Elias Saad klatscht in die Hände

Muss weiter auf sein Comeback warten: Elias Saad nach dem Heimsieg gegen Union Berlin (Foto: WITTERS)

Braun-weißes Reizthema: Saad und das Warten auf sein St. Pauli-Comeback

Wieder dabei, aber noch nicht mittendrin. In den Startlöchern, aber doch nicht losgelassen. Elias Saad muss weiter auf sein ersehntes Comeback beim FC St. Pauli warten. Auf Fragen, warum der Flügelflitzer nicht unter den fünf eingewechselten Spielern beim 3:0-Heimsieg gegen Union Berlin war, reagierte Trainer Alexander Blessin ungehalten. Die besten Argumente für den Verzicht lieferte der Blick auf die Anzeigetafel im Millerntorstadion. Klar ist: Saad muss um Spielzeit und seinen Platz in der Elf kämpfen, denn die Konkurrenz auf seiner Position ist stark wie nie – und hat mächtig vorgelegt.

Eigentlich war der Coach bester Laune gewesen nach dem ebenso verdienten wie wichtigen Sieg, dem zweiten Dreier in Serie, drei stark herausgespielten Toren und dem siebten Zu-Null-Spiel der Saison. Aber als auf der Pressekonferenz nach dem Spiel die Sprache auf Saad und dessen nicht erfolgter Einwechslung kam, gefolgt von der Frage „Kommt er dann gegen Augsburg?“, reagierte Blessin, der in der Nachspielzeit als fünften und letzten Spieler Scott Banks für Doppel-Torschütze Morgan Guilavogui gebracht hatte, ungehalten bis genervt. Seine Miene verfinsterte sich.

Blessin über Saad: „Ein bisschen Geduld haben“

„Jetzt bleib mal mit der Kirche im Dorf“, wies der Trainer den Fragesteller zurecht. „Der Junge war dreieinhalb Monate verletzt, ist jetzt eine Woche mit der Mannschaft zusammen im vollen Training. Natürlich: ich wollte ihn möglichst schnell dabeihaben, aber da muss man auch ein bisschen Geduld haben.“



Das alles ist nachvollziehbar und ergibt Sinn. Dennoch war es Blessin selbst gewesen, der auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Union eine Einwechslung von Saad als Möglichkeit genannt und sogar in Aussicht gestellt hatte. Der Offensivspieler sei „jetzt soweit“, hatte Blessin gesagt. „Ich habe da absolut ein gutes Gefühl, ihn loszulassen.“ Saad habe „gute Chancen, reinzukommen. Und da bin ich sehr, sehr froh, weil er einfach ein entscheidender Spieler ist.“

Saad-Einwechslung war möglich, aber nicht nötig

Die Frage nach Saad war legitim, mag auf Blessin etwas zu ungeduldig gewirkt haben und vielleicht ärgerte sich der Coach auch einfach darüber, dass er sich nach einem 3:0-Sieg, dem zweiten Dreier im eigenen Stadion und höchsten Sieg der Saison für seine Einwechslungen erklären oder rechtfertigen musste. Vielleicht waren es ihm auch zu viele Fragen zu Saad in letzter Zeit. Es scheint ein Reizthema zu sein.

Elias Saad bei seiner verletzungsbedingten Auswechslung gegen Mainz im Dialog mit Alex Blessin. imago/Oliver Ruhnke
Elias Saad im Gespräch mit Alex Blessin
Elias Saad bei seiner verletzungsbedingten Auswechslung gegen Mainz im Dialog mit Alex Blessin.

Entscheidend war und ist bei diesem Thema: Saad hätte schon spielen können, aber er musste gar nicht. Die Mannschaft spielte richtig gut und erfolgreich, hatte die Partie unter Kontrolle und nach 50 Minuten eine 2:0-Führung im Rücken. Es gab schlichtweg keine Not, ein Comeback zu forcieren. Ob eine späte Einwechslung ein wichtiges Zeichen an Saad gewesen wäre, das dieser gebraucht hätte, ist spekulativ. Blessin sah keine Notwendigkeit und der Auftritt seines Teams sowie der Spielstand gaben ihm recht.

Guilavogui und Weißhaupt sind erste Wahl auf den Flügeln

Dennoch betonte der Coach der Kiezkicker, dass Saad „in den nächsten Wochen extrem wichtig werden kann. Aber wir tun gut daran, ihn langsam aufzubauen und heranzuführen.“ Das klang aber dann doch defensiver als die Einschätzung im Vorfeld des Spiels, dass Saad „soweit sei“.

Kurzeinsatz hin, Bankplatz her: Saads Weg zurück wird kein Selbstläufer. Die Dreier-Offensivreihe mit dem spielenden Mittelstürmer Johannes Eggestein und den gegen Berlin furiosen Flügeln Guilavogui und Noah Weißhaupt funktioniert und harmoniert gut – und das mit durchschlagendem Erfolg. Blessin hob sie bei seinem Lob für die starke braun-weiße Teamleistung noch hervor. Sommer-Zugang Guilavogui scheint gerade so richtig ins Rollen zu kommen und Winter-Transfer Weißhaupt ist die erhoffte Sofort-Verstärkung, spielte gegen Union zum zweiten mal in Serie von Beginn an und groß auf. Es gibt keinen Grund, dieses Trio im kommenden Heimspiel gegen Augsburg zu sprengen.

Saad und Afolayan in der Herausforderer-Rolle

Blessin spricht dennoch von einer „Momentaufnahme“ und betont auch in Bezug auf Einwechslungen, dass die entscheidende Frage sei, die er sich stelle: „Wer tut der Mannschaft gerade gut? Wer kann hundert Prozent bringen? Ich glaube trotzdem, dass Elias uns noch sehr viel helfen kann und wird. Momentan ist es nach einer Woche einfach zu früh.“

Der hochveranlagte und gefährliche Saad (zwei Tore, zwei Assists in sechs Spielen) ist jetzt – wie auch Oladapo Afolayan – in der Rolle des Herausforderers. Konkurrenz belebt das Geschäft. Das hebt die Qualität, kann aber auch für Frust sorgen. Neben Fleiß und Ehrgeiz ist deshalb auch Geduld und Teamgeist gefordert.

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