Fabian Hürzeler folgt seinem Ex-Chef Timo Schultz als St. Pauli-Trainer.
  • Fabian Hürzeler folgt seinem Ex-Chef Timo Schultz als St. Pauli-Trainer.
  • Foto: WITTERS

Erfolgsmodell? Nicht immer gingen Trainer-Beförderungen bei St. Pauli gut

Mit der Beförderung von Fabian Hürzeler übernimmt ein Co-Trainer den Chefposten – ein eingeübtes Modell beim FC St. Pauli. Die MOPO-Übersicht zu den beförderten Assistenten der vergangenen 35 Jahre.

Den Modellfall gab Helmut Schulte ab. Der Sauerländer kam 1984 über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zum Verein, um ausländische Jugendliche über den Fußball zu integrieren. Beim klammen Kiezklub, der damals zwischen Zweiter und Dritter Liga pendelte, stieg Schulte schnell zum Co-Trainer auf. Als die Mannschaft 1987 eine herausragende Zweitliga-Hinrunde spielte, kaufte der HSV Cheftrainer Willi Reimann für damals exorbitante 600.000 D-Mark aus seinem Vertrag. Schulte trat an seine Stelle, schaffte den Aufstieg und prägte bis zu seiner Entlassung im Februar 1991 das Bild des „neuen“ FC St. Pauli zwischen einer politisch engagierten Fanszene und fernsehtauglichem Freudenhaus-Fußball.

Eichkorn wurde in einem Jahr gleich zweimal befördert

Zurück in der Zweitklassigkeit stieg Seppo Eichkorn gleich zweimal zum Boss auf. 1992 beerbte er zuerst Horst Wohlers und dann Michael Lorkowski. Als 1994 der sicher geglaubte Aufstieg verspielt wurde, musste Eichkorn gehen.

Mit Uli Maslo kehrte St. Pauli 1995 für zwei Saisons in die Bundesliga zurück, doch im April 1997 musste der streitbare Wattenscheide seinen Hut nehmen. Co-Trainer Klaus-Peter Nemet setzte sich für die letzten sechs Erstliga-Spiele auf die Bank, die allesamt verloren gingen – eine Rekord-Negativbilanz.

Demuth schaffte nach Schulte als zweiter Ex-Assistent den Bundesliga-Aufstieg

Gerhard Kleppinger beerbte seinen Chef Eckhard Krautzun im November 1997, konnte in anderthalb Zweitliga-Jahren auf St. Pauli die sportliche Stagnation aber nicht brechen. Der Wiederaufstieg in die Bundesliga gelang unter einem anderen „Ex-Co“: Dietmar Demuth, der wie einst Helmut Schulte im März 2000 von Willi Reimann übernahm. Erst schaffte Demuth auf dramatische Weise den Klassenerhalt, ehe er St. Pauli 2001 zum Sensations-Aufstieg coachte.

Als Demuth nach dem Wiederabstieg im August 2002 geschasst wurde und Sportchef Franz Gerber sich nicht sofort auf die Trainerbank setzen wollte, musste Co-Trainer Joachim Philipkowski sich mit einem Katastrophen-Kader herumschlagen, der schließlich auch aus der Zweiten Liga abstieg – unter Gerber, der „Pipel“ zur Winterpause dann doch beerbt hatte. Einen Sonderfall stellt André Trulsen dar, der 2007 nach dem Zweitliga-Aufstieg formal als Chefcoach fungierte – weil der eigentliche Boss Holger Stanislawski erst noch seinen Fußballlehrer machen musste. Als „Stani“ seine Papiere hatte, rückte „Truller“ ins zweite Glied zurück.

Kein Fall für die Co-Trainer-Bilanz: Schultz stieg als A-Jugend-Coach auf

Thomas Meggle sprang im September 2012 nach der Entlassung von André Schubert interimsweise für zwei Wochen ein, damals mit Timo Schultz an seiner Seite. Im September 2014 wurde er vom Trainer der U23 ein weiteres Mal zum Proficoach befördert – als Nachfolger von Roland Vrabec, der wiederum im November 2013 seinen Chef Michael Frontzeck abgelöst hatte. Nach gut drei erfolglosen Monaten machte Meggle Platz für Ewald Lienen.

Als Lienen im Mai 2017 Technischer Direktor wurde, ging der Trainerstuhl an den bisherigen Assistenten Olaf Janßen, der aber schon am 6. Dezember wieder entlassen wurde – exakt fünf Jahre vor Timo Schultz, der nach seiner Zeit als Spieler ja auch 2011 als Co-Trainer beim Kiezklub begann. Bevor er 2020 den Chefposten übernahm, war Schultz allerdings A-Jugend-Trainer der Braun-Weißen.

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Bisweilen gelangen beförderten Co-Trainern brillante Bundesliga-Aufstiege, bisweilen verwalteten sie aber auch nur den sportlichen Niedergang. 

Anfang des Jahres will der FC St. Pauli entscheiden, wer als neuer Co-Trainer an die Seite von Fabian Hürzeler rückt.

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