Unions Kemlein, Ex-HSV-Coach Baumgart und die Derby-Rudelbildung
Er hatte sich in Rekordzeit akklimatisiert. In der Winterpause 2023/24 brauchte Aljoscha Kemlein nur ein paar Tage, um das durchaus anspruchsvolle Konzept des damaligen Trainers Fabian Hürzeler zu adaptieren und sich als Typ überragend ins Gefüge der Gruppe einzuordnen. Vor der Rückkehr ans Millerntor freut sich Unions Mittelfeld-Akteur „auf ein paar bekannte Gesichter“, ernsthafte Hinweise auf Stärken und Schwächen des Gegners aber kann der 20-Jährige nicht mehr liefern.
„Bei St. Pauli hat sich einiges geändert im Vergleich zum Vorjahr“, sagte Kemlein. Neuer Trainer, neue Spieler – „da kann ich nicht so viele Insider-Tipps liefern“. Was er aus der Distanz von seinen ehemaligen Kollegen wahrnimmt, ist allerdings positiv. „Sie sind sehr stabil“, urteilte er. „Jedes Spiel, was ich geschaut habe, haben sie echt gut gespielt, auch wenn sie verloren haben. Alles war sehr knapp, sie hätten in jedem Spiel etwas mitnehmen können.“ Deswegen werde es auf keinen Fall eine einfache Aufgabe.
Ex-St. Paulianer Aljoscha Kemlein hat einen Ex-HSV-Trainer
Die Nummer mit der geplatzten Rückkehr im vergangenen Sommer hat der U21-Nationalspieler längst verarbeitet, ein möglicher Wechsel zurück an die Elbe nach der laufenden Saison „schwirrt überhaupt nicht in meinem Kopf rum“. Was nicht verwundern kann, schließlich hat Kemlein inzwischen einen fixen Platz in der Startelf, nachdem er unter dem ehemaligen Trainer Bo Svensson noch vom Platz auf die Bank und wieder zurück rotiert war. „Es ist ein normaler Prozess, dass es nicht immer nur stetig nach oben geht“, stellte er fest.
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Nun hat Steffen Baumgart bekanntlich das Sagen an der Alten Försterei. Noch jemand mit Hamburg-Vergangenheit, wenngleich beim anderen Verein und entscheidend weniger erfolgreich. „Wir haben uns ein bisschen ausgetauscht über den Fußball, den wir letztes Jahr gespielt haben und den, den sie beim HSV gespielt haben“, berichtete Kemlein. Er war dabei, als vorm Derby-Rückspiel am drittletzten Spieltag eine Eskalation provoziert wurde. „Aber über die Rudelbildung haben wir nicht gesprochen“, ergänzte Kemlein. „Da hatte ich auch keine Konfrontation mit dem jetzigen Trainer. Ich war ziemlich im Hintergrund und weiß nicht, ob er in der ersten Reihe stand.“
Aljoscha Kemlein weiterhin in Kontakt mit St. Paulianern
Eine Wiederholung der Ereignisse für Sonntag hält Kemlein für ausgeschlossen. Vermutlich würde er sich auch raushalten aus eventuellen Dissonanzen. Schon seines Charakters wegen, aber natürlich auch, weil der seine Gegner zu großen Teilen persönlich kennt. Mit David Nemeth habe er noch sporadischen Austausch, „mit Dapo Afolayan habe ich gerade erst geschrieben“. Und auch ohne Reibereien beim Warmmachen wird es stimmungsvoll werden am Millerntor.
Das weiß Kemlein aus eigener Erfahrung nur zu gut, wobei sein aktuelles Wohnzimmer noch eine Idee mehr fasziniert. „In beiden Stadien ist gute Stimmung, aber ich muss sagen, ich finde es hier teilweise noch einen Tick lauter als in Hamburg“, sagte er Ansonsten gebe es „Ähnlichkeiten, vom Familiären her und auch von der Fußball-Kultur, wie die Leute im Stadion sind, wie die Fans von beiden Klubs für den Verein leben“.
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