Millerntor-Stadion vor Spielbeginn

Am Millerntor gibt es zurzeit keine Hymne. Foto: imago/Claus Bergmann

Gibt es einen Ersatz-Song? So geht die Diskussion um „Das Herz von St. Pauli“ weiter

Die Diskussion um die Stadion-Hymne „Das Herz von St. Pauli“ und dessen Texter Josef Ollig hält den Kiezklub weiter auf Trab. Ein Ende ist noch nicht abzusehen, auch noch kein finales Ergebnis. Aber zumindest für die nahe Zukunft ist klar, ob und wie es mit dem Song bei Heimspielen weitergeht.

Was die weitere Debatte angeht, so geht es jetzt ins Detail. „Für den weiteren Austausch plant der FC St. Pauli, auf Basis der Recherchen des FCSP-Museums eine erweiterte Dokumentation zur Rolle von Ollig im NS-Vernichtungskrieg zu veröffentlichen sowie eine Veranstaltung zu organisieren“, gab der Klub bekannt. Die Dokumentation sei derzeit in Arbeit, sie baue auf den Recherchen des FC St. Pauli-Museums auf. „Dabei werden Archive eingesehen, historische Dokumente ausgewertet und der zeithistorische Zusammenhang eingeordnet“, heißt es.

„Das Herz von St. Pauli“-Texter Josef Ollig war ein Rassist

Durch die Recherchen des Museums lägen bereits wissenschaftlich belastbare Quellen zu dem Lebenslauf von Josef Ollig vor. So sei es unstrittig, „dass er bereits vor der NS-Zeit für eine nationalistische Zeitung tätig gewesen war, die die NSDAP unterstützte. Im Krieg war er als Propagandist an der Ostfront, in seinen Schriften benutzte er rassistische und menschenverachtende Begriffe der Nazi-Ideologie, die den Vernichtungskrieg und schwerste Kriegsverbrechen unterstützten“.

Angesichts dieser Erkenntnisse hatte der FC St. Pauli bereits beim letzten Heimspiel gegen Freiburg das Abspielen des Lieds ausgesetzt, um weitere Informationen zu sammeln und den Austausch fortzusetzen. Zu Ollig lägen auch historische Original-Dokumente zur „Entnazifizierung“ vor, die man dokumentieren werde. Bekannt sei zudem, dass er nach dem Krieg wieder als Journalist tätig wurde, unter anderem bei der Zeitung „Die Welt“ und dem „Hamburger Abendblatt“. Der Text für das Lied „Das Herz von St. Pauli“ schrieb Ollig Mitte der 1950er-Jahre. „Auch hier wollen wir eine zeithistorische Einordnung vornehmen lassen sowie mögliche Kontinuitäten in der Arbeit von Ollig diskutieren“, schreibt der Klub.

Kein St. Pauli-Ersatz-Song bis zur finalen Entscheidung

All das wird Zeit in Anspruch nehmen. Ende März soll die Dokumentation voraussichtlich vorliegen und danach veröffentlicht werden. Eine Veranstaltung könne dementsprechend im April oder Mai stattfinden, hier müssten noch verfügbare Termine geprüft werden. Die Diskussionsveranstaltung werde für alle Mitglieder und Fans offen sein – mit vorheriger Anmeldung, da der Platz im Ballsaal begrenzt ist. Man prüfe zudem, ob man die Veranstaltung live übertragen könne.

Das könnte Sie auch interessieren: Droht Elias Saad erneut ein Ausfall?

„Eine finale Entscheidung über den Umgang soll es danach geben“, ließ St. Pauli wissen. „Bis dahin werden wir keinen Ersatzsong spielen.“ Heißt im Klartext: Zumindest für die laufende Saison ist die Wahrscheinlichkeit extrem gering, dass „Das Herz von St. Pauli“ noch mal am Millerntor ertönt. Das letzte Heimspiel der Saison gegen den VfL Bochum steigt am 17. Mai.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp