Corona-Krise: Zehn Verträge laufen aus: Aber St. Pauli kann nicht handeln!
Die Arme der Corona-Krise reichen bei den Klubs zurzeit in jede Ecke, nahezu alle Bereiche werden nachhaltig tangiert. Natürlich wird auch die Arbeit von St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann in Sachen Personalpolitik entscheidend beeinflusst zu einem Zeitpunkt, da die Planung für die neue Saison eigentlich in die entscheidende Phase gelangen sollte.
Ein Blick auf den aktuellen Kader des FC St. Pauli zeigt, dass eigentlich ein Berg an Arbeit wartet, aber Bornemann sind die Hände gebunden. Ob der kompletten Ungewissheit befindet sich die kickende Zunft des Kiezklubs im Wartestand, ohne jede Ahnung, wann das normale Leben wieder beginnen kann.
Weil zu vermuten ist, dass die aktuelle Phase sehr viel Geld kosten wird, und zwar ausnahmslos alle Vereine in Europa, scheint jede Verpflichtung, selbst jede Verlängerung sehr weit weg, weil niemand weiß, was am Ende von Corona noch an Mitteln übrig ist. Das komplette, in den letzten Jahren zunehmend überteuerte Konstrukt Profi-Fußball gerät ins Wanken, die Zeit der aberwitzigen Ablösesummen dürfte fürs erste Geschichte sein. Es wird eine echte Herkules-Aufgabe, für die nächste Saison ambitionierte Kader zusammenzustellen. Auch auf dem Kiez.
Sieben St. Pauli-Stammspieler auch nächste Saison unter Vertrag
Von denjenigen Profis, die im weiteren Sinne zum Stammpersonal zählen, haben lediglich sieben einen über die Saison hinaus gültigen Vertrag: Robin Himmelmann (bis 2021), Daniel Buballa (2021), Luca Zander (2023), Finn Ole Becker (2022), Rico Benatelli (2022), Ryo Miyaichi (2021) und Henk Veerman (2021). Bei Christopher Avevor (2023) und Christian Conteh (2021) muss abgewartet werden, wie sie aus ihren langen Verletzungspausen zurückkommen werden.
Auch Knoll und Buchtmann noch an St. Pauli gebunden
Dazu gesellen sich in Kevin Lankford (2022), Luis Coordes (2021) und Boris Tashchy (2022) drei Spieler, die über den Ergänzungsstatus nicht hinaus gekommen sind, sowie zwei ehemalige Korsettstangen, die bei Jos Luhukay einen deutlich geringeren Stellenwert genießen: Christopher Buchtmann und Marvin Knoll (je 2022).
Sechs Akteure trotz Vertrag vor St. Pauli-Abgang
Das sind die 14 Akteure, die das Korsett für die Zukunft bilden könnten, wobei nicht jeder Luhukays höheren Ansprüchen – wie zum Beispiel einem Aufstieg – genügen dürfte. Das gilt bereits für ein halbes Dutzend Protagonisten, die trotz laufender Kontrakte im Sommer vermutlich die Koffer packen dürfen: Philipp Ziereis (2022), Florian Carstens (2022), Yi-Young Park (2022), Jakub Bednarczyk (2021), Ersin Zehir (2023) und nun wohl auch Svend Brodersen (2021), der künftig nur noch bei der U23 trainieren soll. Da, wie eingangs erwähnt, alle Vereine vor dem identischen Problem stehen, dürfte es indes nicht ganz einfach werden mit der Suche nach neuen Arbeitgebern.
Gleich zehn Kontrakte laufen bei St. Pauli aus
Bleibt noch die zehnköpfige Fraktion jener, deren Verträge enden. Bei den Routiniers Waldemar Sobota und Johannes Flum stehen die Zeichen theoretisch auf Verbleib, zumindest war man in Gesprächen, ehe sich die Lage dramatisierte. In den Fällen James Lawrence, Leo Östigard und Viktor Gyökeres würde der Klub mit Kusshand verlängern, aus monetären Gründen war der Einfluss St. Paulis allerdings schon vor Corona arg eingeschränkt.
Dimitrios Diamantakos könnte der Klub gut gebrauchen, der Grieche hofft allerdings auf die Erfüllung seines England-Traums. Dorthin wird vermutlich Matt Penney zurückkehren, der keine signifikante Verbesserung des Kaders darstellt. Marc Hornschuh wird gehen, Korbinian Müller vermutlich ebenfalls, und Jan-Philipp Kalla selbst im Fall eines (noch offenen) Verbleibs bei den Profis keine entscheidende Rolle mehr spielen.
St. Pauli braucht frische Kräfte, aber die Zukunft ist unklar
Unterm Strich sieht es selbst bei defensiver Schätzung so aus, als bräuchte St. Pauli mindestens eine Handvoll neuer Säulen plus den einen oder anderen Perspektivspieler, will man die Ziele höher stecken als bisher. Im Umkehrschluss droht vorm letzten Heimspiel eine regelrechte Abschieds-Orgie. Das alles aber ist unter den aktuellen Umständen nichts weiter als graue Theorie. Und niemand kann seriös vorhersagen, ob und wann sich am Status etwas ändern wird.