Meinung: St. Paulis Trainer darf nicht zur Zielscheibe werden
Eins gleich mal vorweg: Er hat sich höchstpersönlich in diese missliche Lage manövriert. Weil sich Fabian Hürzeler hier und da nicht im Zaum hatte, wie es für einen Mann dieses jungen Alters komplett nachvollziehbar ist, sammelte er Gelbe Karten wie einst „Eisen-Dieter“ Schlindwein oder manch anderer Manndecker rustikaler Natur. Aber: Mit der Sperre beim Spiel in Düsseldorf hat der Trainer des FC St. Pauli seine logische Strafe abgesessen. Und dann darf man auch verlangen, dass es bei null wieder losgeht.
Dem ist aber nicht so. Es mag manchen Missgünstling echauffieren, dass sich Hürzeler nach der Partie in Magdeburg hinstellte und Ungleichbehandlung anprangerte, weil diverse Menschen in FCM-Kleidung von der Bank der Hausherren nach einer strittigen Szene plötzlich schimpfend in der Coaching Zone St. Paulis aufgetaucht waren, ohne dafür belangt zu werden. Er, so vermutete Hürzeler, hätte dafür mindestens Gelb gesehen. Und die Wahrheit ist: Er hat recht.
St. Paulis Fabian Hürzeler sieht wieder Gelb
Bei den Referees ist es offenbar aktuell sehr en vogue, dem Hamburger Übungsleiter zu zeigen, wo der Bartel den Most holt. Und das fernab jeden Fingerspitzengefühls für Dramaturgien und Emotionen. Im DFB-Pokalspiel gegen Düsseldorf schickte Sascha Stegemann den 30-Jährigen in der Nachspielzeit der Verlängerung beim Stand von 1:2 auf die Tribüne, am Freitagabend lief die fünfte und letzte Minute der Extra-Time in Kiel, als Schiri Matthias Jöllenbeck Hürzeler mit Gelb verwarnte. Wohlgemerkt nicht wegen Meckerns, sondern weil er die Coaching Zone verlassen hatte. Ein Vergehen, das pro Spiel bei nahezu jedem Trainer x-Mal vorkommt und wo man mal Fünfe gerade sein lassen kann in den letzten Sekunden eines solch dramatischen Spiels wie jenem an der Förde.
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Wie eingangs erwähnt, Hürzelers Eigenverantwortung für den Status quo ist nicht von der Hand zu weisen. Es ist aber auch die unwidersprochene Pflicht der Unparteiischen-Zunft, eine neutrale Sicht auf alle Vorkommnisse zu haben. Und da darf die Vergangenheit, auch die jüngere, keine Rolle spielen.