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St. Pauli-Trainer Fabian Hürzeler schaut nachdenklich
  • St. Pauli-Trainer Fabian Hürzeler.
  • Foto: WITTERS

Coming-out im Profi-Fußball? Für Trainer Fabian Hürzeler ist St. Pauli „bereit“

Wenn man eine Umfrage machte in Deutschland, welcher Fußballverein wohl die besten Rahmenbedingungen für ein Coming-out eines aktiven Profispielers bietet, dann dürfte eine Mehrheit den FC St. Pauli nennen, der wie kein zweiter Verein hierzulande für Vielfalt steht. Der 17. Mai ist der internationale Tag gegen Homophobie. Am Morgen dieses Tages ging auch die groß angekündigte und mit Spannung erwartete Gruppen-Coming-out-Kampagne „Sports Free“ an den Start. Auch wenn St. Pauli das „Lieb doch, wen du willst“-Motto propagiert und auf dem Stadiondach schon lange die Regenbogen-Fahne weht: Ein Kiezkicker hat sich bislang nicht bekannt. Das ist keine Überraschung. Queerness im Profisport und speziell im Fußball ist und bleibt ein schwieriges und hochkomplexes Thema und Tabu. St. Pauli-Trainer Fabian Hürzeler vertritt eine klare Meinung dazu.

Mit technischen Problemen ist die von Ex-Jugendnationalspieler Marcus Urban und der Initiative Diversero ins Leben gerufene Online-Kampagne „Sports Free“ am Freitagmorgen gestartet. Sie soll queeren Sportlerinnen und Sportlern sowie Funktionären eine Plattform bieten, um sich zu outen. Zuletzt hatte Urban die anfangs geäußerten Hoffnungen, was eine rege Beteiligung angeht, deutlich gedämpft, sprach von Sorgen und Angst bei den vielen Aktiven. Das wäre nachvollziehbar.

Coming-out im Fußball: Kampagne „Sports Free“ gestartet

Die Bandbreite bei einem Coming-out reichte von Anfeindungen und Beleidigungen bis hin zu Heroisierung sowie (auch mediale) Fokussierung und Reduzierung auf die sexuelle Orientierung. Von einer neuen „Normalität“ nach einem möglicherweise jahrelangen Versteckspiel könnte keine Rede sein. Das wäre im ohnehin überaufgeregten Profifußball-Zirkus undenkbar.

Ist der Profi-Fußball denn im Jahr 2024 offen genug für das Thema Homosexualität und bereit für ein großes Coming-out von aktiven Spielern?

„Ich glaube, dass sich diese Frage nicht pauschal beantworten lässt, sondern es Unterschiede in den Vereinen gibt“, sagt St. Pauli-Trainer Fabian Hürzeler. „Das, was ich sagen kann: Der FC St. Pauli ist offen dafür, weil wir für genau diese Werte auch einstehen und auch genau dafür kämpfen in der Öffentlichkeit.“

Fabian Hürzeler: St. Pauli kämpft und ist „bereit“

Der Aufstiegs-Coach sieht seinen Klub, die Fans, das Umfeld, als geeigneten Ort für Diversität und auch mögliche Coming-outs. „Dementsprechend kann ich überzeugt sagen, dass wir als Verein dafür kämpfen, dass wir bereit sind. Wie die anderen Vereine das handhaben oder inwiefern sie bereit sind, das kann ich nicht beantworten, aber ich kann überzeugt sagen als Trainer des FC St. Pauli, dass wir dafür bereit wären.“

St. Pauli-Kapitän Jackson Irvine, der gerade seine langjährige Freundin Jemilla geheiratet hat, ist einer jener Kiezkicker, die sich besonders deutlich für die Werte des Vereins, für Toleranz, Diversität und gegen Rassismus und Diskriminierung starkmachen. Mit seiner Spielführer-Binde in Regenbogenfarben setzt er diesbezüglich in jedem Spiel ein Zeichen.

Kiezklub spendet – wie Dortmund, Stuttgart oder Union

Der FC St. Pauli hat sich – wie Borussia Dortmund, der VfB Stuttgart, Union Berlin und der SC Freiburg auch – mit einer Spende an der „Sports Free“-Kampagne beteiligt und darüber hinaus einen Podcast zu dem Thema produziert.

„Wir sind überwältigt von der Unterstützung des FC St. Pauli, die weit über eine finanzielle Hilfe hinausgeht“, sagt Urban, Mitgründer von Diversero zum Engagement des Kiezklubs.

Jeder 17. eines Monats ab sofort Aktionstag

Es bleibt abzuwarten, wie viele Fußballprofis die Plattform für ein Coming-out tatsächlich nutzen werden. Mit dem 17. Mai 2024 soll es das jedenfalls nicht gewesen sein. Künftig soll „der 17. eines jeden Monats weltweit als ‚Sports Free Day‘ gefeiert“ werden, so die Initiatoren. „Damit wollen wir das Bewusstsein für die Herausforderungen schärfen, mit denen queere Sportler:innen konfrontiert sind, und sie unterstützen.“

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