„Ich habe all das satt!“ St. Paulis Afolayan will den VAR loswerden
Frustabbau dürfte am trainingsfreien Sonntag im Fokus der Kiezkicker gestanden haben. Das anfangs sonnige Herbstwetter kam da sehr gelegen angesichts der ungemütlichen sportlichen Lage. Die Umstände der 1:2-Niederlage in Dortmund hallten nach und der Blick auf das mit vier Zählern nach sieben Spieltagen dürftig gefüllte Punktekonto macht auch keine Freude. Es gilt, negative Gedanken aus dem Kopf zu bekommen und mit neuem Elan und Zuversicht in die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg zu gehen. Doch manches bleibt ein Ärgernis.
Für den diplomatischen Dienst wäre Oladapo Afolayan ungeeignet, denn der Engländer nimmt nicht gerne ein Blatt vor den Mund, wenn ihm etwas nicht passt. Und beim Spiel der Kiezkicker in Dortmund gab es so einiges, was ihm gegen den Strich ging. Der Flügelstürmer war genervt, hatte regelrecht die Faxen dicke.
Oladapo Afolayan mit scharfer Kritik am VAR-System
„Um ehrlich zu sein: ich habe VAR und all das satt“, schimpfte Afolayan. Hintergrund war St. Paulis Führungstreffer durch Morgan Guilavogui, der aufgrund einer angeblich hauchdünnen Abseitsstellung nach langer Überprüfung durch den Videoschiedsrichter aberkannt worden war. Umstritten. Nicht nur Trainer Alexander Blessin zweifelte die Auslegung und Entscheidung an, weil es gar nicht möglich gewesen sei, eine über jeden Zweifel erhabene virtuelle Abseitslinie zu ziehen (MOPO berichtete). Afolayan selbst hatte die TV-Bilder der Szene zu diesem Zeitpunkt nicht gesehen, hat aber vielmehr generell ein Problem.
Der gebürtige Londoner hält das ganze VAR-System für einen Fehler und überflüssig. „Wenn man die Linienrichter eine Entscheidung treffen lässt, dann kann man dabei bleiben.“ Aber angesichts so vieler unterschiedlicher Meinungen, Sichtweisen und Auslegungen mache es keinen Sinn. „Wir haben 100 Kameras oder so. Da muss es doch eigentlich möglich sein zu sehen, ob es Abseits ist oder nicht. Für mich ist VAR Nonsens, denn es gibt trotzdem die ganze Zeit Fehlentscheidungen.“
„Sie sollen die Schiedsrichter ihren Job machen lassen“
Der 27-Jährige wünscht sich eine Abkehr der Verbände vom VAR-System. „Sie sollen die Schiedsrichter ihren Job machen lassen. Die trainieren ihr ganzes Leben lang, um diese Entscheidungen zu treffen. Ich denke nicht, das etwas verkehrt war im Fußball. Man muss darauf vertrauen, dass sie ihren Job machen.“
Auch die Diskussion um die zweite Abseitsszene mit VAR-Einsatz, bei der er direkt beteiligt war, ging Afolayan auf die Nerven. Beim Traumtor von Eric Smith zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich hatte er in Abseitsposition gestanden – eigentlich passiv, aber die Dortmunder, allen voran Keeper Gregor Kobel, reklamierten, St. Paulis Wirbelwind habe dem Schlussmann die Sicht verdeckt und sich weggedreht, also ihn behindert.
Hat Afolayan Dortmunds Kobel behindert? „Unsinn“
„Unsinn“, entgegnete Afolayan darauf angesprochen und wetterte: „Ob ich da jetzt stand oder auf der Bank gesessen hätte: Der Torwart hatte keine Chance. Es hätte nichts geändert.“ Und einmal in Fahrt, legte er nach: „Wenn der Torwart sagt ‚Oh, ich konnte den Ball nicht sehen, ich konnte den Ball nicht sehen‘, dann ist das egal, denn der ging in den Winkel. Das ist alles Quatsch.“ Und überhaupt: „Man sollte einfach den gesunden Menschenverstand walten lassen.“
Als Grund oder mitentscheidend für die Niederlage wollte er seine VAR-Kritik allerdings nicht verstanden wissen, sondern legte den Fokus auf die Leistung der eigenen Mannschaft. Die sei grundsätzlich gut gewesen, aber gegen eine Spitzenmannschaft wie Dortmund nicht gut genug. „Wir müssen besser werden und mehr Punkte holen, da können wir nicht drumherum reden“, betonte Afolayan. „Es ist hart, aber wir müssen versuchen, Spiele zu gewinnen in dieser Liga.“
St. Pauli muss am Millerntor „besser werden“
Vor allem im eigenen Stadion, am Millerntor, sei es bislang zu wenig gewesen. „Unsere Heim-Form muss besser werden und wir müssen anfangen, zu Hause Punkte zu holen“, fordert Afolayan, „Nächstes Wochenende haben wir wieder die Gelegenheit dazu.“