„Ich bin noch nicht am Ende“: Ex-St. Pauli-Profi wagt kompletten Neustart in Singapur
Lange lasen sich die Stationen von Lennart Thy eher unspektakulär. Werder Bremen und St. Pauli in Deutschland, anschließend VVV Venlo, PEC Zwolle und Sparta Rotterdam in den Niederlanden und eine halbjährige Stippvisite in der Türkei bei BB Erzurumspor. Nun fügte der Stürmer seiner Vita einen ungleich exotischeren Arbeitgeber hinzu: Ende Mai wechselte Thy zu den Lion City Sailors nach Singapur – und verfolgt dort große Ziele.
Am Tiefpunkt seiner Karriere – für viele andere Profis die richtige Zeit, um Europa zu verlassen und in einem ferneren Land ein Abenteuer samt attraktiver Entlohnung zu wagen – ist Thy sicherlich nicht. In der vergangenen Saison erzielte er für Zwolle 13 Tore in der Eredivisie, wo er einen gültigen Vertrag und sicherlich auch noch eine sportliche Perspektive besessen hätte. Dennoch entschied sich der 32-Jährige, ins über 10.000 Kilometer entfernte Singapur umzusiedeln. Warum?
Ex-St. Pauli-Profi Lennart Thy spielt jetzt in Singapur
„Es ist das Gesamtpaket“, erklärte Thy der singapurischen Zeitung „The Straits Times“: „Der finanzielle Teil, aber auch was das Land selbst zu bieten hat, und die Tatsache, dass man hier Englisch spricht“ hätten für den Wechsel gesprochen. Auch die Familie mitsamt seiner beiden kleinen Kinder sei begeistert von der Idee gewesen. „Es ist eine großartige Gelegenheit für mich, mit meiner Familie ein neues Abenteuer zu erleben“, sagte Thy in einem Vereinsinterview.
Doch nicht nur private Gründe haben den Ausschlag gegeben, auch die sportlichen Argumente hätten für einen Wechsel in den Stadtstaat gesprochen. „Ich habe immer gesagt, dass ich etwas Neues im Fußball außerhalb Europas erreichen möchte“, erklärte Thy, der Trainer Aleksandar Rankovic zudem aus gemeinsamen Tagen bei Sparta Rotterdam kennt. „Daher war ich fasziniert, als die Sailors an mich herantraten. Nachdem ich mich informiert und mit dem Management gesprochen hatte, war ich wirklich begeistert von dem, was der Verein hier in Singapur aufzubauen versucht.“
Was in diesen Worten bereits anklingt: Als den Beginn des Karriereausklangs sieht der Ex-Kiezkicker (20 Tore in 127 Einsätzen zwischen 2012 und 2017) das Engagement nicht. „Ich bin zufrieden mit meiner bisherigen Karriere, aber ich bin noch nicht am Ende, ich bin immer noch sehr hungrig“, betonte Thy.
Thy will Fußball in Singapur „größer machen“
Die Ziele des ehemaligen deutschen U20-Nationalspielers sind entsprechend groß. „Ich will Spiele gewinnen und bin auch hungrig nach mehr, um die Meisterschaft und auch den kontinentalen Wettbewerb zu spielen“, sagte Thy. Das klare Ziel auf nationaler Ebene: Die Entthronung des amtierenden Meisters Albirex Niigata, der sich den Meistertitel in den vergangenen vier Jahren dreimal sicherte. Auf dem Papier müssten Thy und Co. der klare Favorit sein, laut „transfermarkt.de“ sind alleine die beiden Europa-Legionäre Bart Ramselaar (zwei Millionen Euro) und Maxime Lestienne (eine Million Euro) mehr wert als jeder andere Klub der Liga insgesamt. Im sportlichen Tableau rangiert Lion City derzeit jedoch nur auf Rang zwei, wenngleich es an Thy (sechs Tore und drei Vorlagen in neun Partien, darunter ein besonders hübsch anzuschauendes am vergangenen Wochenende) eher weniger gelegen haben dürfte.
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Doch Thys Ziele gehen über den sportlichen Erfolg hinaus. Der gebürtige Frechener will seinen Sport im südasiatischen Inselstaat im Gesamten verändern. Vor allem der heranwachsenden Generation an Spielern wolle Thy ein Vorbild sein: „Ich weiß, dass der Verein viel für die Jugendförderung im Land tut, also werde ich mein Bestes tun, um den jungen Spielern in diesem Verein mit meiner Erfahrung zu helfen.“ Sein Ziel neben Toren, Titeln und Siegen: Den Fußball in Singapur „vielleicht sogar größer zu machen, als er es derzeit ist.“