Fans von Hansa Rostock
  • Im Millerntorstadion wird es keinen Gäste-Fanblock geben, aber Hansa-Fans in der Stadt.
  • Foto: IMAGO / Fotostand

„Lageverschärfung“: So gefährlich wird das St. Pauli-Spiel gegen Rostock

Es ist ein Spiel, das schon lange vor dem Anpfiff den Puls beschleunigt, für Kontroversen, Irritationen, Bedenken und Alarmbereitschaft sorgt. Während der FC St. Pauli und Hansa Rostock in einer gemeinsamen Erklärung um Deeskalation bemüht zu einem friedlichen Nordderby aufrufen, rechnet die Polizei Hamburg mit gewalttätigen Aktionen von Fans – nicht im Stadion und nicht nur am Spieltag.

Der Anpfiff des sportlichen Wettstreits zwischen Spitzenreiter St. Pauli und Aufsteiger Rostock, dem ersten Duell der Erzrivalen seit April 2012, ertönt erst am Sonntag um 13.30 Uhr. Dann wird es auf dem Rasen des Millerntorstadions ordentlich zur Sache gehen. Für nicht wenige Fans beider Klubs beginnt der Nordderby-Kampf schon heute.

FC St. Pauli gegen Hansa Rostock wird zum Risiko-Spiel

Die von vielen St. Pauli-Anhängern zunächst gefeierte Nachricht, dass am Sonntag keine Hansa-Fans den Gästeblock auf der Nordtribüne des Stadions bevölkern werden, weil Rostock nach einem umstrittenen Mitgliedervotum die 2000 Gäste-Tickets zurückgegeben hat (MOPO berichtete), ist keine gute. Denn hunderte Rostocker Anhänger haben ihr Kommen angekündigt – auch ohne Ticket, ganz bewusst.

Beide Vereine sind um Deeskalation bemüht. „Bei aller Rivalität rufen der FC Hansa Rostock und der FC St. Pauli dazu auf, den Tag im Stadion und rund um das Spiel friedlich zu gestalten“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die beide Klubs am Donnerstag veröffentlichten. „Jegliche Form von Gewalt hat im Umfeld eines Fußballspiels nichts zu suchen.“ Nach MOPO-Informationen werden jedoch Teile beider Fan-Szenen an diesem Wochenende die Konfrontation und auch Eskalation suchen. Damit rechnen auch die Sicherheitsbehörden.

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Es ist ein trauriges Paradoxon, dass das Spiel im Stadion jetzt nicht mehr als Risikospiel eingestuft ist und deshalb Bier ausgeschenkt werden darf, im Stadionumfeld dagegen weiterhin ein „Hochrisikospiel mit allem, was dazu gehört“ erwartet wird, wie Sandra Levgrün, Sprecherin der Hamburger Polizei im Gespräch mit der MOPO sagt. Dass die Gästefans nicht im Stadion, sondern frei in der Stadt unterwegs sein werden, „führt zu einer Lageverschärfung“.

FC St. Pauli: Polizei Hamburg mit Großaufgebot im Einsatz

Die Polizei ist am gesamten Wochenende mit einem Großaufgebot im Einsatz. Mehrere Hundertschaften aus Hamburg, den angrenzenden Bundesländern und die Bundespolizei werden beteiligt sein. „Wir wissen, dass das Verhältnis der Fans beider Vereine als verfeindet gilt“, sagt Levgrün. „Wir sind uns bewusst, dass es zu gewalttätigen Aktionen kommen kann und diese auch gesucht werden.“ Die Polizei rechnet mit „Provokationen, Scharmützeln und auch zielgerichteten Aktionen“.


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Bis zu 400 Rostocker Fans, die als gewaltbereit oder gewaltsuchend gelten, werden laut Polizei in Hamburg erwartet. „Wir haben Erkenntnisse, dass diese Gruppen in der Stadt sein werden“, so Levgrün. Auch auf St. Pauli-Seite gibt es dieses Klientel. Das „oberste Ziel ist die strikte Fan-Trennung, um die Gefährdung Unbeteiligter zu verhindern“.

Im Fokus der Polizei stehen am Wochenende neben dem Stadionumfeld und den einschlägigen Fan-Kneipen der gesamte Kiez und das Schanzenviertel, aber auch die Fernbahnhöfe sowie die Zufahrten nach Hamburg. Auch in anderen Gegenden der Stadt soll es eine erhöhte Polizeipräsenz geben.

Banner von Hansa Rostock sorgt für zusätzliche Brisanz

Für zusätzliche Brisanz sorgt die Verhöhnung eines verstorbenen Hamburger Polizisten durch Rostocker Fans mit einem Transparent am vergangenen Spieltag (MOPO berichtete). Ein Fan im Hansa-Forum mutmaßt sarkastisch: „Die Cops werden mit Sicherheit keinen Rostocker willkommen heißen.“

Trotz der vollständigen Rückgabe der Gäste-Karten wird St. Pauli am Sonntag die Zahl der Ordner im Stadion erhöhen. Einige Rostock-Fans, so ist zu hören, sind an eine Karte für die Heimbereiche gekommen. Provokationen sind nicht ausgeschlossen.

„Für uns ist bei aller Rivalität und nach all den Vorfällen in der Vergangenheit das oberste Prinzip, dass das Fußballspiel im Vordergrund steht“, betont St. Pauli-Präsident Oke Göttlich gegenüber der MOPO. „Wir wollen ein Fußballfest erleben – und wir hoffen, dass niemand zu Schaden kommt, auf dem Platz, im Stadion und auch außerhalb.“

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