Der Bruder als große Stütze: Guilavogui über die Familie und seinen St. Pauli-Vertrag
Irgendwoher muss er diesen unbedingten Willen ja haben. Vermutlich wurde der ihm von seinen Eltern in die Wiege gelegt, denn die sind auch hart im Nehmen. Bei strömendem Regen und böigem Wind harrten Mama (kommt aus Marokko) und Papa Guilavogui (aus Guinea) am Mittwoch an der Kollaustraße aus, um ihren Spross Morgan beim Training zuzuschauen. Nicht physisch anwesend, weil bei Leeds United unter Vertrag, aber im Geiste immer bei ihm ist Bruder Josuha.
„Er hat sich nach dem Spiel gemeldet und mehrere Nachrichten geschickt“, verriet der Franzose. „Er hat mir persönlich zu meinen Toren und meinem Spiel gratuliert. Mein Bruder versucht eher, mir eine mentale Stütze zu sein als fußballerisch. Josuha ist immer für mich da und unterstützt mich in jeder Situation.“
Bruder Josuha unterstützt St. Paulis Morgan Guilavogui
Neun Treffer hat der mittlerweile 34-Jährige in zehn Jahren Bundesliga für Wolfsburg und Mainz erzielt, Morgan – acht Jahre jünger – kommt nun bereits auf deren fünf. Ist da Familien-intern ein Wettbewerb ausgerufen worden? „Natürlich ist es cool zu wissen, dass mein Bruder zehn Jahre lang in der Bundesliga gespielt hat“, sagt Morgan. „Ich bin in meinem ersten Jahr. Für mich ist es eine ganz andere Situation, aber warum sollte ich nicht einen Rekord meines Bruders als Ziel für mich behalten?“ Am Ende aber zähle die Teamleistung vor jedem persönlichen Rekord.
Und die passt zunehmend besser beim Kiezklub. „Wir hatten natürlich zu Saisonbeginn mit einem neuen Start und neuem Trainer als Team eine Aufgabe vor uns, die wir zusammen gemeistert haben“, erklärt er. Die sei aber niemals endend. „Jeder will seine Fortschritte machen und sich verbessern. Wir betrachten es weiterhin als unsere Aufgabe, uns von Spiel zu Spiel weiterzuentwickeln.“
Guilavogui schätzt den Konkurrenzkampf bei St. Pauli
Was bei ihm persönlich unzweifelhaft zutreffend ist, die zwei Tore plus ein Assist beim 3:0 gegen Union Berlin bilden das aktuelle Highlight und ließen Guilavogui in der Nacht zu Montag sanfter schlummern. „Ich brauche nach Spielen immer etwas länger, um einzuschlafen, weil ich noch so aufgeregt vom ganzen Geschehen bin. Aber natürlich fällt es mir nach so einem 3:0 doch etwas leichter, da bin ich beruhigt eingeschlafen.“ Sein eigenes Zutun will er dabei gar nicht hoch hängen. „Ich freue mich natürlich, wenn ich der Mannschaft helfen kann und Tore schieße. Aber es geht um die Mannschaftsleistung.“
Die stimmt auch deswegen, weil es intern inzwischen einen derbes Hauen und Stechen gibt, vor allem auf den offensiven Außenbahnen. „Natürlich motiviert das“, gibt Guilavogui zu. „Wir spielen alle, seitdem wir klein sind, Fußball und kennen diese Konkurrenz. Natürlich spielen die besten und stehen am Ende auf dem Platz.“ Ihn motiviere das total, „und ich freue mich über die Spielzeit, die ich am Ende bekomme“.
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Ob seine Zeit an der Elbe – er ist vom RC Lens mit Kaufoption ausgeliehen – diese Saison überdauert, darüber mag er sich noch nicht den Kopf zerbrechen. „Ich bin hier zu einem sehr guten Projekt dazugestoßen und ich wünsche mir, dass wir unsere Ziele für diese Saison erreichen. Alles was danach kommt, wird man dann in der Zukunft sehen.“
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