Danel Sinani: Das hat St. Paulis Neuer aus Luxemburg drauf
Gesucht, gefunden, geholt! Der FC St. Pauli hat den nächsten Offensivspieler verpflichtet, der genau das Anforderungsprofil der Kiezkicker erfüllt und auf der Position zu Hause ist, die bei der Kaderplanung für die kommende Saison zuletzt Priorität hatte. Sein Name dürfte nur absoluten Insidern ein Begriff sein, obwohl er Nationalspieler ist: Danel Sinani, der für Luxemburg kickt, zuletzt in England bei Norwich City unter Vertrag stand, Europapokalerfahrung mitbringt – und keinen Cent Ablöse kostet.
Es ist nur wenige Tage her, da berichtete die MOPO, dass St. Paulis klarer Fokus bei der Suche nach Verstärkungen derzeit auf der offensiven Außenbahn liege. Sportchef Andreas Bornemann hatte das bestätigt. Ein spielstarker, flexibler und auch torgefährlicher Flügelspieler sollte es sein, möglichst ein Linksfuß.
Zwei Tage vor dem Abflug der Mannschaft ins Trainingslager in Südtirol war Sinani an Bord. Ein Mann, der mehr als die genannten Kriterien erfüllt und zumindest auf dem Papier perfekt passt und eine Verstärkung für die vor allem quantitativ zu dünn besetzte Außenbahn sein sollte. In welchem Maß, wird sich zeigen.
Bornemann: Sinani „ist ein erfahrener Außenspieler“
„Er ist ein erfahrener Außenspieler, der seine Qualitäten bewiesen hat“, sagt Bornemann zu der Verpflichtung des 26-Jährigen. „Danel ist sehr flexibel einsetzbar und kann verschiedene Positionen übernehmen. Damit passt er genau in das Profil, nach dem wir gesucht haben.“ Sinani kann auch auf der Zehnerposition oder als hängende Spitze spielen.
Trainer Fabian Hürzeler präzisiert die Qualitäten des Neuen. Sinani habe „ein sehr gutes Auge für die Mitspieler, sucht das direkte Duell mit den Gegenspielern und bewegt sich geschickt in den Zwischenräumen. Zudem ist er ein guter Standardschütze und robust im Zweikampf, er kann uns dadurch Balleroberungen bringen, die für unser Spiel wichtig sind.“
Sinani sorgte mit Düdelingen für Europapokal-Geschichte
Wer ist Danel Sinani darüber hinaus? Der 1,85 Meter große Offensivmann ist in Belgrad geboren, zog als Fünfjähriger mit der Familie nach Luxemburg, wo er als Fußballer groß wurde. Erste bedeutende Station war der luxemburgische Topklub F91 Düdelingen (2017 bis 2020), mit dem Sinani auch in der Europa League spielte und für Furore sorgte. Dort war übrigens zwei Jahre lang Dino Toppmöller sein Trainer, jetzt neuer Chefcoach von Eintracht Frankfurt.
Es war Sinani, der den Klub im August 2018 mit drei Toren in zwei Quali-Spielen gegen Cluj fast im Alleingang in die Gruppenphase des Europapokals geschossen hatte – als ersten luxemburgischen Klub überhaupt.
Seine Zeit in England spricht dafür, dass er die nötige physische Spielweise und Robustheit für die Zweite Liga mitbringt. 2020 wechselte Sinani zum englischen Zweitligisten Norwich City, für den er allerdings nur 18 Pflichtspiele absolvierte und in den drei Vertrags-Jahren an den belgischen Erstligisten Waasland-Beveren, den englischen Zweitligisten Huddersfield und in der ersten Hälfte dieses Jahres an den Ligarivalen Wigan Athletic ausgeliehen wurde.
Nationalspieler Sinani war zuletzt in England aktiv
Torgefährlich war Sinani vor allem in Düdelingen, wo er in 99 Spielen 46 Tore erzielte und 29 vorbereitete. Bei Huddersfield konnte er in 47 Einsätzen sieben Tore und fünf Assists verbuchen. Im Nationaltrikot schoss er in 55 Spielen elf Treffer (sechs Vorlagen) – seinen letzten übrigens beim 2:0-Sieg gegen Bosnien-Herzegowina und St. Paulis Stammkeeper Nikola Vasilj, der allerdings auf der Reservebank saß.
Nach vielen Vereinswechseln und wenig Kontinuität hofft Sinani, dass seine Karriere bei St. Pauli einen Schub bekommt. „Die Gespräche mit Sportchef und Trainer haben mir gezeigt, dass ich hier eine tolle Chance habe, anspruchsvollen Fußball zu spielen“, sagt er. Er wolle „möglichst schnell auf dem Platz stehen.“
Sinani kommt aus einer Sportlerfamilie
Über die Vertragsdauer machte der Kiezklub wie immer keine Angaben, es ist aber erfahrungsgemäß von mindestens zwei, eher drei Jahren auszugehen.
St. Paulis Neuer kommt aus einer Sportlerfamilie. Sein älterer Bruder Dejvid (30) spielt für den aktuellen luxemburgischen Meister Hesperingen und mit Danel im Nationalteam. Schwester Lejla (17) spielt in Luxemburgs erster Liga Handball und gilt als größter Fan ihrer kickenden Brüder – und dürfte ein neues Reiseziel haben: Hamburg, St. Pauli, Millerntor.