Esin Ragers
  • Esin Ragers wurde auf der Mitgliederversammlung zur Vizepräsidentin gewählt.
  • Foto: WITTERS

St. Paulis Beschlüsse: Anmerkung über AfD-Frau sorgt für Empörung

Der FC St. Pauli wird weiblicher und vielfältiger. Die Entscheidung der Mitgliederversammlung für die Einführung einer Frauen-Quote war keine Überraschung, soll durch das überwältigende Votum jedoch nicht nur Signalwirkung nach innen, sondern auch nach außen haben. Werden andere deutsche Profivereine dem Beispiel des Kiezklubs bald folgen?

Die Weichen sind gestellt, der erste Schritt ist gemacht. Künftig müssen in den Gremien Aufsichtsrat, Ehrenrat und Wahlausschuss mindestens 30 Prozent Frauen vertreten sein. St. Pauli ist der erste deutsche Profiklub mit einer Frauen-Quote.

Mitglieder stimmen für Frauen-Quote beim FC St. Pauli

441 stimmberechtigte Mitglieder (insgesamt 30.000) hatten sich unter Corona-Bedingungen zu der Veranstaltung am Sonnabend auf der Haupttribüne des Millerntorstadions eingefunden und waren sich fast ausnahmslos einig: Beim Antrag, die Frauen-Quote in der Satzung zu verankern, gab es nur fünf Gegenstimmen bei drei Enthaltungen. Macht satte 98,2 Prozent Ja-Stimmen.

„Die Quote ist für diesen Verein total wichtig. Wir wollen mehr Diversität“, betonte Präsident Oke Göttlich. Das sei „eindrucksvoll bestätigt“ worden und „eine zukunftsweisende Entscheidung.“

FC St. Pauli: Esin Rager zur Vize-Präsidentin gewählt

Im Präsidium, für das die Quotenregelung so nicht gilt, wurde sie dennoch direkt umgesetzt und wird jetzt sogar übererfüllt. Mit der zu erwartenden Wahl der seit Juli kommissarisch tätigen Esin Rager durch die Mitglieder stieg der Frauenanteil im Präsidium auf 40 Prozent. Die Journalistin und Tee-Händlerin ist damit die zweite Frau neben Christiane Hollander im fünf Personen umfassenden höchsten Vereinsgremium und jetzt ebenfalls ganz offiziell Vize-Präsidentin. Sie erhielt 97,2 Prozent der Stimmen.

In anderen Gremien ist der FC St. Pauli vom eigenen Anspruch noch weit entfernt. So wird der Aufsichtsrat zwar von Sandra Schwedler geführt, allerdings ist sie die einzige Frau im siebenköpfigen Gremium (14 Prozent). Erst bei drei Frauen wäre die neue Quote erfüllt. Auch im Ehrenrat (eine Frau, vier Männer, 20 Prozent) besteht nach der Verabschiedung der Quote Handlungsbedarf. Im Wahlausschuss dagegen beträgt der Frauenanteil bereits 50 Prozent.

Ex-Aufsichtsrats-Vize Uwe Doll sorgt für Empörung

Für Empörung sorgte der frühere Aufsichtsrats-Vize Uwe Doll, der gegen die Frauen-Quote argumentierte und warnte, durch eine Quotenregelung könnten künftig „auch Frauen wie Beatrix von Storch und Eva Herman” in Gremien gewählt werden, gäbe es keine anderen Bewerberinnen.

Abgelehnt wurde auch der Antrag, dass der Verein künftig die Möglichkeit bekommt, Pressevertreter von der Mitgliederversammlung auszuschließen. Das Präsidium positionierte sich gegen den Vorstoß aus Reihen der AFM (Abteilung Fördernde Mitglieder).

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Deutlich (84,9 Prozent), wenn auch nach langer Diskussion, votierten die Mitglieder dafür, dass das Präsidium künftig bis zu vier sogenannte „besondere Vertreter:innen“ berufen kann, die in das Gremium aufrücken, aber nicht ehrenamtlich, sondern hauptamtlich tätig sind. Alles deutet darauf hin, dass Sportchef Andreas Bornemann zeitnah berufen wird. Auch Bernd von Geldern (Geschäftsleiter Vertrieb, federführend bei der neuen vereinseigenen Spielkleidung) kommt für das neue Struktur-Modell infrage. Präsident Göttlich sprach von einer „historischen Veränderung“ für den Verein. „Wir wollen das Management stärken und leistungsfähig bleiben.“

Auf der Veranstaltung bekräftigte er, was die MOPO bereits berichtet hatte: Der FC St. Pauli will zum nächsten Heimspiel gegen Ingolstadt (19.9.) das 2G-Modell einführen und damit die Zulassung von bis zu 15000 Fans ermöglichen. Göttlich: „2G wird unser Weg sein, 2G muss unser Weg sein.“

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