„Grounded One“: Hürzelers erster Brighton-Auftritt mit Klopp-Motto und neuer Frisur
Anfangs sah der FC St. Pauli alt aus, nachdem Aufstiegstrainer Fabian Hürzeler seinen dringenden Wechselwunsch nach Brighton geäußert hatte und nach einem harten Verhandlungspoker zum Premier-League-Klub wechselte. Bei der Präsentation des neuen Trainers war der Kiezklub dann aber schneller als Brighton. Am vergangenen Donnerstag stellte St. Pauli Alexander Blessin als Nachfolger vor. Fünf Tage später gab dann auch Hürzeler in England seinen offiziellen Einstand auf großer Bühne. Die Mitnahme von St. Paulis Torwarttrainer Marco Knoop auf die Insel gestaltet sich allerdings so zäh wie das Angriffsspiel der englischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft.
Am Dienstagmorgen traf Fabian Hürzeler in einem Mercedes-Transporter auf der Geschäftsstelle seines neuen Arbeitgebers Brighton & Hove Albion ein. „Our boss is in the building. Guten Tag, Fabian!“, begrüßte der Premier-League-Klub den neuen Cheftrainer auf seinen Social-Media-Kanälen. Später wurde er offiziell vorgestellt. Mit dabei auf der Pressekonferenz: Geschäftsführer Paul Barber, Besitzer Tony Bloom, Profi-Pokerspieler und Multimillionär sowie David Weir, Technischer Direktor des Klubs.
Brighton stellt Fabian Hürzeler als neuen Trainer vor
Auffällig: Hürzeler präsentierte sich im Vergleich zu seiner St. Pauli-Zeit äußerlich verändert, hat eine neue Frisur mit kurzgeschnittenem Pony – ähnlich der von England-Superstar Phil Foden von Manchester City. Wenig überraschend war dagegen sein gutes Englisch, was auf Anhieb überzeugte. Die Pressekonferenz war live zu verfolgen.
„Ich will große Dinge erreichen und das Establishment herausfordern“, sagte der 31-Jährige über seine Ziele mit Brighton, Tabellenelfter der abgelaufenen Saison. Heißt: die Topteams und Großklubs Manchester City, Liverpool, Arsenal, Tottenham, Chelsea, Manchester United oder Newcaste.
Hürzeler nennt sich „grounded one“
Apropos Liverpool. Hürzeler charakterisierte sich als harten Arbeiter, sagte „I’m a grounded one“, ein Bodenständiger. Wenngleich er nicht sagte „I’m THE grounded one“, so erinnerte das doch sehr an die berühmten Worte von Jürgen Klopp, der sich bei seiner Vorstellung in Liverpool als „the normal one“ bezeichnete.
Der Job bei den „Segulls“ sei eine riesengroße Herausforderung, die er mit „Mut und Demut“ angehe, so Hürzeler, der sich trotz seines jungen Alters schon reif für die Premier Leage fühle. Er sei von seiner Qualifikation und Arbeit voll überzeugt, sonst hätte er den Job gar nicht erst angetreten. „Ich werde viel lernen und dabei sicher kein schlechterer Trainer werden.“ Mit seiner Leidenschaft für Fußball wolle er die Spieler von seinen Ideen überzeugen und jeden einzelnen Kicker im Kader wertschätzen und mit seinem Team besser machen.
Trainerteam von Hürzeler: Welchen Job macht Knoop?
Sein Trainerteam wird umfangreich sein. Aus Hamburg kommt nur Torwarttrainer Marco Knoop mit. Einer der Co-Trainer wird Jonas Scheuermann sein, zuletzt bei Bundesligist Augsburg tätig und dort auch für die Analysen zuständig. Analyst wird aber vermutlich Max Lesser werden, bis Ende letzten Jahres bei Ajax Amsterdam und zuvor den VfB Stuttgart. Weiterhin von Brighton beschäftigt werden als Assistenztrainer Andrew Crofts, Torwarttrainer Jack Stern und Nick Stanley, zuständig für Standardsituationen. Wie Knoop in dieses Trainerteam hineinpasst, wird sich noch zeigen. Möglicherweise übernimmt er – wie bei St. Pauli – die Aufgabe der Defensiv-Standards.
Auf der Homepage von Brighton tauchten bis gestern Abend jedenfalls weder Scheuermann noch Knoop im Trainerteam auf. Das könnte daran liegen, dass die Verträge noch nicht endgültig unter Dach und Fach sind. Im Fall von Knoop, den Hürzeler unbedingt mit nach Brighton nehmen wollte, liegt der Ball seit geraumer Zeit bei den „Seagulls“. Die Arbeitsgenehmigung der englischen Behörden hatte Knoop nach MOPO-Informationen schon vor einigen Tagen erhalten und damit die eigentlich entscheidende Hürde für ein Engagement genommen. Seinen Abschied offiziell verkünden konnte St. Pauli bislang aber noch nicht.
Alexander Blessin sucht neuen Torwarttrainer
Knoop hatte – wie Hürzeler – noch einen laufenden Vertrag bei St. Pauli, dürfte aber anders als der Cheftrainer keine Ablöse kosten. Wahrscheinlicher ist, dass er bereits Teil des Trainer-Deals war. Mit dieser Vereinbarung hatte St. Pauli auch dem vorzeitigen Knoop-Weggang zugestimmt. Brighton hat dem Kiezklub für Hürzelers Dienste gut fünf Millionen Euro gezahlt – eine stattliche Summe, die über Boni noch anwachsen kann, sollte Brighton beispielsweise einen Europapokal-Wettbewerb erreichen oder einen Pokalwettbewerb gewinnen.
Der FC St. Pauli, der am vergangenen Donnerstag Alexander Blessin als neuen Trainer und Hürzeler-Nachfolger präsentiert und offiziell vorgestellt hatte, hat sich längst auf die Suche nach einem neuen Torwarttrainer gemacht. Peter Nemeth, Co-Trainer von Hürzeler, wird dem Verein erhalten bleiben und künftig mit seinem früheren Mitspieler Blessin zusammenarbeiten.