Vor knapp 10.000 Fans feiert der FC St. Pauli seinen 3:2-Derbysieg gegen den HSV.
  • Vor knapp 10.000 Fans feiert der FC St. Pauli seinen 3:2-Derbysieg gegen den HSV.
  • Foto: imago/Claus Bergmann

Nächster Derbysieg! St. Pauli ist Hamburgs neuer Fußball-Riese

Der FC St. Pauli hat in einem schwer unterhaltsamen, mitunter hochklassigen und bis zum Ende spannenden Derby den Hamburger Stadtmeister-Titel verteidigt. Vor 10.003 größtenteils begeisterten Fans am Millerntor gewannen die Braun-Weißen verdient mit 3:2 (1:1) gegen den HSV und sind nun schon seit fünf Partien gegen den einstmals großen Nachbarn ungeschlagen.

St. Pauli legte los wie die Feuerwehr, presste enorm hoch und wirksam. Simon Makienok mopste Sebastian Schonlau den Ball, Foul des HSV-Kapitäns, erste Gelbe nach gerade mal drei Minuten. Den ersten Abschluss hatte Kiezklub-Nezuzugang Marcel Hartel, in dessen Strahl Schonlau mutig die Rübe hielt (4.). 60 Sekunden später war auch Leart Paqarada nach Ringer-Einlage gegen Bakery Jatta verwarnt – dann war, trotz anhaltend hoher Intensität, mal kurz Ereignispause.

Mit einer klasse Aktion von Jatta gegen Paqarada meldete sich dann der HSV offensiv an, die Hereingabe landete bei David Kinsombi, der die Kugel aber nicht richtig traf (14.). Die Gäste kamen langsam in Fahrt, aber St. Pauli hatte den passenden Prellbock parat, und zwar in Form einer eigenen Drangphase. Im ICE-Tempo.

Unterhaltsam, hochklassig spannend: St. Pauli gewinnt Derby 3:2 gegen den HSV

Den Auftakt machte Guido Burgstaller, der nach Pass von Hartel am Pfosten scheiterte (21.). Keine Minute später wurde Makienok in letzter Sekunde von Tim Leibold geblockt, dann schädelte Philipp Ziereis den Ball nach einer zauberhaften Flanke von Eric Smith freistehend knapp vorbei (23.). Braun-Weiß am Drücker – Braun-Weiß in Führung. Und das hochverdient. Nach dem nächsten gelungenen Angriff über Kyereh und Burgstaller musste Finn Ole Becker das Runde nur noch ins Eckige bugsieren.

„Die erste Halbzeit war richtig stark, begeisternd, mit ganz viel Spielfreude“, frohlockte St. Paulis Coach Timo Schultz und ergänzte: „Es steckt eine wahnsinnige Energie in der Mannschaft. Und dass wir inzwischen auch spielerisch was auf dem Kasten haben, haben wir letztes Jahr schon gezeigt.“ HSV-Kapitän Schonlau indes räumte ein: „Wir sind überhaupt nicht gut reingekommen, hatten große Probleme.“

Stadtderby: Becker bringt St. Pauli in Führung, Kittel gleicht für den HSV aus

St. Pauli blieb mit dem Vorsprung und den Fans im Rücken deutlich überlegen, der HSV wirkte merklich beeindruckt. Einzig Jatta blieb auffällig, prüfte Nikola Vasilj aus spitzem Winkel, doch der Keeper hielt sicher. Es lag auch eher das 2:0 in der Luft, zum Beispiel bei Burgstallers Knaller, den Daniel Heuer Fernandes noch um den Pfosten drehte (42.).

Doch der HSV zeigte Nehmerqualitäten und nutzte die erste kollektive Unaufmerksamkeit St. Paulis eiskalt aus. Kinsombi wurde nicht am Pass in den freien Raum auf Jatta gehindert, der legte quer und Sonny Kittel drückte die Murmel zum 1:1 über die Linie (43.).

Foul an Jatta? Kein Elfmeter für den HSV

Ein Treffer, der dem HSV Kraft, Zuversicht und Sicherheit verlieh. Die Gäste kamen dominant aus der Kabine, drückten, die beste Chance aber blieb eine scharfe Kittel-Hereingabe, die Vasilj vor Probleme stellte (55.). Auch weil Schiri Osmers ein Einsteigen von Jakov Medic gegen Jatta auf der Strafraumlinie nicht mit einem Pfiff ahndete. Für HSV-Coach Tim Walter war die Sache klar – Elfmeter. „Wozu haben wir einen VAR?”, fragte er rhetorisch.

Doppelpack! Makienok entscheidet das Derby für St. Pauli gegen den HSV

Es spricht für die Weiterentwicklung St. Paulis, wie die Mannschaft reagierte: mit einem Tor! Makienok tankte sich auf links in den Strafraum und ließ Heuer Fernandes mit seinem kernigen Abschluss einigermaßen unglücklich aussehen (56.). Der ohrenbetäubende Jubel war kaum verklungen, da brandete er bereits wieder auf. Und wieder war es Makienok, der nach perfektem Zuspiel von Jakov Medic vollstreckte (58.). 3:1, das Publikum eskalierte, der HSV geschlagen – oder? „Wer wird Deutscher Meister? Ha-Ha-Ha-HSV“ intonierten die St. Pauli-Fans nach 74 Minuten und verstummten kurz darauf wieder, weil man den Abend nicht vor der Nacht loben soll. Schonlau setzte Robert Glatzel in Szene, der Vasilj mit einem gefühlvollen Abschluss überwinden konnte. Nur noch 3:2 (77.). Und noch reichlich Zeit auf der Uhr.

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Doch in dieser tat sich nicht mehr viel. Der HSV rannte an, St. Pauli verteidigte mit Leidenschaft und brachte die Nummer schließlich nach Hause. „Beide Mannschaften haben ein geiles Spiel gezeigt“, befand ein Timo Schultz in Feierlaune. „Ein toller Tag, einfach geil.“ Das sah sein Gegenüber Tim Walter naturgemäß anders. „Es tut mir leid für unsere Fans, weil wir unsere Farben nicht so vertreten haben, wie wir uns das vorgestellt haben.“

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