Entlastung für Kiezklub: Profis bieten dem FC St. Pauli finanzielle Hilfe an
Der Ball ruht in Fußball-Deutschland, die Stadien sind geschlossen, die meisten Profis trainieren allein zu Hause, Geldströme versiegen. Immer mehr Vereine melden Kurzarbeit an oder verkünden einen Gehaltsverzicht ihrer Profis. Beim FC St. Pauli gibt es derlei Maßnahmen noch nicht. Die Mannschaft hat nach MOPO-Informationen jetzt aber einen Vorstoß gemacht.
Der Mannschaftsrat der Kiezkicker um Kapitän Daniel Buballa hat demnach von sich aus die Vereinsspitze kontaktiert, um über finanzielle Entlastungen oder Hilfen in der schwierigen Lage zu sprechen.
Mannschaftsrat geht auf Bosse des FC St. Pauli zu
„Wir freuen uns, dass die Vertreter der Mannschaft mit dem Thema auf den Verein zugekommen sind“, bestätigt Sportchef Andreas Bornemann die Initiative von Spielerseite. „Die Bereitschaft ist ein gutes und starkes Signal.“ Generell gelte: „So etwas kann nur auf freiwilliger Basis geschehen.“
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Die sportliche Führung des Kiezklubs hatte sich bislang mit öffentlichkeitswirksamen Appellen oder gar Forderungen an seine Profis zurückgehalten. Nicht, weil man sich dem Thema verweigert, sondern weil es komplex und kompliziert ist. „Pauschale und plakative Lösungen ergeben meiner Ansicht nach keinen Sinn“, betont Bornemann. „Meiner Meinung nach braucht jeder Verein ein individuelles, differenziertes Modell.“
FC St. Pauli: Kein reiner Gehaltsverzicht geplant
Beim Kiezklub scheint ein reiner Gehaltsverzicht nicht das Modell der Wahl zu sein. „Eine Möglichkeit wird sicherlich sein, eine finanzielle Basis in Form eines Solidarfonds zu schaffen, um Härtefälle im Verein abfedern zu können“, so Bornemann. In diesen Fonds würden die Spieler dann einzahlen.
In komplizierten Zeiten, in denen gerne nach einfachen Antworten gesucht wird, weist Bornemann darauf hin, dass sich jeder Profi in der Frage nach Gehaltsverzicht oder Solidar-Zahlung in einer ganz eigenen Situation befinde, sei es durch Höhe seines Gehalts, Alter, Vertragslaufzeit, sportlicher Perspektive und Ambition oder auch familiärer Situation.
Andreas Bornemann will keine „aktionistischen Maßnahmen“
Beim Kiezklub will man in einer dynamischen Lage wie der Corona-Krise, deren Konsequenzen für den Fußball und damit auch die wirtschaftlichen Nöte der Klubs längst noch nicht nicht absehbar sind, nicht vorschnell Vereinbarungen treffen. Bornemann: „Wir wollen nicht aktionistisch Maßnahmen ergreifen, sondern zielgerichtet.“
Die derzeit eher defensive Haltung des Kiezklubs zu Fragen wie Gehaltsverzicht oder Kurzarbeit kann man auch dahingehend interpretieren, dass der Verein noch nicht zu radikalen Sofort-Maßnahmen gezwungen ist. Resultat des soliden Wirtschaftens der vergangenen Jahre, das sich jetzt in der Krise – im wahrsten Sinne des Wortes – auszahlt.