Nach 15 Spielen steht fest: Das ist das größte Faustpfand von St. Pauli
Es sind 15 Partien absolviert in der ersten Bundesliga-Saison des FC St. Pauli nach 13 Jahren Abstinenz. Und wenn dem Aufsteiger im Sommer jemand Rang 14 zu diesem Zeitpunkt zum Kauf angeboten hätte, niemand bei Braun-Weiß hätte die Offerte ausgeschlagen. Das bisher Erreichte ist bereits aller Ehren wert – und es gibt durchaus schlagkräftige Argumente, warum man sich seriös Hoffnungen auf eine zweite Spielzeit im Oberhaus machen darf.
Der größte Faustpfand des Kiezklubs ist die Mannschaft, die der Definition dieses Begriffs in jeder Beziehung gerecht wird. Und wer sollte es besser beschreiben und formulieren können als jemand, der es als direkt Betroffener am besten beurteilen kann? Zum Beispiel Hauke Wahl.
St. Pauli hat Nackenschläge verarbeitet
„Wir haben im ersten Halbjahr 2024 sehr viel gewonnen, im zweiten sind wir zusammen durch Niederlagen gegangen. Und ich finde, dass es keinen großen Unterschied zwischen der letzten und dieser Saison gibt, was die Geschlossenheit der Mannschaft angeht“, sagte der 30-Jährige nach dem 1:0-Sieg in Stuttgart. Das sei ein absolutes Plus. „Wenn man immer gewinnt, ist es einfach, eine gute Mannschaft zu sein. Aber gerade in den Momenten, wo es mal ein bisschen tough ist, zusammenzuhalten, das ist wichtig.“ Das habe man über das gesamte Jahr geschafft, „und das wird auch extrem wichtig sein für das neue Jahr und die Rückrunde“.
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Im Detail musste St. Pauli gleich einige Nackenschläge verarbeiten, die einen aus der Bahn werfen können. Der Fehlstart mit den Niederlagen gegen Heidenheim, in Berlin und Augsburg. Die (nahezu) unbelohnten guten Auftritte gegen die Top-Teams Leipzig (0:0), Dortmund (1:2), Bayern (0:1) oder Leverkusen (1:2). Und natürlich die teils gravierenden Verletzungsprobleme: Zeitweise standen den Hamburgern zehn Profis nicht zur Verfügung. Aber es gab nicht nur kein Klagen, es war auch auf dem Platz nie wirklich zu sehen. „Das ist einfach die Qualität, die wir im Kader haben. Und das zeichnet uns als Mannschaft über das ganze Jahr aus“, urteilt Wahl. „Wenn man jetzt ein kleines Resümee zieht, dann das, dass immer einer da ist, egal wer ausfällt.“
Bornemann hat mit Blessin die richtige Wahl getroffen
Das fällt in den Verantwortungsbereich des Trainers. Und da hat Sportchef Andreas Bornemann in Alexander Blessin die vermutlich optimale Wahl getroffen, als es darum ging, einen Nachfolger für Aufstiegscoach Fabian Hürzeler zu finden. Zum einen aus emphatischer Warte, denn der 51-Jährige hat im Sommer eine Einheit übernommen und ebendiese mit seiner väterlich-freundschaftlichen Art des Umgangs mit den Profis noch weiter manifestiert. Vor allem aber ob des sportlichen Ansatzes.
ich der Werbevereinbarung zu.
Anfangs wurde Blessin die Umstellung des taktischen System vorgehalten. Tatsächlich bekam St. Pauli nach vorne wenig gebacken, doch hinter der Idee steckte vor allem eine nachhaltige Absicht: die Sinne jedes Spielers auf die Arbeit gegen den Ball zu schärfen. Die Bedeutung einer stabilen Defensive hatten nach dem furiosen Aufstiegsjahr nicht alle ad hoc verinnerlicht. Also geriet der Beginn schleppend, inzwischen aber dürfte jeder wissen, welches Ziel Blessin verfolgt und erreicht hat.
Blessins erfolgreiche Defensiv-Schule
Mit nur 19 Gegentreffern stellt St. Pauli zusammen mit Union Berlin die zweitbeste Defensive der Beletage nach dem FC Bayern (13) – und das als Aufsteiger. Das findet nicht nur Sky-Experte Didi Hamann ebenso „unglaublich“ wie den Fakt, dass Keeper Nikola Vasilj ein Drittel der bisherigen 15 Partien ohne Gegentor beendete. Hamanns Fazit: „St. Pauli wird drinbleiben.“
Aber dafür müssen auch Dinge noch verbessert werden. Erst zwölf geschossene Tore zeigen Luft nach oben an, die abgegebenen 167 Torschüsse (nur Kiel ist mit 162 noch weniger angriffslustig) sind ebenfalls ausbaufähig. Mehr offensive Variabilität würde auch helfen, mal ein Spiel trotz Rückstands drehen zu können.
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Aber bei St. Pauli ist niemand verdächtig, grundlos und vorzeitig die Bodenhaftung zu verlieren. Oder, um noch einmal Hauke Wahl zu zitieren: „14 Punkte um Weihnachten herum sind nicht schlecht, aber wir müssen schauen, dass wir im neuen Jahr noch mehr Punkte sammeln.“