Fan-Wut wegen Drohneneinsatz am Millerntor: Polizei-Reaktion birgt neuen Zündstoff
Es gibt einmal mehr Trubel zwischen Fans des FC St. Pauli und der Hamburger Polizei. Grund dafür ist ein Drohneneinsatz der Exekutive beim Heimspiel gegen Hoffenheim vor einer Woche. Am Freitagnachmittag äußerte sich die Polizei auf MOPO-Nachfrage. Das Statement birgt durchaus Brisanz.
Die „Braun-Weisse Hilfe“ ging mit der Geschichte an die Öffentlichkeit, denn die Ursache des Drohneneinsatzes ist rätselhaft. Zwischen den Fanlagern beider Klubs gibt es keinerlei nennenswerte Berührungspunkte, die Polizei selbst hatte das Verhältnis im Vorfeld der Partie als neutral eingestuft. Warum also der Einsatz? Und was sollte er bezwecken?
Rätselhafter Drohneneinsatz am Millerntor beim Hoffenheim-Spiel
„In Hamburg nutzt die Polizei im Rahmen von Fußballspielen unbemannte Luftfahrtsysteme (ULS)/Drohnen angeblich nur für Übersichtsaufnahmen aus dem Einsatzraum“, heißt es bei der „Braun-Weissen Hilfe“, und weiter: „Angeblich würden keine allgemeinen sowie individuellen Persönlichkeitsrechte verletzt, daher bräuchte es auch keinerlei spezielle Rechtsgrundlage.“ Die sogenannten Übersichtsaufnahmen würden seitens der Hamburger Polizei angeblich auch nur in Ausnahmefällen gespeichert.
Auf eine Schriftliche Kleine Anfrage von Deniz Celik (DIE LINKE) vom 20. Februar 2025 hatte der Senat geantwortet: „Der Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen (ULS) bei Veranstaltungen ist der Entscheidung des jeweiligen Polizeiführenden vorbehalten und misst sich an der für den Einsatz entsprechenden Einsatztaktik und den einschlägigen Rechtsgrundlagen … Die von der Polizei im Rahmen von Fußballspielen eingesetzten ULS sind deutlich sichtbar mit der Aufschrift ,Polizei‘ gekennzeichnet und in den Polizeifarben foliert. Die Luftfahrzeugfernführenden tragen die Uniform-Außentragehülle der Polizei Hamburg mit Visibility-Elementen, der Aufschrift POLIZEI und der zusätzlichen Aufschrift „Drohneneinsatz“. Beamte für welche die Individualkennzeichnungspflicht gilt, tragen eine Armbinde mit Visibility-Elementen und der Aufschrift ,Drohneneinsatz‘.“
St. Pauli-Fans werfen Polizei mangelhafte Kommunikation vor
Dass in der Praxis diese Kennzeichnung nur unzureichend funktioniere, zeigten aktuelle Aufnahmen der „Braun-Weissen Hilfe“ beim Spiel gegen Hoffenheim“, kontern die Fan-Vertreter. „Eine Farce ist geradezu die Kennzeichnung der uniformierten Luftfahrzeugfernführer*innen, welche die Drohne vor Ort im Sichtflug bedienen.“ Finaler Vorwurf: „Die Kommunikation der Polizei Hamburg ist mangelhaft! Insbesondere, wenn man den weitreichenden Grundrechtseingriff und die bestehenden Unsicherheiten bedenkt.“
In Köln ist das anlasslose Filmen von Fans in Stadien untersagt
Dass es auch anders geht, zeige ein Beispiel aus einer anderen Stadt, schreibt die „Braun-Weisse Hilfe“: „Am 01.04.2021 urteilte das Landgericht Köln und erklärte: ,Das anlasslose Filmen von Fußballfans in Stadien durch Polizeibeamte ist rechtswidrig‘.“ Eng mit dem Urteil verbunden sei ein Rechtsverständnis, nach dem jedes staatliche Handeln auch eine Ermächtigungsgrundlage braucht – ebenjene fehlt für das anlasslose Filmen von Menschengruppen. „Sofern sich der Gesetzgeber weiterhin unwillig zeigt, einen entsprechenden rechtlichen Rahmen zu schaffen, welcher den Schutz der Grundrechte garantiert, ist die Hamburger Justiz gefordert, der Polizei Einhalt zu bieten“, fordert die „Braun-Weisse Hilfe“.
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Auf MOPO-Nachfrage äußerte sich die Polizei am Freitagnachmittag – und die Worte legen nahe, dass der von allen Seiten gefeierte (und komplett friedfertige) Empfang des Mannschaftsbusses kriminalisiert wird. „Der Einsatz bei dem Spiel vom 14. März erfolgte (zunächst) für Übersichtsaufnahmen aus dem Einsatzraum“, heißt es in der Stellungnahme. „Ab 18.30 Uhr war es zur Sperrung der Budapester Straße gekommen, da sich dort zahlreiche Fans des FC St. Pauli zur Ankunft des Mannschaftsbusses versammelt hatten. In diesem Zusammenhang war es zum Drohnenaufstieg (ohne Aufzeichnung) gekommen. Erst, nachdem es dort auch zu einem massiven Einsatz von Pyrotechnik gekommen war, erfolgte eine Aufzeichnung zur Beweissicherung für die sich anschließenden strafrechtliche Ermittlungen.“
„Strafrechtliche Ermittlungen“ wegen des Bus-Empfangs?
Mit anderen Worten: Denjenigen, die sich beteiligt hatten an der Aktion, von der vom Spieler bis hin zu Coach Alexander Blessin alle in höchsten Tönen geschwärmt hatten, droht offenbar Ungemach. Sollte das tatsächlich so kommen, wird die Geschichte ganz sicher noch Nachwehen haben. Denn es ist kaum davon auszugehen, dass Verein, Fans und in diesem Fall auch die Mannschaft das einfach so hinnehmen würden.
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