Polizisten laufen am Bahnsteig entlang

Das Vorgehen der Polizei bei der Ankunft von St. Pauli-Fans in Leipzig steht in der Kritik (Symbolbild). Foto: imago/André Lenthe

Ende der Sonderzüge? St. Paulis Fanladen äußert sich zu Polizei-Zoff von Leipzig

Im Kontext mit dem offensichtlich völlig überzogenen Polizei-Einsatz am vergangenen Sonntag in Leipzig hat sich nun auch der Fanladen des FC St. Pauli zu Wort gemeldet. Und zwar auf eine deeskalierende, sachliche Art und Weise, von der sich die „Gegenseite“ und die Politik eine dicke Scheibe abschneiden können. Eine Botschaft geht dennoch eindeutig daraus hervor.

„Bei Ankunft und Abreise des Sonderzuges mit St. Pauli-Fans zum Spiel in Leipzig kam es zu polizeilichen Maßnahmen am Leipziger Hauptbahnhof, bei denen Fans verletzt worden sind. Wir möchten dies im Folgenden aus unserer Sicht als gewaltpräventiv arbeitendes, sozialpädagogisches Fanprojekt kurz einordnen“, heißt es zum Einstieg. Ein Sonderzug mit Fans sei eine konfliktarme Art, die Anreise zu Fußballspielen zu organisieren. „Insbesondere bei aus der Fanszene selbst organisierten Sonderzügen kümmern sich Fans um die Infrastruktur ihrer eigenen Anreise und sind um einen möglichst reibungslosen Ablauf bemüht.“ Zudem reise, wegen der hohen Kapazität der Züge, stets ein recht großer Querschnitt der Anhänger*innenschaft gemeinsam an.

St. Paulis Fanladen kritisiert überzogenen Polizeieinsatz

„Ein Einsatz wie in Leipzig, bei dem die Sonderzugfahrenden aufgestoppt, eng begleitet, videographiert und teilweise aus der Menschenmenge heraus festgesetzt werden, macht Sonderzüge als Anreiseweg allerdings unattraktiv“, lautet die Schlussfolgerung. Insbesondere sofern es um den teils Jahre zurück liegenden Einsatz von Pyrotechnik gehe, „im Regelfall eine Ordnungswidrigkeit, deren Verfolgung dem Opportunitätsprinzip, nicht dem Strafverfolgungszwang unterliegt, lässt dies Maßnahmen, die in und gegen eine Menschenmenge durchgeführt werden, unverhältnismäßig erscheinen“.



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Zudem träfen Einsätze in einer Menschenmenge durch eine polizeiliche Einsatztaktik, die darauf ausgelegt sei, sich durch „unmittelbaren Zwang (heißt rückübersetzt aus dem Amtsdeutsch: Schubsen, Faustschläge und Tritte)“ Raum für Maßnahmen zu verschaffen, nahezu unvermeidlich auch unbeteiligte Fans. Dadurch wiederum steige das Risiko für Solidarisierungseffekte, die zu weiteren „lagetypischen“ Straftaten führen könnten, angefangen bei Beleidigungen und Widerstandsdelikten.

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Mittelfristig werde dies Fans auf andere Reisewege ausweichen lassen, die der Polizei und den Vereinen nicht vorab bekannt sind. „Dies kann im Interesse keiner spieltagsbeteiligten Partei sein“, heißt es: „Aus unserer Sicht wäre daher in Zukunft in vergleichbaren Situationen Zurückhaltung geboten, um Präventionsziele nicht unnötig zu gefährden.“ 

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