„Die beste Mannschaft der 2. Liga“: St. Pauli hat noch Großes vor
Das erste Kapitel der Topspiel-Trilogie war ein äußerst erfolgreiches, mehr noch: Mit dem hochverdienten 3:1 gegen den FC Schalke 04 hat der FC St. Pauli nicht nur den HSV im Tableau überholt, sondern ein weiteres Statement gesetzt, das Sky-Experte Torsten Mattuschka zu einem eindeutigen Urteil kommen ließ: „Für mich ist St. Pauli aktuell die beste Mannschaft der 2. Liga.“
Ein Satz, der Fabian Hürzeler zwar freuen dürfte, mit dem der Coach der Braun-Weißen allerdings nicht wirklich viel anfangen kann. „Ich bin niemand, der groß in Euphorie verfällt, sondern einer, der Demut und Bescheidenheit vorlebt“, sagte der 30-Jährige nach dem zweiten Erfolg in Serie. „Das erwarte ich auch von meiner Mannschaft.“
Hauke Wahl schwärmt von St. Paulis Zusammenhalt
Eine Truppe, in der sehr vieles funktioniert und alles zu passen scheint. „Wir sind momentan einfach eine extrem gefestigte Mannschaft, die einen klaren Plan hat, das auch lebt, was vorgegeben wird. Die extrem viel Spaß beim Fußballspielen und einen extremen Zusammenhalt hat.“ So fasste Hauke Wahl einen Status quo zusammen, der am Samstagabend dazu führte, dass die Hamburger den Bundesliga-Absteiger über weite Strecken komplett im Griff hatten und sich durch Treffer von Marcel Hartel (21., Strafstoß; 57.) und Carlo Boukhalfa (90.+2) belohnten.
Fabian Hürzeler übt auch Kritik an St. Pauli
Aber Hürzeler wäre nicht Hürzeler, wenn er nicht das Haar in der Suppe finden würde. Dabei ging es gar nicht mal um den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Polter (29.), dem ein Missverständnis zwischen Hauke Wahl und Manolis Saliakas vorausgegangen war. Sondern um die einzig echte Schalker Drangphase unmittelbar nach dem 2:1. „Sie sind zweimal frei auf unser Tor gelaufen, das darf uns nicht passieren“, kritisierte er. „Da müssen wir noch reifer und professioneller werden. Wir haben noch Potenzial nach oben.“
Wäre ja auch langweilig, wenn nicht. Vor allem für einen Trainer, dessen Arbeitsnachweise seit seiner Installation im Dezember des vergangenen Jahres sich wie folgt lesen: Von den 25 Pflichtspielen unter Hürzelers Regie gewann St. Pauli 17, spielte sechs Mal Remis und verlor nur zwei Begegnungen. Unterm Strich sind das – das DFB-Pokalspiel in Delmenhorst eingeschlossen – 57 von 75 möglichen Punkten und ein Schnitt von 2,28 bei einem Torverhältnis von 48:18.
Zahlenwerk unter Hürzeler zeigt: St. Pauli ist aufstiegsreif
Wenn man diese Zahlen in mögliche Ziele ummünzt, ist man schnell bei Eric Smith. „Wir wollen in dieser Saison große Dinge tun“, sagte der Abwehrchef, um anschließend zu mahnen: „Wir haben noch nichts erreicht, sind aber auf dem richtigen Weg.“ Und das – man ist fast geneigt, es zu vergessen – ohne zwei Akteure, denen noch immense Bedeutung zukommen wird im Lauf der Serie.
Zum einen hat Transfer-Coup Simon Zoller noch keine einzige Minute auf dem Platz gestanden, im Kader gegen Schalke hatte er leicht angeschlagen komplett gefehlt. Ebenso wie Jackson Irvine, dessen Verletzung aus dem Länderspiel Australiens gegen Mexiko für einen großen Schock rund ums Millerntor gesorgt hatte. Es folgten die Siege gegen Kiel und Schalke.
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Was Hürzeler daraus schließt? „Erst einmal wird Jacko weiterhin Kapitän sein und ein Spieler, der nicht zu ersetzen ist“, unterstrich der Coach. „Auf der anderen Seite heißt es für mich, dass wir einen guten Kader haben, dass wir ihn als Team ersetzen können, dass Connor Metcalfe reinkommt und seine Sache sehr, sehr gut macht.“
So gut, dass die euphorisierten Fans nach dem Spiel glückselig das „Die Nummer eins der Stadt sind wir“-Lied intonieren konnten. „Meine Mama hat mir das am Samstagmorgen gesagt“, erzählte Hauke Wahl lachend. „Wir haben kurz telefoniert und sie meinte ‚wenn ihr heute gewinnt, seid ihr vor dem HSV‘.“ Das sei nun zwar eine schöne Momentaufnahme, „aber es ist noch früh in der Saison, da lege ich keinen großen Wert drauf“.