Die heikle Mets-Frage: Mit Risiko gegen Bayer oder Watte für Werder?
Im Nieselregen drehte er seine Runden um den Trainingsplatz an der Kollaustraße, auf dem die Teamkollegen mit Ball am Passspiel feilten. Mit versteinertem Gesichtsausdruck. Das mag am nass-kalten Schietwetter gelegen haben. Mindestens so plausibel ist aber, dass der Grund für die getrübte Stimmung seine körperliche Verfassung ist. Der knallharte Innenverteidiger will so schnell wie möglich auf den Platz zurückkehren und seine erste Verletzungspause in seiner Zeit beim FC St. Pauli nach zwei Spielen Abstinenz beenden – doch ein zeitnahes Comeback ist nicht ohne Risiko. Eine schwierige Situation für einen, der es gewohnt ist, dass sein Körper immer mitspielt.
Um 12.15 Uhr war die Jogging-Einheit beendet, die Mets in Laufschuhen absolviert hatte. Auf einigen Runden hatte er einen Ball vor sich her gekickt, zwischenzeitlich hatte sich ihm der im Aufbautraining befindliche Scott Banks angeschlossen. So war es nicht ganz so eintönig. Als Mets sein Programm abgespult hatte, trottete er vom Rasen und verschwand im Trainingstrakt. Der Rest der Mannschaft war zu diesem Zeitpunkt noch voll in Aktion.
Karol Mets dreht vor Leverkusen-Spiel nur Laufrunden
Nur dabei, statt mittendrin beim Start in die Vorbereitung auf das Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen am Samstag. Und es ist angesichts seines lockeren Programms fraglich, ob der Linksfuß in Leverkusen überhaupt dabei sein kann oder in Hamburg bleiben wird. Klar ist, dass kein Spieler gerne auf das Duell mit dem Deutschen Meister verzichtet, Vernunft hin oder her. Immerhin war er wieder auf dem Platz zu sehen. Ein Fortschritt.
Wie stehen also die Chancen auf ein Comeback von Mets gegen Leverkusen?
„Bei Karol müssen wir tatsächlich von Tag zu Tag schauen wie es sich entwickelt“, sagt Sportchef Andreas Bornemann zum Stand bei Mets auf MOPO-Nachfrage. Die Beschwerden an der Patellasehne scheinen noch nicht vollständig oder aber gerade erst abgeklungen, was bedeutet, dass die Belastung nur langsam gesteigert werden kann, um dann zu sehen, wie die gereizte Kniescheibensehne reagiert.
Patellasehne macht Probleme: Comeback kaum zu planen
Nach den Eindrücken vom Montag sieht es eher danach aus, dass Mets ein weiteres Spiel verpassen wird. Schon in Mönchengladbach und gegen Kiel hatte der Kapitän der estnischen Nationalmannschaft gefehlt, nachdem er mit Kniebeschwerden von seiner vorangegangenen Länderspielreise nach Hamburg zurückgekehrt war.
Das Tückische: Die Patellasehne ist hochsensibel. Wird eine Reizung oder Entzündung nicht richtig auskuriert, können sich die Beschwerden über mehrere Wochen oder gar Monate hinziehen. St. Pauli will einen längeren Ausfall des Leistungsträgers unbedingt vermeiden. Am Schlimmsten wäre, wenn Mets die Probleme in die ohnehin kurze Winterpause mitnähme und auch beim Start der Vorbereitung beeinträchtigt wäre. Auch das spricht für einen konservativen Comeback-Plan.
Mets-Rückkehr gegen Werder Bremen wahrscheinlicher?
Die Chancen, dass Mets im Falle einer weiteren „Watte-Woche“ mit niedriger Intensität und sehr vorsichtiger Belastung sowie Behandlung dann im nächsten Heimspiel gegen Werder Bremen wieder mit von der Partie sein kann, sind größer als jene schnelle Rückkehr ins Wettkampfgeschehen. Und das Risiko dürfte entsprechend geringer sein.
Für eine weitere Mets-Abstinenz spricht zudem, dass Ersatzmann David Nemeth seine Sache bislang gut macht und es keine große Not gibt, das Comeback der Stammkraft zu forcieren. Zumal auch Adam Dzwigala – und damit eine Alternative für die Innenverteidigung – wieder fit und einsatzfähig ist. Klar: beide sind kein vollwertiger Mets-Ersatz, aber Nemeth erledigt seinen Job derzeit stabil und bislang ohne gravierende Fehler.
Nemeth bleibt erster Mets-Ersatz, Dwzigala wieder voll da
Für Mets ist die aktuelle Verletzungpause seine erste beim Kiezklub seit seiner Verpflichtung im Januar 2023. Fast zwei Jahre hat er durchgespielt. Einzige Ausnahme: Die Rot-Sperre zu Beginn der Aufstiegssaison, die ihn die Spieltage drei und vier gekostet hatte. In seiner gesamten Karriere muss man Verletzungen mit der Lupe suchen. Umso schwieriger ist es, mit der aktuellen Situation umzugehen.
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Aber: Mets wäre nicht der erste Kiezkicker in dieser Saison, der schneller wieder fit ist als erwartet. Auf der anderen Seite gibt es in den Reihen der Kiezkicker auch (zu) viele Beispiele für das genaue Gegenteil…