Elfer-Wahnsinn gegen Hannover: St. Pauli-Fans reagieren mit Sarkasmus
Die 0:3-Heimniederlage des FC St. Pauli gegen Hannover 96 war an sich schon schlimm und schmerzhaft genug. In den letzten gut 20 Minuten der Partie wurde sie um ein absurdes Theater erweitert. Was sich auf dem Rasen des Millerntorstadions in Co-Produktion mit einem Keller in Köln ereignete, sorgte für kollektive Ratlosigkeit und Fassungslosigkeit, gefolgt von Sarkasmus.
„Video Killed the Radio Star“, heißt ein Kult-Song der Band The Buggles. In diesem Fall war Video der absolute Killer für eine Stimmung, die ohnehin schon ganz tief unten war. Die Schlussphase der Partie im Dauerregen gipfelte im Video-Wirbel und Elfer-Wahnsinn.
FC St. Pauli: Guido Burgstaller gab zu, dass es kein Elfmeter war
Die Aufregung hatte mit einem Foul im Strafraum begonnen, das es gar nicht gab. Guido Burgstaller war in der 68. Minute nach einer Grätsche des Gegenspielers zu Boden gegangen und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Fuß. Mitspieler und Zuschauer verlangten einen Elfmeterpfiff, der ausblieb. Ein Videobeweis wurde lautstark eingefordert, aber dann doch nicht nicht bemüht, da St. Paulis Torjäger in der allgemeinen Aufregung augenscheinlich schon zugegeben hatte, nicht berührt worden zu sein. „Jeder, der Burgi kennt, weiß, dass er ein tadelloser Sportsmann ist“, meinte Trainer Timo Schultz zum Fairplay des Torjägers.
Knapp zehn Minuten später – das bittere 0:3 inklusive – kam Daniel-Kofi Kyereh im Sechzehner zu Fall. Diesmal gab es Elfmeter und keine Diskussionen. Burgstaller schnappte sich den Ball und scheiterte an 96-Keeper Zieler. Denkste. Noch während Hannover einen Doppelwechsel vornahm, schaltete sich der Video-Schiedsrichter ein. Zieler hatte sich regelwidrig zu früh bewegt. Wiederholung.
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„Ich bin persönlich kein Fan davon“, sagte der erklärte Videobeweis-Gegner Schultz, „auch wenn ich heute davon profitiert habe – hätte profitieren können.“ Die Korrektur machte das Dilemma deutlich.
Kyereh vergibt wiederholten Elfmeter nach Videobeweis
Denn auch der zweite Versuch – diesmal trat Kyereh an – ging schief. Sein Schuss knallte an die Latte, sprang auf die Linie und zurück ins Feld. In den Sekunden danach herrschte erneut Verwirrung auf dem Feld. Offensichtlich hatte Dankert wieder eine Stimme aus Köln im Ohr, denn er ließ die Partie zunächst nicht wieder laufen. War der Ball doch hinter der Linie? Also Tor? Auch auf den Tribünen herrschte totale Irritation. Dann kam schwarzer Humor hinzu.
„Zugabe! Zugabe!“, skandierten St. Pauli-Fans, während der Gäste-Anhang auf DFB und DFL schimpfte. Wenig später war dann klar: Kein Tor. Weiterspielen.