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  • Chef Holger Stanislawski und sein Co André Trulsen (r.) stiegen erst in die 2. Liga, dann in die Bundesliga auf.
  • Foto: WITTERS

Legende: St. Pauli will ihn nicht mehr! Für Trulsen „ein Stich ins Herz“

St. Paulis neuer Cheftrainer Timo Schultz (42) hat seine ersten Personalentscheidungen getroffen. Darunter auch eine knallharte, die für viel Aufsehen und Diskussionen beim Kiezklub sorgt. Dass die beiden Co-Trainer Hans Schrijver und Markus Gellhaus gehen müssen, war klar. Aber auch der Vertrag des braun-weißen Urgesteins André Trulsen (55) als Assistent des Cheftrainers wird nicht verlängert.

Eine extrem traurige Nachricht auch für viele Fans, für die „Truller“ nicht nur einer der größten Sympathieträger der Vereinsgeschichte ist, sondern auch für sportlichen Erfolg steht. Der MOPO sagte er geknickt: „Für mich ist das ein Stich ins Herz. Das muss ich erstmal sacken lassen.“

André Trulsen war als Spieler Vorzeigeprofi. Auch als Trainer hat er alles gegeben. Jetzt steht er im Regen.

André Trulsen war als Spieler Vorzeigeprofi. Auch als Trainer hat er alles gegeben. Jetzt steht er im Regen.

Foto:

WITTERS

Andre Trulsen über Aus beim FC St. Pauli: „Ein Stich ins Herz“

Schultz hat Trulsen, der vor zwei Jahren vom seinerzeitigen Sportchef Uwe Stöver geholt wurde, um den Spielern das St. Pauli-Gen einzupflanzen und die Talente näher ans Profiteam zu führen, die bittere Botschaft stilvoll selbst mitgeteilt.

Am Telefon, weil Trulsen gerade mit seiner Ehefrau Kerstin in Österreich urlaubt. Für Schultz war es, so ist es aus seinem Umfeld zu hören, „der schwerste Anruf meines Lebens“.

Timo Schultz teilte Andre Trulsen das Aus am Telefon mit

Er teilte seinem langen Wegbegleiter offen und ehrlich mit, dass er sich für andere Co-Trainer entschieden hat, auch so für frischen Wind sorgen will.

Was die Sache für Schultz extrem schwer gemacht hat: Unter dem Co- und interimsmäßig auch Cheftrainer Trulsen feierte er seine größten Erfolge als Spieler. Das war die legendäre B-Serie im DFB-Pokal 2005/06, der Zweitligaaufstieg 2007 und das Erreichen der Bundesliga 2010.

Trainingsauftakt 2007: André Trulsen wärmt die Kiezkicker auf. Links direkt neben ihm: Timo Schultz ...

Trainingsauftakt 2007: André Trulsen wärmt die Kiezkicker auf. Links direkt neben ihm: Timo Schultz …

Foto:

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Zudem schätzt Schultz Trulsen auch menschlich über alle Maßen. Trulsen: „Ich habe gespürt, dass ihm das nicht leicht gefallen ist.“

Für den Vorzeige-St. Paulianer, der als Kiezkicker 1988, 1995 und 2001 in die Eliteliga des deutschen Fußballs aufstieg, ist es ein trauriges Ende nach einer Saison, die nicht nur für den gesamten Klub, sondern auch für ihn persönlich der reinste Horror war.

Andre Trulsen: Horror-Jahr unter Jos Luhukay beim FC St. Pauli

Freunden erzählte er, dass es das schlimmste Jahr seiner Trainer-Karriere gewesen ist. Weil gefühlt jeder gegen jeden im Verein agierte. Weil die Mannschaft nie harmonierte, die Spieler Coach Jos Luhukay bei dessen internen und öffentlichen Attacken oft schutzlos ausgeliefert waren und er selbst vom Cheftrainer mehr oder weniger ignoriert und vor allem im letzten halben Jahr kaum noch in dessen Überlegungen eingebunden wurde.

Luhukay tauschte sich da fast ausschließlich mit seinem Landsmann Hans Schrijver aus. Trulsen wusste manchmal gar nicht, wer am Wochenende spielen soll.

Tobias Trulsen: Das hat Papa nicht verdient!

Völlig konsterniert zeigte sich auch Trulsens Sohn Tobias. Der spricht von einem dreifachen Stich ins Herz: „Das hätte ich nicht erwartet und das trifft uns, aber vor allem meinen Vater natürlich mehr als hart. Das hat er nicht verdient. So viele Tränen wie in den letzten zwei Tagen wurden glaube ich bei uns beiden noch nie vergossen.“

André Trulsen und sein Sohn Tobias beim Foto-Shooting der MOPO 2018.

André Trulsen und sein Sohn Tobias beim Foto-Shooting der MOPO 2018.

Foto:

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Jeder wisse, wie sehr sein Vater den FC St. Pauli lieben und leben würde. „Nach dem schwierigen letzten Jahr noch mal so enttäuscht zu werden, tut sehr weh. Er kann sich zumindest nichts vorwerfen lassen, denn er hat immer alles gegeben. Wenn das nicht reicht, muss man die Entscheidung des Vereins und des Trainers akzeptieren.“

Der 26-Jährige war in den vergangenen zwei Jahren Assistent von Schultz in der U19, ist jetzt der Co von Joachim Philipkowski in der U23. Der Junior hält die Entscheidung von Schultz für einen Fehler, sagt aber: „Mit Schulle liegt der Verein genau richtig. Er hat alles, was einen modernen Trainer ausmacht und wird sich auch langfristig im Profibereich als Trainer etablieren. Ich wünsche ihm für die Zeit natürlich viel Erfolg und hoffe, dass er seine Ideen und Vorstellungen so umsetzen kann, wie er sich das vorstellt.“

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