• Schlechte Aussichten: Die Zeit von Jos Luhukay als Trainer des FC St. Pauli könnte schon heute für beendet erklärt werden.
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Luhukays krachendes Ende: Bei St. Pauli war nur die Botschaft von Veerman positiv

Das war’s. Mit der Saison 2019/2020. Und mit Trainer Jos Luhukay. Das Aus des Niederländers beim FC St. Pauli war schon vor dem Anpfiff eine ausgemachte Sache. Nach dem 3:5 (2:3)-Debakel bei Auf- und Wiederabsteiger SV Wehen Wiesbaden, mit dem die Kiezkicker gruselige Vereinsgeschichte schrieben, ist endgültig klar: Luhukay ist bei St. Pauli gescheitert. Schon heute könnte sein Abschied verkündet werden.

Der letzte Versuch, den Auswärts-GAU zu verhindern und doch noch den ersten echten Auswärtssieg dieser Saison zu holen, einen Dreier außerhalb Hamburgs, geriet im kleinsten Stadion der Zweiten Liga zum riesengroßen Desaster. Erhobenen Hauptes verabschiedeten sich die Gastgeber in die dritte Liga. Die Kiezkicker schlichen wie geprügelte Hunde in die Kabine.

Frust pur: St. Paulis Youngster Marvin Senger (l.) und Christian Viet (r.) sowie Keeper Korbinian Müller (leicht verdeckt) hatten einen harten Tag.

Frust pur: St. Paulis Youngster Marvin Senger (l.) und Christian Viet (r.) sowie Keeper Korbinian Müller (leicht verdeckt) hatten einen harten Tag.

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Es war die negative Krönung einer Saison zum Vergessen. Der Kiezklub beendet die Spielzeit auf Tabellenplatz 14 mit nur 39 Punkten und zwei Zählern Polster auf den Relegationsrang.

St. Pauli ist das schlechteste Auswärtsteam der 2. Bundesliga

Schlimmer: Durch die Niederlage und den Sieg von Aue stürzte St. Pauli in der Auswärtstabelle auf den letzten Platz. Kein Klub war schlechter. Neun Pünktchen in fremden Stadien – das ist die schwächste Ausbeute in der Zweitliga-Historie der Hamburger.

Die neuen cremefarbenen Retro-Auswärtstrikots für die kommende Saison, in denen die Mannschaft aufgelaufen war und die der Verein mit einer fragwürdigen PR-Aktion eine Stunde vor Spielbeginn auf seinen Social-Media-Kanälen präsentiert hatte (nebst Link zum Shop), scheinen zu 50 Prozent aus Blei zu bestehen, nicht atmungsaktiv und rund 20 Kilo schwer zu sein.

„Das sah heute nicht gut aus“, urteilte Routinier Johannes Flum und meinte nicht das Trikot, sondern das Spiel seiner Mannschaft, das er über weite Strecken von der Bank aus betrachtet hatte. „Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, Wehen Wiesbaden hat uns den Schneid abgekauft. Dann kommt auch so ein Spiel und solch ein Ergebnis zustande.“

Wehen Wiesbaden hatte auf Top-Stürmer Manuel Schäffler verzichten müssen

Fünf Gegentreffer – erzielt von einer nicht gerade torgefährlichen Mannschaft, die auch noch auf ihren besten Schützen Manuel Schäffler (19 Treffer) verzichten musste, der bis zum 34. Spieltag die Hälfte aller Tore seiner Mannschaft erzielt hatte. Eine Schmach.

Mit einem frühen Doppel-Schlag durch Tietz und Aigner (11./12.) hatte der SVWW die völlig ungeordneten und defensiv desolaten Gäste geschockt, die zwar durch das erste Saisontor von Leo Östigard (25.) und Henk Veerman (32.) kurzzeitig ausgleichen konnten. Dann aber sorgten weitere Tore von Aigner (38.) und Tietz (62. Elfmeter/66.) für erschreckend klare Verhältnisse.

Veermans 11. Saisontreffer (73.) war nur Ergebniskosmetik. Und Keeper Korbinian Müller, der erstmals in der Liga zum Einsatz kam, verhinderte eine höhere Pleite.

St. Pauli mit der jüngsten Startelf seit Erfassung der Daten

Luhukay hatte St. Paulis jüngste Startelf (Schnitt 23,45 Jahre) seit Beginn der Datenerfassung 1992 ins Rennen geschickt und damit weder den Youngstern noch den etablierten Kräften einen Gefallen getan. Denn in der Formation passte an diesem Nachmittag nur wenig zusammen und die Gastgeber konnten über weite Strecken fast ungehindert durch das Mittelfeld spazieren.

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Die Entscheidung über Luhukays Zukunft (Vertrag bis 2021) dürfte zeitnah fallen, davon geht auch der 57-Jährige aus, der sich am Montag mit den Bossen trifft. „Wenn man mit den Verantwortlichen spricht, wird man zu einer Erkenntnis kommen oder zu einer Entscheidung. Und das wird nicht lange dauern“, prophezeite er.

Die Zahlen sind eindeutig, der Trend ist Luhukays Feind.

St. Pauli hat lediglich eines der letzten acht Spiele gewonnen (drei Unentschieden, vier Niederlagen). In dieser Phase waren die „Boys in Brown“ das schwächste Team der Liga und hatten mit 7:18 Treffern auch das schlechteste Torverhältnis aller Vereine.

Henk Veerman spricht über die nächste Saison

Luhukay lebte zuletzt vor allem im Konjunktiv, wenn er davon redete, was die Mannschaft hätte erreichen können, wenn die Auswärtsbilanz nicht wäre, oder – wie nach dem Spiel in Wiesbaden – wenn Henk Veerman nicht so viele Spiele verletzungsbedingt verpasst hätte.

Apropos Veerman. Es gab auch eine positive Botschaft an diesem schwarzen Tag. Der Sturm-Riese, erstmals Kapitän, sagte nach dem Spiel: „Nächste Saison müssen wir das besser machen.“ Klingt nach einem Verbleib.

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