„Fast unkontrollierbar“: Warum St. Paulis Smith jetzt auf einem anderen Level spielt
Zufriedenheit? Für Eric Smith ein kompliziertes Thema. Es ist gar nicht lange her, da bezifferte der Stratege des FC St. Pauli sein in seiner ersten Bundesligaspielzeit gezeigtes Potenzial in einem sehr offenen MOPO-Interview auf „70, 80 Prozent“ und begründete die nicht gerade hohe Selbsteinschätzung auch mit seiner defensiv-lastigen Rolle, die er zwar als sinnvoll erachtete, aber die ihn nicht ganz glücklich machte. Mehr Ball und mehr Dominanz wünschte er sich für die Zukunft. Er nutze die Chance seiner neuen Rolle und nahm sich selbst in die Pflicht! Es folgten ein starker Auftritt beim FC Bayern und eine überragende Leistung gegen Mönchengladbach. Da staunen selbst die Mitspieler. Der Kapitän singt eine Lobeshymne.
Die Fans des Kiezklub sehen derzeit den besten Smith aller Zeiten – und das Timing könnte nicht besser sein in der heißen Phase des Klassenkampfes. In der „Crunch Time“ der Saison zeigt der Mann aus dem Knäckebrot-Land Schweden, was in ihm steckt und seine besten Leistungen im Trikot der „Boys in Brown“ auf dem höchsten Level, der Bundesliga.
Kapitän Jackson Irvine schwärmt von Eric Smith
Beim hochverdienten 1:1 gegen Gladbach war Smith im Mittelfeld die Schaltzentrale, der Lenker und Taktgeber, der gegen den Ball für Kompaktheit sorgte und mit der Pille am Fuß für Struktur, Druck und Gefahr. Ein dominanter Auftritt mit einem enormen Radius. Davon profitieren alle. Smith ist einer, der an einem richtig guten Tag auch die Mitspieler besser macht.
„Auf einem anderen Level“, habe der 28-Jährige gegen die „Fohlen“ gespielt, schwärmt Kapitän Jackson Irvine. „Vermutlich über jedem anderen auf dem Feld. Wenn er auf diesem Niveau spielt, ist er fast unkontrollierbar. Er hat jeden Teil des Spiels dominiert. Das war mit das Beste, was ich von ihm je gesehen habe”.
Smith in offensiveren Rolle in Topform
Smith (26 Liga-Einsätze von der ersten bis zur letzten Minute, ein Tor, eine Vorlage) ist schon seit Jahren einer der Schlüsselspieler der Kiezkicker, lange Zeit im defensiven Mittelfeld, dann erfolgreich in der Abwehrzentrale, in den vergangenen Wochen aber wieder vor der Kette und in den letzten zwei, drei Partien mit deutlich mehr offensivem Spielraum. Der blonde 1,92-Meter-Hüne riss das Spiel förmlich an sich – und untermauerte eindrucksvoll, warum er zu den Kiezkickern mit dem höchsten geschätzten Marktwert gehört (fünf Millionen Euro), was ihn selbst ziemlich überrascht, wie er der MOPO verriet.
Egal, auf welcher Position und mit welchem Auftrag: Smith gehört nahezu immer zu den Besten und vor allem: Stabilsten. Leistungträger, Führungspieler, Wortführer. „Ich bin sehr glücklich darüber, seit einigen Jahren im Mittelfeld an seiner Seite zu spielen“, untermauert Irvine, der wie Smith seit 2021 bei St. Pauli unter Vertrag steht, den Stellenwert des Jung-Vaters, zu dem er auch privat ein gutes Verhältnis hat. „Er ist ein großartiger Typ und so anerkannt in der Kabine.“
Blessin lobt St. Paulis „Katalysator“ Smith: „Überragend“
Irvine hat eine schöne Bezeichnung für die Funktion von Smith im braun-weißen Fußball. „Er kann der Katalysator für uns sein – durch ihn läuft unser Spiel“, sagt der australische Nationalspieler. Sein Nebenmann im zentralen Mittelfeld spiele aktuell „etwas höher und hat dadurch mehr Einfluss auf unser Spiel“. Insbesondere das Spiel nach vorne. Eine entscheidende Maßnahme, ihn weiter nach vorne zu ziehen und damit wortwörtlich seinen Spielraum zu erweitern.
Auch Trainer Alexander Blessin ist voll des Lobes für seinen Dirigenten auf dem Rasen und wird ihn erst einmal in der offensiveren Rolle belassen. „Er hat es mit Ball überragend gemacht – dieses Element will ich einfach nicht missen“, betont der Coach. „Eric gibt uns gerade mehr auf der Position, wobei das nicht heißt, dass wir nicht auch wieder umstellen können. Aber im Moment gefällt mir das Gebilde ganz gut.“ Denn Hauke Wahl gibt einen hervorragenden Abwehrchef.
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Irvine ist in der Causa Smith ebenfalls für ein Weiter-so – und das gilt gleichermaßen für Position wie für Form. „Eric ist das Zentrum von allem, was gut an unserem Spiel mit dem Ball ist. Hoffentlich behalten wir ihn auf seinem besten Niveau in den letzten Spielen.“
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