„Kotzt uns alle an“: St. Pauli hadert nach Union-Pleite mit sich selbst
Es hat auch im zweiten Anlauf nicht sollen sein. Der FC St. Pauli verlor nach dem Heimspiel gegen Heidenheim auch auswärts bei Union Berlin, wieder war es unnötig. 0:1 (0:1) hieß es am Ende an der ausverkauften Alten Försterei, weil der Aufsteiger offensiv zu harmlos blieb.
Vorm Anpfiff ging es zunächst noch halbwegs harmonisch zu. Ehe die Union-Fans vom Stadiondach eine riesige Choreo entrollten, erinnerte Christian Arbeit, Geschäftsführer Kommunikation bei den Eisernen, am Stadionmikro noch einmal an St. Paulis Benefiz-Spiel an der Alten Försterei anno 2004, als die Hauptstädter kurz vorm monetären K.o. standen.
St. Paulis Startaufstellung unverändert
Das ist längst Geschichte. Union kann es sich inzwischen sogar leisten, einen Nationalspieler namens Robin Gosens kurz vorm Anpfiff an die AC Florenz zu verscherbeln und zeitgleich Stürmer Andrej Ilic vom OSC Lille auszuleihen. Der Serbe fehlte gegen St. Pauli natürlich noch im Kader, dafür gab Ex-Kiezkicker Tom Rothe sein Debüt für die Hausherren. Bei den Braun-Weißen gab es im Vergleich zur Startelf von Heidenheim keine Veränderungen, entsprechend saß Manolis Saliakas zunächst noch auf der Bank.
Vor den Augen von Max Kruse, der für beide Klubs aktiv war, entwickelte sich ein wenig erquickendes Duell, in dem Union den Gästen weitestgehend das Spielgerät gönnte. 60 Prozent waren es nach einer halben Stunde, ohne dass es allerdings wirklich mal ernsthaft gefährlich wurde vor FCU-Keeper Rönnow. Weil den Berlinern mit Kugel aber auch nichts einfiel, plätscherte die Nummer ereignislos vor sich hin.
Hollerbach bringt Union in Führung
Bis zur 33. Minute. Da musste Nikola Vasilj erstmals eingreifen, parierte einen Tousart-Knaller aus 20 Metern zur Ecke. Und aus der – sie wurde eigentlich abgewehrt – resultierte aus heiterem Himmel die Union-Führung, weil Hollerbach aus 18 Metern zentral abzog und Karol Mets den Schuss noch unhaltbar für Vasilj leicht abfälschte (34.). „Ein ärgerliches Gegentor“, wie Johannes Eggestein befand. Trainer Alexander Blessin monierte: „Da müssen wir den Rückraum einfach besser absichern.“
Nun kommen Unglücke gern in Gruppen. Einen viel zu scharfen Rückpass von Hauke Wahl auf Eric Smith erlief Unions Jordan, aber Vasilj verhinderte zunächst Schlimmeres (36.). Dennoch dauerte es nur wenige Minuten, ehe es den nächsten Rückschlag für den Kiezklub setzte. Abwehrchef Smith, bis dahin mit einer fehlerlosen Partie, zog sich bei einem Sprint eine muskuläre Verletzung zu, musste raus. Für ihn kam Adam Dzwigala, dann war Pause – und Braun-Weiß hatte noch keinen einzigen Schuss aufs Berliner Tor abgegeben.
St. Paulis Wechsel bringen neuen Schwung
Woran sich zunächst nichts änderte. Union kam aktiver aus der Kabine, Tousart (46., Kopfball) und Diogo Leite (Fernschuss, 52.) hatten die nächsten Abschlüsse, überhaupt übernahmen die Hauptstädter jetzt merklich die Initiative. Aus Hamburger Sicht musste was passieren, und so brachte Blessin nach 61 Minuten Oladapo Afolayan und Elias Saad für Robert Wagner und Morgan Guilavogui, stellte vom 3-5-2 auf das altbewährte 3-4-3 um.
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Und das machte was mit dem Aufsteiger, der mit jeder weiteren Minute immer mehr an sich zu glauben schien. St. Pauli baute jetzt so etwas wie Druck auf, in den entscheidenden Momenten aber fehlte es bei den Aktionen zumeist an Präzision. Immerhin hatte Dzwigala eine echte Chance, traf aber nur den Außenpfosten (72.), und der Kiezklub versuchte bis zur letzten Sekunde, den ersten Bundesliga-Punkt irgendwie zu ergattern. Mit dem Schlusspfiff zwang Afolayan Rönnow noch zu einer Parade, aber das war es dann. „Am Ende können wir wieder mitnehmen, dass wir gut gespielt habe, aber eben auch wieder keine Punkte“, fasste es Eggestein dann passend zusammen. „Mit etwas mehr Glück schießen wir vielleicht das 1:1“, fand auch Blessin. Dieses blieb aber aus. „Die Jungs sind alle niedergeschlagen und das kotzt uns alle an“, sagte ein sehr sachlich analysierender Trainer.