„Gier“ auf das Premieren-Tor: Wie St. Pauli nun endlich treffen will
Das Ziel ist klar formuliert. „Wir wollen etwas Zählbares mitnehmen aus Augsburg“, hat St. Pauli-Trainer Alexander Blessin vor dem Auswärtsspiel am Sonntag (15.30 Uhr) angekündigt. Im dritten Spiel soll erstmals eingezahlt werden auf das noch leere Konto der Kiezkicker und dafür braucht es so gut wie sicher das erste Tor in der Bundesliga. Noch warten die Braun-Weißen auf ihren Premierentreffer im Oberhaus. Für Trainer Alexander Blessin keine Frage der Zeit, sondern Arbeit. Dass seine Mannschaft zu ungefährlich ist, sieht er nicht so.
Er hat ein gutes Gefühl. Auch nach 180 Erstliga-Minuten ohne Torerfolg gegen Heidenheim (0:2) und in Berlin (0:1) zweifelt der Coach nicht an der nötigen offensiven Gefährlichkeit seiner Mannschaft. „Wenn du im Nachgang das Heidenheim-Spiel siehst, hättest du vorher wahrscheinlich nie gedacht, dass du elf Torschüsse hast und fünf aufs Tor gehen. Da war ich von den Chancen her sehr zufrieden.“
St. Pauli braucht mehr Torchancen und bessere Verwertung
Mit der Chancenverwertung kann Blessin aber nicht zufrieden sein, da müsse man „konsequenter“ sein. „Diese Gier, den letzten Schritt zu machen, ist extrem wichtig“, betont Blessin, der als Profi selbst Stürmer war. „Es geht darum, diese Chancen dann auch zu nutzen.“ Generell gelte: „Das Vertrauen hole ich mir als Stürmer über das Training.“
In der abgelaufenen Trainingswoche standen für die Stürmer um Neuzugang Morgan Guilavogui und Johannes Eggestein auch Einheiten mit Torabschlüssen auf dem Programm, wie Blessin berichtet. „Es gibt ein paar Prinzipien, die ich habe und den Stürmern gerne mitgebe. In der Positionierung in der Box und Laufwege zu haben. Das ist wichtig, um selbst eine Abschlussposition in der Box zu haben oder Möglichkeiten für Mitspieler zu öffnen.“
Arbeit an den letzten Pässen und Laufwegen
In der Statistik der Torschüsse stehen die Kiezkicker nach zwei Spielen mit 19 aber nur auf dem vorletzten Platz. Lediglich Werder Bremen hat noch seltener auf die Kiste geschossen oder geköpft (17). St. Pauli muss eindeutig an der Durchschlagskraft arbeiten, um häufiger in Abschlusssituationen zu kommen. „Mehr Chancen bedeutet mehr Tore – das ist der Ansatz.“
Verbesserungspotenzial und auch -bedarf gibt es eindeutig beim Herausspielen von Chancen. „Es geht darum, die letzten Pässe noch konsequenter, klarer, sauberer zu spielen“, betont Blessin. „Das ist genau das, was wir unter der Woche trainiert haben. Das sah schon ganz gut aus – auch Laufwege, die extrem wichtig sind, die tiefen Läufe, die man immer wieder braucht.“ Wege, die man auch wollen muss.
Zu ungefährlich? Blessin sieht kein generelles Problem
Ein generelles Problem sieht Blessin trotz der ersten beiden Spiele ohne Torerfolg (noch) nicht, verweist auch auf die letzte Phase der Saisonvorbereitung. „Mich stimmt schon positiv, dass wir gegen Atalanta, Norwich und Lyon auch schon immer wieder Chancen kreiert haben. Wenn wir jetzt über mehrere Spiele wenig Chancen herausarbeiten, dann können wir darüber reden“, so der Coach. Gegen besagte Test-Gegner hatte seine Mannschaft 3:0, 3:1 und 1:0 gewonnen.
Dass es vorne endlich klingelt in dieser Saison und St. Pauli das erste Tor in der Bundesliga seit mehr als 13 Jahren oder auch 160 Monaten erzielt (das bis dato letzte schoss Mathias Lehmann am 14. Mai 2011 bei der 1:2-Niederlage in Mainz im letzten Saisonspiel), wäre auch für die Köpfe extrem wichtig. Es könnte den Kiezkickern Mut machen, dass Augsburg in zwei Spielen schon sechs Gegentore kassiert und sich defensiv bislang als nicht sattelfest präsent hat.
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Blessin sieht sein Team „auf dem richtigen Weg“. Er sei „absolut positiv, was die nächsten Spiele anbelangt, dass über kurz oder lang die Punkte kommen werden.“ Kurzfristig wäre schön, lang ein Problem. Das gilt fürs Punkten wie fürs Knipsen.