St. Pauli-Trainer Alexander Blessin sitzt auf der Bank

St. Pauli-Trainer Alexander Blessin sieht sich immer wieder mit Personalproblemen konfrontiert - mit kurzfristigen und Langzeit-Ausfällen. (Foto: WITTERS)

Frust und Fragezeichen: Die Kiezkicker haben ein MET-Problem

Sie sind wieder in der Spur, zurück auf der Siegerstraße. Mit dem ersten Sieg im neuen Jahr hat sich der FC St. Pauli im Kampf um den Klassenerhalt wieder etwas Luft verschafft, Selbstvertrauen getankt und geht nach dem 2:0-Erfolg in Heidenheim mit Rückenwind in das wichtige Heimspiel gegen Union Berlin am Sonntag – und mit Personalsorgen. Vor allem in der Abwehr ist die Spieler-Decke gefährlich dünn geworden. Das liegt auch an dem MET-Problem.

MET? Das steht für Mets und Metcalfe, die beide mit Verletzungen von Länderspielreisen zurückkehrten und seit vielen Wochen fehlen. Besonders problematisch ist die Art ihrer Verletzungen, bei denen die Ausfalldauer kaum vorherzusagen ist und Comeback-Versuche mit großer Vorsicht angegangen werden müssen, begleitet von Fragezeichen und leider auch Rückschlägen. Beide sollten eigentlich schon wieder fit sein – das war zumindest die Hoffnung.

Karol Mets wird gebraucht – und ist immer noch nicht fit

Aktuell ist vor allem das Fehlen von Innenverteidiger Karol Mets bitter und schwerwiegend, weil Abwehrchef Eric Smith gelb-gesperrt ist und Adam Dzwigala noch seine Rot-Sperre absitzt. Gegen Union muss eine Not-Lösung her. Entweder rückt Lars Ritzka auf die linke Seite der Dreierkette wie gegen den VfB Stuttgart (1:0), wenn er denn seine Rückenprobleme rechtzeitig in den Griff bekommt, oder Winter-Zugang James Sands rückt nach seinem Debüt gegen Heidenheim (2:0) aus dem defensiven Mittelfeld in die Abwehrkette.

Mets plagt sich seit Mitte November mit Patellasehnen-Beschwerden herum. Der eisenharte Este, der eigentlich immer verfügbar ist und den Trainer Alexander Blessin als St. Paulis „Warrior“ bezeichnet, hat jetzt schon acht Spiele verpasst, was ihn mächtig wurmt. Gleiches gilt für die Art der Verletzung.

Patellasehnenprobleme: tückisch und langwierig

Anders als bei Muselfaser- oder Bänderrissen ist der Heilungsverlauf bei Problemen mit der hochsensiblen Patellasehne deutlich schwerer zu prognostizieren und auch die Belastungssteigerung komplizierter, weil es viel häufiger zu Rückschlägen durch neuerliche Reizung kommen kann. Der nötige Kraftaufbau muss dann unterbrochen und die Belastung erst einmal zurückgeschraubt werden. Schnell ist dann wieder eine Woche verloren, der Weg zum Comeback wieder weiter.

Karol Mets (l.) Connor Metcalfe fehlen St. Pauli. WITTERS
Karol Mets neben Connor Metcalfe
Karol Mets (l.) Connor Metcalfe fehlen St. Pauli.

Rückschläge sind ebenso normal wie frustrierend – für Spieler und Team gleichermaßen. Ein zähes Geduldsspiel. Behandeln, belasten, hoffen, bangen. Und: je länger der Ausfall desto länger der Weg zurück zur alten Form und auch zum Spielrhythmus.

Mets arbeitet am Comeback, Zeitpunkt noch unklar

Den Zustand bei Mets bezeichnete Blessin im Vorfeld des Heidenheim-Spiels als „okay“ und berichtete, dass man den 31-Jährigen auch mal bremsen müsse. Alles in allem klang das nicht so als sei ein Mets-Comeback nah. Es könnte noch länger dauern. Wie lange? Weiß niemand genau.

Das gleiche Problem bei Metcalfe. Mit dem Unterschied, dass der australische Nationalspieler sogar schon seit Ende September außer Gefecht ist. Gerade einmal vier Liga-Spiele hat der vielseitig einsetzbare Mittelfeldspieler in seiner ersten Bundesligasaison bestreiten können, fehlt dem Team als Spieler, aber auch als Charakter in der Kabine, wie Kapitän Jackson Irvine nicht nur einmal betonte.

Frust und Fragezeichen: Metcalfe seit vier Monaten raus

Metcalfe plagt sich mit Problemen im Bereich der Adduktoren, in dem er eine Muskelverletzung erlitten hat, und des Schambeins herum, eine tückische Sache. Zeit- und Nervenraubend. Sicher auch manchmal zermürbend, denn die körperlichen Beschwerden sind im Alltag nicht sicht- oder spürbar, stellen sich nur bei (stärkerer) Belastung ein. Für den Kopf ist so etwas immer schwieriger als ein Fuß in einer Schiene.

Das Fragezeichen bei Metcalfe bezüglich einer Rückkehr ins Spielgeschehen ist noch größer und dicker als das bei Mets. Es sei „schwierig, da einen Horizont anzugeben“, sagte Blessin vor wenigen Tagen. „Wir müssen das Woche für Woche neu einordnen.“ Sagt der Coach Woche für Woche. Und das seit fast vier Monaten. Schwierig. Für alle Seiten. Am schwierigsten natürlich für Metcalfe.

Beiden Spielern ist zu wünschen, dass sich St. Paulis Met-Problem bald in Wohlgefallen – besser: Wohlbefinden – auflöst.

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