Nikola Vasilj hat den Strafstoß von Vincenzo Grifo gehalten

Verrückte Szene: Nikola Vasilj hat den Elfer-Lupfer locker gefangen - Schütze Grifo steht bedröppelt im Strafraum. Foto: WITTERS

Grifo ins Klo und Vasilj-Show – doch St. Paulis Nummer eins hat einen Hals

Er war der beste St. Paulianer auf dem Rasen gewesen, hatte wieder einmal ein starkes Spiel gemacht und war doch als Verlierer vom Platz gegangen. Nach der bitteren 0:1-Heimniederlage seines FC St. Pauli gegen den SC Freiburg war Nikola Vasilj merklich mies gelaunt und schob Frust angesichts des späten Gegentores – zu allem Überfluss auch noch ein Eigentor von Philipp Treu. Er hätte sich die achte „weiße Weste“ der Saison verdient gehabt und seinem Ruf als Elfmeter-Killer wieder alle Ehre gemacht. Dem Fehlschützen war sein Witz-Elfer peinlich.

Ob ein Remis nicht das verdiente Resultat gewesen wäre, wurde der Keeper der Braun-Weißen in den Katakomben des Stadions gefragt. „Verdient oder nicht, das weiß ich nicht“, grummelte er. „Wahrscheinlich schon, denn ich denke, wir haben sehr viel Energie in die Defensive gesteckt, auch wenn es, um ehrlich zu sein, nicht unser bestes Spiel war. Aber am Ende ist es wie es ist.“

Nikola Vasilj ärgert sich über „unglückliches Tor“

Der Gegentreffer in der 88. Minute, bei dem der ansonsten fehlerlose und starke Nationaltorhüter von Bosnien-Herzegowina machtlos war, tat weh. „Am Ende versucht Philipp den Ball zu blocken und er fliegt abgefälscht über mich. Ein sehr unglückliches Tor“, sagte Vasilj. Ein bitterer Schlusspunkt.



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Die aufsehenerregendste, spektakulärste und auch kurioseste Szene des Spiels hatte sich in der ersten Halbzeit ereignet. In der 45. Minute trat Freiburgs Vincenzo Grifo zum Elfmeter an, nachdem zuvor St. Paulis Kapitän Jackson Irvine seinen Gegenspieler Doan bei einem Kopfballduell im Strafraum mit dem Ellenbogen unabsichtlich im Gesicht getroffen hatte. Eine harte Entscheidung. Kann man geben, muss man nicht. Für St. Pauli-Trainer Alexander Blessin war es zu wenig für einen Pfiff.

Grifo nennt seinen Elfmeter-Fehlschuss „furchtbar“

Grifo trabte an – und chippte den Ball zentral aufs Tor. Vaslij blieb stehen und fing die Pille locker. Das Stadion tobte. Was für ein mieser Elfer, der fast nach Arroganz aussah. Fragwürdig vor allem vor dem Hintergrund, dass die Freiburger zuvor keinen einzigen ihrer drei Strafstöße in dieser Saison verwandelt hatten und nun Nummer vier auf geradezu groteske Art und Weise, die zum Niveau der ersten 45 Minute passte, vergaben. Man könnte auch sagen: ein Grifo ins Klo.

St. Paulis Keeper Nikola Vasilj pariert gegen Freiburg eine Doan-Chance. imago/Susanne Hübner
Vasilj pariert eine Doan-Chance aus der 13. Minute.
St. Paulis Keeper Nikola Vasilj pariert gegen Freiburg eine Doan-Chance.

„Furchtbar, wenn man den so sieht, tut’s weh“, gab Grifo, der schon bei St. Paulis 3:0-Sieg im Hinspiel mit einem Elfer an Vasilj gescheitert war, später am Sky-Mikrofon zu. Er sei sich sicher gewesen, dass Vasilj in eine Ecke springt. Das sei „in die Hose gegangen“. Er habe sich in der Halbzeit bei der Mannschaft entschuldigt und habe auch viel Zuspruch erhalten.

Vasilj hält auch den dritten Elfmeter in dieser Saison

Rückendeckung bekam Grifo von Freiburgs Sportvorstand Jochen Saier: „Den Elfmeter als arrogant zu bezeichnen, ist völliger Schwachsinn. Er wählt diese Variante, weil er glaubt, dass er so das Tor schießt.“ Ein Irrglaube.

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Gefeierter Held in dieser denkwürdigen Szene war St. Paulis Nummer eins. Vasilj hat nunmehr alle drei Elfer gegen seine Mannschaft gehalten. Eine 100-Prozent-Quote beim Duell Mann gegen Mann vom Punkt. Niko, der coole Elfer-Killer! Aber darüber konnte er sich im Moment der Niederlage überhaupt nicht freuen.

Hauke Wahl lobt Elfer-Killer Vaslij: „Das ist unfassbar“

Lob gab es von den Kollegen wie Hauke Wahl. „Das ist unfassbar“, sagte der Innenverteidiger zu Vasiljs Elfer-Quote, mit der er die Kiezkicker im Spiel gehalten und einen psychologisch schwierigen Rückstand kurz vor der Halbzeitpause verhindert hatte. Wahl lobte auch weitere starke Paraden. „Den Freistoß, den er gehalten hat, auch noch ein paar andere Schüsse – gerade wir als Verteidiger wissen schon, dass wir da einen hinten haben, der seine Arme nicht nur an der Seite baumeln hat, sondern die auch gut einsetzen kann“, betonte er mit einem Grinsen.

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Vasilj blickte nach zwei Niederlagen in Serie, durch die es im Tabellenkeller wieder enger wird, schon wieder voraus: „Ich denke, wir sind uns dessen bewusst. Wir sind noch nicht mal annähernd durch. Wir müssen weitermachen, die Köpfe aufrichten, uns einen Tag ausruhen und dann versuchen, uns so gut wie möglich auf das nächste Spiel vorzubereiten.“

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