Ex-St. Pauli-Kapitän: Fabio Morena über die Corona-Krise und seine Familie in Italien
Eigentlich hätte er am Sonnabend an der Bremer Brücke weilen sollen. Aber aus bekannten Gründen verbrachte Fabio Morena den gestrigen Nachmittag zu Hause in Hannover statt im Osnabrücker Stadion und hatte Zeit, im Gespräch mit der MOPO die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren zu lassen.
St. Paulis langjähriger Kapitän hatte die zweifelhafte Ehre, dem Beginn dessen, was zurzeit nicht nur den deutschen Profi-Fußball komplett ausbremst, beizuwohnen. In Timo Hübers hatte 96 am Mittwoch der vergangenen Woche den ersten infizierten Zweitliga-Profi vermeldet – im ersten Moment ein herber Schock für die „Roten“, deren Teammanager der Ex-Profi seit knapp vier Jahren ist. „Wir haben gedacht: Mist, es trifft ausgerechnet uns, alle anderen können spielen“, erzählt Morena. „Da war ja gefühlt noch Normalbetrieb.“
Ex-St. Paulianer mit Hannover als erster Zweitligist betroffen
Das änderte sich bekanntlich in Windeseile. „Es ist unfassbar schwer zu greifen, was in den letzten Tagen alles passiert ist“, gesteht Morena, der seit Donnerstag 40 Jahre jung ist. In Hannover wurden gleich am Mittwoch alle Profis nebst Staff getestet, tags darauf war klar, dass es auch Jannes Horn erwischt hatte. „Zu dem Zeitpunkt waren wir ja die Ersten“, sagt Morena, „aber dann hat es Stunde um Stunde auch andere getroffen.“ Rückblickend nicht nur für ihn immer noch irgendwie surreal. „Unfassbar, wie das an Fahrt aufgenommen hat. Timo Hübers war der erste Fall, und wo stehen wir heute …“
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Fabio Morena: „Im Moment ist vieles schwierig“
Während sich die gesamte Mannschaft und das Physio-Team des Erstliga-Absteigers seit zehn Tagen in Quarantäne befindet („Die Jungs haben Hummeln im Hintern, dass sie ab Donnerstag wieder frei laufen gehen können“), ist Morena selbst nicht davon betroffen. Trotzdem sei „im Moment vieles schwierig“, weiß er zu berichten: „Beruflich haben wir alle runtergefahren. Du kannst nichts Konkretes planen, nichts vorweg denken.“
Morena hat Familie in Italien
Aber, auch das ist ihm natürlich klar: „Wir Fußballer sind ja nicht alleine, auch andere Berufsgruppen kommen an ihre Grenzen.“ Und dann ist da noch der soziale Aspekt mit der Sorge um lieb gewonnene Menschen. Morena hat italienische Wurzeln und Verwandtschaft in dem Land, das es Stand heute deutlich schlimmer erwischt hat als Deutschland. „Hauptsächlich lebt die Familie im Süden“, erklärt er, „ich stehe natürlich in Kontakt.“ Derzeit gebe es glücklicherweise keine akuten Fälle, die ihn betreffen, „aber es ist klar, dass die Situation dort sehr kritisch ist“.