Die DFB-Direktoren Andreas Rettig (r.) und Rudi Völler verfolgen die EM-Spiele der deutschen Auswahl Seite an Seite.
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„Hamburg ist braun-weiß!“ Tapfer sein, HSV – DFB-Boss gratuliert St. Pauli

Wer rastet, der rostet. Insofern muss sich Andreas Rettig wohl keine Sorgen machen, denn der Geschäftsführer Sport des DFB ist permanent auf Achse. Seit Montag weilt er in Herzogenaurach und macht sich ein Bild vom Zustand des DFB-Teams, am Mittwoch reist er wieder ab und hofft dann am Samstag in Dortmund auf den Einzug ins Viertelfinale. Nach der EM werden dann allerdings auch wieder einige Besuche in Hamburg anstehen – denn Rettig will auf ganz persönliche Weise am Aufstieg seines Ex-Vereins FC St. Pauli teilhaben.

Knapp sechs Wochen ist es her, dass die Kiezicker die Rückkehr in die Bundesliga klar machten. Für Rettig, der von September 2015 an vier Jahre lang St. Paulis kaufmännischer Geschäftsleiter war, ein ganz besonderes Erlebnis. „Dadurch, dass ich alle handelnden Personen noch sehr gut kenne, hat mich St. Paulis Aufstieg wirklich gefreut“, sagte er der MOPO. „Als ich die Bilder gesehen habe, habe ich ein Tränchen verdrückt.“

Rettig hat weiterhin einen engen Draht zu St. Pauli

Rettig war einer derjenigen, die am Millerntor kräftig mitanschoben, Seite an Seite mit dem bestehenden Führungsteam um den Sportlichen Leiter Andreas Bornemann und Präsident Oke Göttlich. Zu beiden hat er weiterhin einen guten Draht. „Für Andreas Bornemann empfinde ich eine hohe Wertschätzung“, erzählt Rettig. „Wir kennen uns seit über 25 Jahren, seit meiner Zeit in Freiburg, als er dort Jugendchef war. Seit dieser Zeit haben wir ein großes Vertrauen aufgebaut, geprägt von offenen, guten und belastbaren Dialogen.“

Nicht vergessen hat Rettig auch die Kritik, die im Laufe der vergangenen Jahre immer wieder auf Göttlich einprasselte. Erst am Sonntag trafen sich die beiden am Rande des deutschen Gruppenspiels gegen die Schweiz (1:1) in Frankfurt. „Für Oke freut es mich ganz besonders“, so der DFB-Boss. „Er ist oft genug kritisiert worden. Aber der Verein hat gezeigt, dass man sich einerseits klar positionieren und trotzdem sportlichen Erfolg haben kann. Das wurde uns damals, als ich noch bei St. Pauli war, gern abgesprochen. Es hieß: Ihr macht zu viel drum herum und deshalb wird das nichts.“ Rettig stellt fest: „Das ist eigentlich für mich das Herausstechende: St. Pauli hat bewiesen, dass man haltungsstark mit einem richtigen Wertesystem Management betreiben und trotzdem sportlichen Erfolg haben kann. Das ist für mich die wichtigste Botschaft.“

St. Pauli überflügelte den HSV erstmals seit 70 Jahren

Mit dem Aufstieg in die Bundesliga überflügelten die Kiezkicker erstmals seit 70 Jahren sogar den großen Stadtrivalen. Mehr noch: Niemals zuvor spielte St. Pauli eine Klasse über dem HSV. „Hamburg ist braun-weiß, logisch gefällt mir das“, sagt Rettig schmunzelnd. Sein Herz kann man nun mal nicht betrügen. Grundsätzlich aber gefällt ihm die gelebte Rivalität in Hamburg: „Dieser Wettstreit zwischen den Vereinen, wenn er so vernünftig ausgetragen wird, treibt beide an.“

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Nun geht der Blick nach vorn. Nach dem Aufstieg ist der Klassenerhalt das große Ziel der kommenden Saison. Dass es funktionieren kann, steht für den 61-Jährigen außer Frage. „Mal anders formuliert: Wer hätte denn gedacht, dass Heidenheim die Klasse halten kann?“, stellt er fest. „Ich weiß genau, was am Millerntor möglich ist. Da wird sich auch der eine oder andere größere Klub ganz sicher verwundert die Augen reiben.“

DFB-Boss Rettig freut sich auf Bundesliga-Heimspiele am Millerntor

Er selbst wird es sich nicht nehmen lassen, hin und wieder Bundesliga-Luft am Millerntor zu schnuppern. „Ganz sicher werde ich ab und an mal vorbeikommen, das wird passieren“, verspricht er, zumal er nach wie vor eng mit dem Verein verbandelt ist: „Ich bin weiterhin zahlendes Mitglied und zudem auch noch im Museumsverein. Wenn ich in Hamburg bin“, stellt Rettig unmissverständlich klar, „weiß ich, welches Stadion ich ansteuere.“

Kurios: Zwei Mal, in den Jahren 2011 und 2013, verhandelte Rettig intensiv mit dem HSV und wäre beinahe Sportchef im Volkspark geworden. Beide Male wurde nichts daraus. Nun hat er ein größeres Herz für St. Pauli als wohl jeder DFB-Boss vor ihm …

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