Connor Metcalfe war nach der späten Pleite in Braunschweig konsterniert.
  • Connor Metcalfe war nach der späten Pleite in Braunschweig konsterniert.
  • Foto: WITTERS

„Einfach scheiße“: St. Pauli nach Last-Minute-Pleite sauer auf sich selbst

Es sind heftige Zeiten, die der FC St. Pauli im Oktober 2022 durchmachen muss. Das 1:2 (0:0) vor 21.000 Zuschauer*innen bei Eintracht Braunschweig war das siebte Spiel ohne Sieg in Folge und im Zustandekommen so bitter, dass es eine echte Aufgabe wird, das Erlebte zu verarbeiten. Zwei frühe Verletzungen und ein Gegentreffer in allerletzter Sekunde – es kam knüppeldick für Braun-Weiß.

Allerdings war man nicht bereit, das Schicksal als Schuldigen zu benennen. „Es war ein ordentliches Auswärtsspiel, das wir mehr oder weniger eigenverschuldet weggegeben haben”, analysierte Trainer Timo Schultz, der sich „maßlos ärgerte”, denn: „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, es wäre sicher mehr drin gewesen.”

St. Pauli verliert in Braunschweig durch Last-Minute-Tor von Pherai mit 1:2

Die Energie aus dem guten Heidenheim-Spiel, die Erleichterung über die Rückkehr von Jackson Irvine – verflogen nach nur fünf Minuten. Die Partie hatte kaum begonnen, da gab David Nemeth schon Zeichen gen Bank, dass er raus musste. Und Timo Schultz hatte gerade begonnen, sich Gedanken über möglichen Ersatz zu machen, da rauschte Braunschweigs Benkovic an der Außenlinie ohne Rücksicht auf Verluste in ein Kopfballduell mit Irvine. Es krachte, beide blieben stark blutend auf dem Boden liegen. Doch während der Eintracht-Verteidiger mit Turban auf den Platz zurückkehrte, war für St. Paulis Australier Feierabend. „Der Cut war zu groß“, erklärte Schultz.

Der Coach brachte Adam Dzwigala für Nemeth und Connor Metcalfe für Irvine – und der Kiezklub steckte die Nackenschläge gut weg, hatte die ersten Chancen durch Marcel Hartel (9.) und Igor Matanovic (17.). Zudem ließen die Hamburger die Eintracht nahezu nie in ihr gefährliches Umschaltspiel kommen, so dass die brenzligen Szenen vorm St. Pauli-Gehäuse ausschließlich im Anschluss an Standards zustande kamen. Eric Smith blockte einen Marx-Schuss in letzter Sekunde (18.), Nikola Vasilj parierte ein Freistoß-Geschoss von Behrendt (34.).

St. Pauli dominiert in der ersten Halbzeit in Braunschweig

Die besseren Gelegenheiten hatten die dominanten Gäste (65 Prozent Ballbesitz in Hälfte eins). Hartel tauchte frei vor Keeper Fejzic auf, Behrendt brachte noch den Fuß dazwischen (30.), ein Matanovic-Kopfball (40.) und ein Heber von Lars Ritzka (45.+2) verfehlten das Ziel.

Braunschweigs Lauberbach eröffnete Durchgang zwei mit einem Abschluss, der am langen Pfosten vorbeistrich (47.). Auf der Gegenseite flog ein weiterer Matanovic-Kopfball auf das Tor (50.), ehe ein Ballverlust von Etienne Amenyido, ein schneller Pass in die Tiefe und ein Ausrutscher von Dzwigala für das bislang dickste Ding der Partie sorgten: Ujah lief alleine auf Vasilj zu, schob den Ball am Schlussmann vorbei, aber nicht in die Maschen, sondern gegen den Pfosten (55.).

Saliakas bringt St. Pauli per Traumtor in Führung

Glück für die Gäste, die fortan wieder die Kontrolle übernahmen, ohne dass sich Erwähnenswertes tat. Bis zur 68. Minute. Da bekam Manolis Saliakas die Kugel auf der rechten Seite, ging ein paar Meter und schweißte sie in den rechten Knick. Fejzic zeigte nicht einmal eine Reaktion.

Die Führung sorgte allerdings nicht für noch mehr Sicherheit, vielmehr verlor St. Pauli den fußballerischen Faden und in Minute 78 am gegnerischen Strafraum den Ball. Gleich mehrere Akteure verpassten die Gelegenheit, den Konter zu unterbrechen, als Letzter sah der bis dahin bärenstarke Jakov Medic gegen Ihorst ganz alt aus. Der Braunschweiger drang in den Strafraum ein, passte die Murmel scharf in den Fünfer, wo Pherai konsequent abschloss und Vasilj keine Chance ließ.

Später Doppelpack von Braunschweigs Pherai schockt St. Pauli

Dann kam der große Regen, und der spülte noch einmal neue Energie ins Hamburger Leben. Hartel (81., 86.) und Lukas Daschner (88.) hatten die Chance auf den Lucky Punch, doch der gelang der Eintracht in der dritten und letzten Minute der Nachspielzeit. Nach einem Einwurf gelangte der Ball zufällig über Nikolaous Rücken zu Pherai, der das Runde aus Nahdistanz ins kurze Eck donnerte. Direkt danach war Schluss.

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„Es ist schwer, Worte dafür zu finden”, gestand ein gefrusteter Igor Matanovic. „Bis zum Tor haben wir es echt gut gespielt, aber danach hat uns die Konsequenz gefehlt, einfach weiterzuspielen. Dann muss man auch mal clever sein, bei dem langen Ball vielleicht mal ein taktisches Foul machen. Im Großen und Ganzen ist es einfach scheiße.” Niemand in Braun und Weiß wird ihm widersprechen.

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