Emotionen kochen hoch: Pfiffe bei Göttlich-Ansprache zum „Herz von St. Pauli“
Die Lage hat sich noch lange nicht beruhigt, die Emotionen kochten beim Heimspiel des FC St. Pauli gegen den SC Freiburg hoch. Die Entscheidung des Vereins, das Abspielen der Stadion-Hymne „Das Herz von St. Pauli“ nach Bekanntwerden der NS-Verstrickungen des Texters auszusetzen, gefällt vielen Fans nicht – und diesem Ärger machten sich einige Anhängerinnen und Anhänger lautstark Luft.
Eine knappe halbe Stunde vor dem Anpfiff der Partie am Millerntor ergriff Präsident Oke Göttlich das Mikrofon, um einige Worte ans Publikum zu richten. Schon da gab es erste Pfiffe, weil klar war, worum es geht.
St. Pauli-Präsident Göttlich: „Kein Schnellschuss“
„Wir verstehen die Emotionen“, rief Göttlich und betonte, es dürfe in der Angelegenheit „keinen Schnellschuss“ geben, aber „auch nicht einfach ein Weiter so“. Die Verstrickungen von Lied-Texter Josef Ollig müssten weiter aufgeklärt werden und dann auch darüber diskutiert und entschieden werden, ob „Das Herz von St. Pauli“ wieder gespielt wird oder der Verzicht auf das beliebte, aber bei vielen Fans jetzt unmögliche Lied endgültig abgesetzt wird.
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Die Pfiffe nahmen während der Ansprache des Präsidenten zu, auch Buh- und Pfui-Rufe, dem Vernehmen nach vor allem von der Gegengerade und Haupttribüne. Gleichzeitig gab es aber auch Applaus für die Worte. Es ist schwer zu sagen, wie viele Fans es waren und sind, die ihrem Ärger über den vom Verein gewählten Weg, der allerdings in Abstimmung mit den organisierten Fans in allen Bereichen des Stadion verabredet und mehrheitlich verabschiedet worden war, Luft machten.
Sicherheits-Chef Brux: „Wir alle hängen an dem Lied“
Auch Minderheiten können sehr laut sein. Schon von einer Spaltung zu sprechen, wäre übertrieben und verfrüht. Da gab es schon schlimmere verbale Konfrontationen innerhalb der Anhängerschaft im Stadion. Dennoch darf man die Entwicklung der Stimmungslage mit Spannung weiter beobachten.
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Sicherheits-Chef Sven Brux ergriff ebenfalls das Wort. „Wir hängen alle an dem Lied, ich auch“, sagte Brux. „Aber eine Hymne im Stadion funktioniert nicht, wenn 20, 30 oder 40 Prozent dagegen sind.“ Ob die Zahlen nur so dahingesagt waren oder das tatsächliche Stimmungsbild widerspiegeln, ist unklar. „Solche Konflikte brauchen wir nicht. Bitte lasst uns nicht streiten, sondern darauf konzentrieren, was wichtig ist – und das ist heute hier auf dem Platz.“
Am Millerntor wird auch drei verstorbenen Fans gedacht
Göttlich schloss mit den laut gerufenen Worten: „Wir brauchen eine Lösung – mit Herz und Verstand!“
Am Freitag hatte der Kiezklub offiziell mitgeteilt, „Das Herz von St. Pauli“ vorerst nicht mehr zu spielen. Hintergrund sind die Recherchen des St. Pauli-Museums zur Entstehung des 1956 erstmals veröffentlichten Liedes, von dem am Millerntor seit mehr als 20 Jahren eine Punkrock-Version von „Phantastix & Elf“ gespielt wird. Die Forschenden werden ihre Recherchen fortsetzen.
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Wenige Minuten nach der Ansprache von Göttlich und Brux wurde im Stadion drei verstorbenen St. Pauli-Fans gedacht. Danach sang das Publikum „You’ll never walk alone“.
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