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Finn Ole Becker: Verlängern oder verkaufen? Die Krux mit St. Paulis Eigengewächs

Es ist nicht zu übersehen: Unter der Regie von Trainer Timo Schultz spielt Finn Ole Becker seine beste Saison beim FC St. Pauli. Ein Eigengewächs als Leistungsträger in einer starken Mannschaft – das ist nicht nur schön, sondern auch wichtig für den Verein, dem Identifikationsfiguren gut zu Gesicht stehen.

Die Zukunft des 20-Jährigen, der früher oder später in der Bundesliga landen wird, dürfte in den nächsten Wochen eine zentrale Frage werden. Dem Kiezklub und auch Becker steht eine strategische Entscheidung bevor. Auf dem Papier deutet nichts auf eine Dringlichkeit in der Angelegenheit hin, und das Thema ist auch noch nicht akut, aber das Zeitfenster längst nicht so weit offen, wie es Beckers Vertragslaufzeit bis 2022 vermuten lassen könnte. Und es ist bereits Bewegung in dieser Sache.

Finn Ole Becker ist Aushängeschild von St. Paulis Nachwuchsarbeit

Der Wert des 20-Jährigen für St. Pauli ist enorm hoch und längst nicht nur sportlicher Natur. Der gebürtige Elmshorner, der als Elfjähriger in die Jugend des Kiezklubs wechselte, ist das Aushängeschild der braun-weißen Nachwuchsarbeit, Vorbild vieler Jugendspieler im Verein. Beckers sportlicher Stellenwert lässt sich anhand der Zahlen in dieser Spielzeit ermessen. 23 Partien hat er bislang bestritten, davon 20 von Beginn an (1624 Minuten), ein Tor erzielt und eines vorbereitet.

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Nach dem jüngsten 2:1-Sieg in Osnabrück, bei dem Becker nach zwei Spielen Pause wieder mitgemischt hatte, bescheinigte Trainer Schultz seinem Schützling „große Spielfreude“. Becker habe zuvor „gefehlt“, denn er sei „ein wichtiger Teil der Mannschaft“. Der Coach hält große Stücke auf den enorm talentierten und sensiblen Mittelfeld-Techniker.

St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann lobt Finn Ole Becker

Becker hat in den vergangenen Monaten den vielzitierten nächsten Schritt gemacht. „Finn hat sich in dieser Saison stabilisiert, gut weiterentwickelt und ist zu einem wichtigen Spieler bei uns geworden“, lobt Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO. Starke Leistungen wecken Begehrlichkeiten. Schon länger ist Becker auf dem Radar zahlreicher Klubs aus der Bundesliga und dem Ausland. Das ist nur logisch bei einem Spieler seines Talents, der mehrfach für die Junioren-Nationalteams des DFB gekickt hat.

Der FC St. Pauli will Finn Ole Becker unbedingt halten

St. Pauli will Becker unbedingt halten. „Wir wollen einen Weg finden, dass es hier gemeinsam weitergeht“, betont Bornemann. „Wir sind in Gesprächen und werden in den nächsten Wochen weitere Gespräche mit ihm führen.“ Eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit dem Toptalent, das eine prägende Figur der Braun-Weißen in den nächsten Jahren sein könnte, ist das Ziel des Vereins, aber es gibt immer zwei Seiten. „Es kommt auch darauf an, was sich der Spieler für seine Zukunft und weitere Entwicklung vorstellt“, weiß Bornemann. Und auch finanziell.

St. Paulis Finn Ole Becker hat den Berater gewechselt

Spannend in diesem Zusammenhang ist, dass Becker vor wenigen Monaten den Berater gewechselt hat. Der spielfreudige Youngster wird nicht mehr von Roman Grill, sondern von der Branchen-Größe Volker Struth und dessen neuer Agentur Sports360 betreut (u.a. mit Toni Kroos, Niklas Süle und Dayot Upamecano). Ein Zeichen, dass Becker nach Höherem strebt? Das Mittelfeld-Juwel will in die Erste Liga, früher oder später. Die Frage ist, ob mit oder ohne St. Pauli. Sieht Becker woanders bessere Karriere-Chancen?

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Der Vertrag bis 2022 ist keine Garantie für seinen Verbleib über diese Saison hinaus. Die entscheidende Frage für St. Pauli, die sich deshalb jetzt stellt, lautet: verlängern oder verkaufen? Der Kiezklub kann es sich nicht leisten, einen wertvollen Spieler wie Becker nach Vertragserfüllung in eineinhalb Jahren ablösefrei ziehen zu lassen. Siehe Henk Veerman vor einem Jahr. Gerade erst hat das Portal „Transfermarkt“ Beckers Marktwert um 700 000 Euro auf 2,5 Millionen Euro hochgestuft. In diesem Bereich könnte St. Pauli bei einem vorzeitigen Verkauf verdienen. Einen Bundesligisten wird eine solche Summe nicht abschrecken.

Verlängerung mit Ausstiegsklausel für St. Pauli eine Option

Auch eine Vertragsverlängerung mit entsprechenden Klauseln, die Becker einen Ausstieg und St. Pauli finanzielle Garantien einräumen, könnte eine Option sein. So oder so ist die Personalie Becker eine besondere bei St. Pauli. „Finn hat hier mehrere Jahre gespielt und ist bei uns ausgebildet worden“, betont Bornemann. „Das ist auch zu berücksichtigen.“ In vielerlei Hinsicht.

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