„Möchte ich nicht mehr erleben“: So schlimm war es für Blessin auf der Tribüne
Es kann manchmal besser sein, Dinge mit einem gewissen Abstand zu betrachten. In diesem Fall war es viel schlimmer und dürfte phasenweise richtig wehgetan haben. Das 0:2 seiner Kiezkicker hatte Trainer Alexander Blessin aufgrund seiner Gelbsperre von der Tribüne des Mainzer Stadions verfolgt. Eine Zuschauerrolle, auf die der Coach nur allzu gerne verzichtet hätte – und auch deshalb Besserung gelobt.
Ziemlich weit oben, auf Höhe der Mittellinie, hatte Blessin während der insgesamt 95 Minuten gesessen, neben St. Paulis Videoanalysten Sami Pierau, mit dem er sich intensiv austauschte. Dabei, aber nicht mittendrin und in unmittelbarer Nähe zu den Plätzen der Medienvertreter.
Alexander Blessin in Mainz auf der Tribüne mit Analyst
In der ersten Halbzeit hatte der 51-Jährige, der von Co-Trainer Peter Nemeth auf der Bank und an der Seitenlinie sowie beim Aufwärmen auf dem Rasen vertreten worden war, einen ganz starken Auftritt seiner Mannschaft gesehen, klatschte mehrfach Beifall nach guten Aktionen, ärgerte sich aber auch sichtlich über die vergebenen Chancen. Nach der Pause nahmen die Sorgenfalten zu und der ebenso unglückliche wie bittere 0:1-Rückstand wurmte ihn sichtlich, das späte 0:2 kurz vor Abpfiff nahm er fast regungslos und konsterniert hin und eilte dann mit Schlusspfiff sofort in Richtung Kabine, um bei seiner Mannschaft zu sein.
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Einmal und nie wieder, lautete seine anschließende Bilanz auf der Pressekonferenz, die er wie gewohnt absolvieren durfte. „Das will ich so nicht mehr haben“, bekannte Blessin, der sich nach der Heimniederlage gegen Freiburg zu vehement beschwert und dafür seine vierte Gelbe Karte der Saison gesehen und damit eine Sperre kassiert hatte, klipp und klar. „Ich werde jetzt öfter mal an der Flasche nippen und meine Aussagen reduzieren, damit das nicht mehr passiert. So möchte ich das mit Sicherheit nicht mehr erleben.“
Blessin fehlt die Bewegung an der Linie und das Schreien
Das Unwohlsein habe nichts damit zu tun gehabt, dass er bei den Journalisten gesessen hatte, betonte Blessin: „Das liegt nicht an Euch, sondern an der Tatsache, dass ich mich gerne bewege und auch gerne ein bisschen rumschreie.“
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Alles andere sei „eigentlich normal“ und wie bei Auswärtsspielen üblich gewesen, so der Coach. „Normale Vorbereitung, Anfahrt, auch vor dem Spiel in der Kabine“, ließ er den Ablauf Revue passieren. Eine Minute vor Ende der ersten Halbzeit sei er dann von der Tribüne runter in die Kabine gegangen, habe dort „gewisse Szenen durchgesprochen und analysiert“, Anweisungen gegeben und sich zur zweiten Hälfte wieder auf seinen ungewohnten Sitzplatz begeben. „Da ist man ist halt weit weg vom Geschehen und hat vielleicht nicht so den richtigen Blick.“ Aufgrund seiner Sperre und der Niederlage sei es „kein schöner Tag gewesen“.
Weißhaupt und Wahl loben Co-Trainer Peter Nemeth
Die Mannschaft ging mit der widrigen Situation sehr professionell um und ließ sich nicht beirren, wie die erste Halbzeit zeigte. Mit Nemeth an der Linie habe es „super“ geklappt und es habe „alles gut funktioniert“, befand Stürmer Noah Weißhaupt nach der Partie und Innenverteidiger Hauke Wahl berichtete: „Es hat sich nicht viel geändert. Ob dann Peter die Kommandos gibt oder der Trainer, das ist nicht der große Unterschied. Deswegen haben wir es natürlich nicht groß gemerkt, aber es ist klar, dass natürlich für eine Mannschaft immer schön ist, wenn der Trainer an der Seitenlinie steht.“
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Und das – hat sich Alexander Blessin fest vorgenommen – soll bis zum Ende der Saison und darüber hinaus künftig immer der Fall sein. Und dafür will er seine Emotionen zumindest ein wenig zügeln und im Zaum halten.
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