„Haben uns anstecken lassen“: Kiezkicker nach Bochum-Pleite mit Selbstkritik
Der Hinrunden-Abschluss ist dem FC St. Pauli gänzlich misslungen. Im wichtigen Duell bei Schlusslicht VfL Bochum kassierten die Braun-Weißen nach einem in jedem Bezug enttäuschenden Auftritt eine völlig verdiente 0:1 (0:0)-Niederlage. „Wir haben so oft die Basics auf den Platz gebracht in dieser Saison, aber diesmal war es einfach zu wenig”, brachte es Jackson Irvine auf den Punkt.
Coach Alex Blessin, der dann doch auf den noch nicht vollständig genesenen Johannes Eggestein verzichten musste, schickte dieselbe Startelf wie am Samstag beim 0:1 gegen Frankfurt aufs Feld. Beim VfL drückte Ex-Kiezkicker Jakov Medic trotz einiger Ausfälle in der Abwehr nur die Bank, gleiches galt für den zweiten ehemaligen Hamburger Lukas Daschner.
St. Pauli passte sich dem Spielniveau schnell an
Der Ballverlust von Carlo Boukhalfa, der nach 77 Sekunden für den ersten Bochumer Abschluss von Maximilian Wittek sorgte (Nikola Vasilj parierte), stand stellvertretend dafür, dass die Gäste schlecht in die Partie kamen. Zwar wurde schnell offenbar, dass Bochum rein fußballerisch an der Armutsgrenze unterwegs war, außer hohen Bällen nichts in petto hatte. Allerdings passte sich St. Pauli dem Stil weitestgehend an, ohne dabei auf holprigem Untergrund präziser als der Gegner zu agieren. „Wir haben uns von Bochum anstecken lassen”, räumte Philipp Treu ein.
Und so entwickelte sich ein typisches Keller-Duell mit viel Kampf, Krampf, zahllosen einfachen Fehlern und ohne Höhepunkte. Bis Treu nach 31 Minuten ein Fehlpass in der Bochumer Hälfte unterlief, der pfeilschnelle Gerrit Holtmann sich gegen Hauke Wahl durchsetzte, frei auf Vasilj zulief und die Murmel unter dem lauten Stöhnen der Heim-Fans am langen Pfosten vorbeischob.
Blessin verärgert: „Wir waren viel zu harmlos“
Chancen für St. Pauli? Fehlanzeige. „Wir waren harmlos, kamen immer einen Schritt zu spät, haben sehr viele Bälle nicht zu Ende gebracht und dumme Ballverluste gehabt”, analysierte Blessin. Nichts erinnerte im Vorwärtsgang an die starke Vorstellung gegen Frankfurt. Einsatz und Wille stimmten, ein xGoals-Wert von 0,17 aber sprach zur Pause Bände über die Torgefahr, die von den Kiezkickern ausging.
Ohne personelle Wechsel ging es weiter. Und zwar erst einmal in Richtung St. Pauli-Tor, weil die Hausherren griffiger wirkten und den Hamburgern weiterhin die unbedingte Entschlossenheit abging. So konnte Bochum mit simplen Mitteln tatsächlich Druck aufbauen, auch wenn das nicht in echte Möglichkeiten mündete. Die gab es dann urplötzlich auf der Gegenseite, als Dapo Afolayan eine Flanke maßgenau auf den Kopf des freistehenden Jackson Irvine servierte, doch der Kapitän setzte seinen Abschluss am Gehäuse vorbei (53.). „Den können wir auch mal machen, das hätte Ruhe in unsere Aktionen gebracht”, klagte der Coach.
Wahl konnte Hofmann nicht stoppen
Aktiver aber blieb Bochum. Matus Bero verstolperte freistehend (56.), doch zehn Minuten später folgte das, was absehbar war. Der gerade zuvor eingewechselte Moritz Broschinski ließ David Nemeth auf rechts stehen, in der Mitte kam Hauke Wahl gegen Philipp Hofmann zu spät – Vasilj hatte keine Chance, drin das Ding.
Wer analog zu Frankfurt auf eine Reaktion des Kiezklubs gehofft hatte, wurde enttäuscht. „Gegen so einen tiefstehenden Block etwas zu machen, ist schwierig”, erklärte Blessin. Einzig der für Afolayan eingewechselte Noah Weißhaupt versprühte so etwas wie Torgefahr (83.), ansonsten blieb vieles Stückwerk oder in der vielbeinigen und kompromisslosen Abwehr Bochums hängen.
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Trotz der Niederlage steht für den Aufsteiger von der Elbe nach der Hinrunde ein Nichtabstiegsplatz zu Buche. Grundsätzlich natürlich ausgesprochen positiv, dennoch werden die nächsten Wochen aufgrund der Bochum-Pleite umso wegweisender. „Es war klar, dass es eng wird, wenn wir verlieren”, sagte Blessin. Schon am Samstag wartet mit Heidenheim ein weiterer Gegner, „bei dem wir uns über Zweikämpfe werden definieren müssen”. Und wo es gilt, die in Bochum gemachten Fehler „dringend abzustellen”.