„Das Millerntor hat gebebt!“ So emotional feierten HSV und St. Pauli das Frauen-Derby
Das Frauen-Derby am Millerntor ist Geschichte, hat Geschichte geschrieben und Geschichten geliefert. Emotionen ohne Ende auf dem Rasen und den Rängen, in den Schlussminuten Standing Ovations der 19.710 Fans und ein Torschrei beim Ehrentreffer der St. Pauli-Frauen wie eine Explosion. Nach dem Schlusspfiff des DFB-Pokalspiels, das die favorisierten HSV-Frauen mit 7:1 (4:0) gewannen, wurden beide Teams von ihren Fans noch fast eine halbe Stunde lang gefeiert. Szenen, die für Gänsehaut sorgten.
„Es ist schwer in Worte zu fassen“, sagte St. Paulis Vanessa Zawada mit leuchtenden Augen. Trotz der klaren Niederlage des Drittliga-Teams gegen die in Liga zwei spielenden Stadtrivalinnen wurden die „Girls in Brown“ wie Siegerinnen gefeiert.
St. Pauli verliert Frauen-Derby im DFB-Pokal gegen HSV
Doch dann sprudelten die Worte nur so aus der Mittelfeldspielerin heraus: „Wir sind unfassbar dankbar, was die Zuschauenden uns hier heute geboten haben – wir haben vielleicht nicht ganz so viel geboten, wie sie gehofft haben.“ Vor der Rekordkulisse für ein Frauenfußballspiel auf Hamburger Boden hatte der HSV schon früh 2:0 und zur Halbzeit mit 4:0 geführt. „Aber dann sind wir zurück ins Spiel gekommen, auch aufgrund des Rückhaltes, und haben noch unser Tor gemacht.“
Spätes Tor von St. Pauli: „Das Millerntor hat gebebt“
Der Ehrentreffer der Kiezkickerinnen (90.), bei dem der Schuss von Joline Floeter von HSV-Keeperin Lela Naward ins Netz befördert wurde (offiziell ein Eigentor), wurde mit einem ohrenbetäubenden Jubelschrei gefeiert. Und „Song 2“ ertönte – erstmals in dieser Fußball-Saison. St. Paulis Männern ist am Millerntor bislang noch kein Tor gelungen.
„Das Millerntor hat gebebt“, schwärmte Zawada. „Ich glaube, dass viele keinen Unterschied gemerkt haben, ob hier ein Zweitligist von den Herren spielt – oder halt wir. Es war unfassbar schön.“ Für diesen Moment hatten die St. Paulianerinnen trotz des hohen Rückstands bis zum Ende alles gegeben – und wurden belohnt. „Wir wollen definitiv ein Tor machen und sehen, wie sich das anfühlt – die Eskalation!“, sagte Zawada mit einem breiten Grinsen.
Spielerinnen von St. Pauli und HSV wie Stars gefeiert
Die Siegerinnen waren ebenfalls hin und weg, längst nicht nur wegen des Erfolges und des Achtelfinaleinzuges. „Das war eine Mega-Stimmung“, war HSV-Stürmerin Larissa Mühlhaus, die drei Tore erzielt hatte, total begeistert und strahlte über das ganze Gesicht. Mehr als 3000 Fans hatten im Gästebereich für lautstarken Support gesorgt und auch auf der gemischten Haupttribüne waren viele HSV-Fans.
Besonders: die Szenen nach Abpfiff. „Die wollten alle Fotos mit uns, Unterschriften – auch die kleinen Kinder“, berichtete Mühlhaus. „Das erlebt man nicht alle Tage. Darauf sind wir sehr stolz, dass wir solche Fans haben.“ Gleiches widerfuhr den Gastgeberinnen, die mehrfach die Welle vor den Tribünen machten, und Ehrenrunden drehten: „Die haben uns nach Abpfiff noch 20 oder 30 Minuten gefeiert, wollten Fotos machen und Autogramme“, so Zawada. „Das ist einfach nur unglaublich.“
„Das werden wir unser Leben lang nicht vergessen“
St. Pauli-Coach Jan-Philipp Kalla, der mit Kim Koschmieder ein Trainer-Duo bildet, sprach „abgesehen vom Ergebnis“ von einem „Mega-Fußballfest“ am Millerntor. „Mir fehlen die Worte. Überragend. Vielen Dank an alle, die es möglich gemacht haben.“ Koschmieder fand es „geil“ und sprach von einem „Highlight“. Sie hatte „nach dem Treffer und dem Jubel im Stadion, trotz der Niederlage, noch lange ein Lächeln im Gesicht“.
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HSV-Trainer Marwin Bolz, „generell ein analytischer Typ“, der sich während der Partie vor allem um das Coaching kümmerte, berichtete, dass auch ihn die außergewöhnliche Atmosphäre gepackt hatte: „Es war so, dass wir auf der ganzen Bank immer wieder elektrisiert waren, was mit einem, neben einem, vor einem passiert ist. Das lässt einen nicht kalt.“
Ein Erlebnis, das bleibt. „Dieser Tag wird einen großen Platz in der Geschichte haben“, sagte HSV-Torjägerin Mühlhaus. „Ich bin stolz, hier stehen zu dürfen.“ St. Paulis Zawada ist sicher: „Das heute werden wir unser Leben lang nicht vergessen.“