Geht er jetzt von Bord? St. Paulis Meister-Macher Sinani spricht über seine Zukunft
Erst wollte er nicht, ging schnurstracks an den Journalisten in der Mixed Zone vorbei. Dann entschied er sich um, doch noch ehe die erste Frage gestellt war, zerrte ihn Oladapo Afolayan zurück in die Kabine, in der hörbar eine mächtige St. Pauli-Party abging. Der Engländer war dann auch dabei, als Danel Sinani den zweiten Versuch wagte, und zeichnete wie die Medien-Vertreter das Gespräch mit dem Siegtorschützen von Wehen per Handy auf.
Der rang sichtlich nach Worten, wirkte komplett angefasst, nachdem er schon kurz nach dem Schlusspfiff auf den Boden gesunken war und hemmungslos geweint hatte. „Ja, also, es, als ich das Tor gemacht habe, es ging mir viel über den Kopf, an den Kopf und so und das war einfach nur emotional und ich brauche ein bisschen, um zu realisieren, aber wie gesagt, momentan bin ich einfach nur überglücklich für die Mannschaft, dass wir eben diesen Weg gemacht haben, gemeinsam gemacht haben“, sprudelte es aus dem Luxemburger hinaus.
St. Paulis Danel Sinani gibt Einblick in sein Seelenleben
Genau jener hatte gefühlte Ewigkeiten nicht mehr aktiv mitwirken dürfen, stand zwar immer im Kader, war aber letztmals am 14. Spieltag beim 0:0 gegen Hannover im Einsatz gewesen. „Es war bestimmt schwer für mich, die ganze Saison über motiviert zu bleiben“, räumte er ein. „Aber am Ende des Tages zählt die Mannschaft und man muss immer bereit sein, wenn man gebraucht wird. Heute war der Tag und ich bin so glücklich, dass es geklappt hat.“
In seiner Nationalmannschaft, die nur knapp die EM-Teilnahme verpasst und vor der Sommerpause noch zwei Freundschaftsspiele hat, ist der 27-Jährige Leistungsträger. Bei St. Pauli hingegen musste er fast ein ganzes Jahr warten auf diesen einen so speziellen Moment mit seinem ersten Kiezklub-Treffer, obwohl er sich grundsätzlich pudelwohl fühlt. „Seit Tag eins bin ich hier gut angekommen. Mit der Sprache habe ich auch gar kein Problem gehabt und die Mannschaft ist super“, schwärmte er. „Man sieht auch auf dem Feld, dass jeder für den anderen da ist. Die haben mir hier das Leben einfach gemacht, auch in den schweren Zeiten. Und darüber bin ich echt froh, in diese Mannschaft gekommen zu sein.“
Danel Sinani schwärmt von St. Paulis Mannschaft
Und auch in selbiger zu bleiben? „Es werden jetzt bestimmt Gespräche geführt werden“, mutmaßte Sinani, der natürlich mehr Spielzeit anstrebt. „Aber wie gesagt, es ist noch zu früh. Ich genieße jetzt einfach den Sieg, die Meisterschaft und dann schauen wir mal weiter.“ Wobei St. Pauli keine Absichten hegt, den Profi ziehen zu lassen, im Gegenteil: Durch den Aufstieg wird mehr Flexibilität in den Systemen gefragt sein, und da kann Sinani eine gewichtige Rolle bei zukommen.
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Aber das war an diesem Sonntagnachmittag erst einmal Schnee von morgen. „Wir haben es geschafft! Und ich bin sprachlos. Die ganzen Emotionen kommen wieder hoch und wie gesagt: Ich kann es in Worten nicht fassen.“