinnehmen, sehen wir dafür in Zukunft schwarz.“
Keine lautstarke Unterstützung der „Boys in Brown“ in den ersten fünf Minuten eines herausfordernden Auswärtsspiels – das trifft die Mannschaft durchaus, denn gerade auswärts ist lautstarker Support für die Gästeteam wichtig. Dennoch zeigt Trainer Fabian Hürzeler Verständnis für die Aktion.
St. Pauli-Trainer Fabian Hürzeler respektiert Boykott-Aktion der Fans
„Es ist ein legitimer Protest, sich für faire Ticketpreise einzusetzen“, sagt der Coach zum Boykott der Anfangsphase. „Ich respektiere zu 100 Prozent die Entscheidung unserer Fans. Ich liebe unsere Fans und wünsche mir natürlich, dass sie uns 90 Minuten unterstützen.“ Mit einem Schmunzeln fügt er an: „Trotzdem sage ich nicht zu meinen Spielern, dass sie kein Tor schießen sollen in den ersten fünf Minuten. Dann jubeln unsere Fans halt von außen.“
Hürzeler setzt auf den üblichen Support der Fans ab der sechsten Spielminute und hofft, dass „wir ihnen den Auswärtssieg schenken können, so dass sie dann nicht nur Proteste im Block machen müssen, sondern auch eine gewisse Freude haben.“ Die ersten fünf Minuten eines Spiels sind wichtig, die letzten fünf oft entscheidend.