„Dann pirschst du dich ran“: Seriensieger St. Pauli rückt dem HSV auf die Pelle
Jackson Irvine ist wahrhaftig nicht verdächtig, sich von Emotionen zu unbedachten Äußerungen verleiten zu lassen. Dass der erfahrene Australier seinen FC St. Pauli in der aktuellen Situation mit Klubs wie Barcelona, Manchester City oder Paris St. Germain vergleicht, mag im ersten Augenblick übertrieben klingen. Inhaltlich aber waren wie Worte des 30-Jährigen nach dem 1:0 gegen Jahn Regensburg absolut nachvollziehbar.
„Neun Siege am Stück“, hatte der Mittelfeld-Motor fast schon ungläubig gesagt, „sind einfach unfassbar. Solche Serien hast du nur einmal in deiner Karriere. Sowas ist sonst eher den europäischen Topteams vorbehalten“. Wie Barca, ManCity oder PSG eben, wobei noch nicht einmal diese Granden in der laufenden Saison auf einen solchen Lauf zurückblicken können wie der Kiezklub.
Marcel Hartel lobt St. Paulis Kampfgeist
Der hatte vor 14 Tagen beim 5:0 in Sandhausen noch brilliert, sich am Samstag gegen einen enorm kompakten Abstiegskandidaten, der zudem noch die besseren Chancen hatte, aber sehr schwer getan. „Wir haben gefightet und Kampfgeist bewiesen. Solche Spiele musst du auch erstmal gewinnen“, sagte Marcel Hartel, der den Freistoß getreten hatte, in dessen Folge SSV-Stürmer Prince Osei Owusu zum einzigen Tor des Tages ins eigene Netz getroffen hatte (23.).
St. Paulis Lukas Daschner räumt ein: „Kein gutes Spiel von uns“
Schön anzuschauen war‘s also nicht, aber das störte am Ende weder die 29.235 Anwesenden am Millerntor (ausgenommen die rund 900 Gäste-Fans) noch die Spieler. „Es gehört manchmal natürlich auch etwas Glück dazu, das man sich aber auch durch Einsatz und Wille erarbeiten kann“, sagte Irvine schulterzuckend, derweil Lukas Daschner einräumte: „Es war ein schweres und kein gutes Spiel von uns heute. Aber wir sind glücklich über die drei Punkte .“
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Drei Punkte, die die Schützlinge von Fabian Hürzeler („Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, mit der Leistung nicht, der Einstellung aber schon“) nun auch an Fortuna Düsseldorf vorbei auf Rang vier führten. Den Stadtrivalen hat St. Pauli jetzt tatsächlich direkt vor der Nase, aber: „Wenn hier jetzt noch Fragen zum HSV kommen sollten“, stellte der Coach klar, „die werde ich nicht beantworten. Denn das nächste Spiel ist Heidenheim“.
Leart Paqarada kündigt St. Pauli-Sieg in Heidenheim an
Und da, kündigte Leart Paqarada in Bezug auf die Serie an, „machen wir es zweistellig“. Unabhängig von Tabellenplatz vier, den Braun-Weiß inzwischen innehat („Je kleiner die Zahl, desto besser“). Und unabhängig davon, dass der HSV und somit Rang drei nur noch sechs Punkte entfernt ist. „Man wird ja immer wieder gefragt, wie es mit dem Aufstieg aussieht“, sagte Paqarada: „Es ist ja so, verlieren wollen wir nicht, das ist ja klar. Und wenn du gewinnst, wie wir es momentan tun, dann pirschst du dich halt da oben ran. Und wenn es am Ende heißt, okay es besteht die Möglichkeit, dass wir hochgehen, dann wird sich ja keiner von uns hier hinstellen und sagen: Nee, wir fühlen uns ganz gut auf der vier oder fünf. Natürlich wollen wir dann hochgehen, aber das ist jetzt kein Ziel, was wir rausposaunen.“
Kiezklub-Coach Fabian Hürzeler übt Selbstkritik
Das nächste Ziel ist und bleibt Heidenheim, am kommenden Samstagabend. „Das wird nächste Woche ein Topspiel“, frohlockte Daschner und schob nach: „Wir brauchen uns vor keinem Team in der Liga zu verstecken.“ Voraussetzung dafür ist allerdings, „dass wir uns deutlich steigern“, wie Irvine sagte, und laut Hartel auch, dass man „einen Plan B“ entwickle, wenn die A-Variante nicht funktioniert.
Ein Aspekt, den Hürzeler aufnahm und Selbstkritik übte. „Es ist mir diesmal nicht gelungen, die Mannschaft maximal auf das Spiel vorzubereiten“, räumte er ein und zeigte damit, dass der FC St. Pauli auch nach fabelhaften 27 Punkten in Serie noch lange nicht zufrieden ist.