Ex-St. Pauli-Sportchef: Flugangst bewahrte Uwe Stöver vor Quarantäne
Wer im Profi-Fußball seine Berufung gefunden hat und ausgerechnet von Flugangst befallen wird, hat in der Regel ein Problem. Uwe Stöver gereichte dieser Umstand allerdings in diesem speziellen Fall nicht zum Nachteil. St. Paulis ehemaliger Sportchef kann seinem aktuellen Job bei Holstein Kiel in Gänze nachgehen, weil er einen entscheidenden Trip alleine und im Auto absolviert hat.
Im Nachhinein war die Reise nach Regensburg überflüssig wie ein Tropf. Die Partie, für den 14. März angesetzt, wurde wie alle anderen des 26. Spieltags abgesagt. Doch als der Beschluss gefasst wurde, waren die Kieler bereits per Flieger in den Süden gereist – mit Stefan Thesker an Bord, der im Anschluss positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Folge: Alle Spieler sowie Trainer und Teile des Funktionsteams wurden nach behördlicher Anordnung für 14 Tage unter häusliche Quarantäne gestellt.
St. Paulis Ex-Sportchef wagt keine Prognose
An Stöver hingegen ging der Kelch vorüber, „da hatte meine Flugangst tatsächlich mal was Positives“, sagt er lachend. Ansonsten aber ist alles, was derzeit geschieht, sehr weit weg von komisch. Und es beeinflusst die Arbeit von Stöver, analog zu der aller Sportchefs, nachhaltig. „Man kann Dinge einleiten, aber nicht abschließen“, erklärt er. Manche Dinge habe man schon angeschoben, „aber im Moment ruht vieles“. Und wie lange das noch so sein wird, sei offen: „Es gibt ja tagtäglich neue Infos, da ist eine Prognose grundsätzlich schwierig.“
Bei Saisonabbruch glaubt Uwe Stöver an große Probleme vieler Klubs
Auch in Kiel aber will man die Saison vom Grundsatz her zu Ende spielen, die Folgen eines Abbruchs schätzt auch Stöver als gravierend ein. „Ich glaube, dass es Vereine geben wird, die dann ganz große Probleme haben werden.“ Seriös einschätzen lasse sich das aktuell aber ebenfalls nicht.
Saisonverlängerung nicht ausgeschlossen
Nicht ausgeschlossen auch, dass die Spielzeit über den 30. Juni hinaus verlängert wird. „Das brächte sehr weitreichende Folgen und viele Gespräche mit sich“, bezieht sich Stöver auf die Vertragsdauer bei vielen Profis sowie das Transfergeschehen. „Aber dass in diesen Zeit grundsätzlich in alle Richtungen gedacht wird, ist legitim.“
Haushalt und Spaziergänge als Ablenkung
Vorerst aber gilt es in Kiel, die Quarantäne-Zeit bis zum nächsten Sonnabend rumzubekommen. „Die Jungs sind alle mit ihren Familien durchgehend zu Hause. Da kann ich schon verstehen, wenn da mal jemandem die Decke auf den Kopf zu fallen droht.“ Uwe Stöver selbst nutzt die zusätzliche freie Zeit, geht seiner Frau im Haushalt zur Hand und viel mit ihr spazieren. Gute Ablenkung, um nicht ständig darüber nachdenken zu müssen, „was das alles am Ende für alle noch bedeutet“.