Nervenkrimi nach Blitzstart: St. Pauli rettet sich an die Spitze
Das war ein Kraftakt. Der FC St. Pauli hat sich nach fünf sieglosen Liga-Spielen in Folge am Samstagabend in Regensburg einen 3:2 (2:0)-Sieg erkämpft und sich damit zurück in die Erfolgsspur gebracht. Nach einem Blitzstart mussten die Kiezkicker am Ende unnötig zittern, klettern durch den Dreier aber zumindest bis zu Darmstadts Spiel am Sonntag zurück an die Tabellenspitze.
Ohne personelle Veränderungen in der Startelf im Vergleich zum 2:2 gegen Paderborn vor Wochenfrist, erstmals aber nach seiner Muskelverletzung wieder mit Daniel-Kofi Kyereh im Kader, legte St. Pauli rasant los. Nach drei Minuten feuerte Guido Burgstaller den ersten, noch zu unplatzierten Schuss auf das Tor von Regensburgs Alexander Meyer, vier Minuten später durften die Gäste in Braun und Weiß dann jubeln. Nach einem Ballgewinn verlagerte Maximilian Dittgen das Spiel klug vom rechten auf den linken Flügel, von wo aus Leart Paqarada ins Zentrum flankte und unter gütiger Mithilfe der den Ball nicht treffenden Jahn-Verteidiger Etienne Amenyido fand, der per Aufsetzer zur St. Pauli-Führung traf.
Burgstaller trifft vom Punkt, vergibt aber weitere Chancen
Weitere vier Minuten danach legten die Mannen von Timo Schultz nach. Der herauseilende Regensburger Keeper Meyer grätschte Amenyido im Strafraum um. „Da komme ich zu spät, das ist so die Zehntelsekunde. Bitter, aber das ist mein Ding“, bekannte Meyer. Den zu Recht gepfiffenen Strafstoß schob Guido Burgstaller flach rechts ein, das 2:0, der Blitzstart, der Aus-Knopf für die bis dahin stimmungsvollen 7605 Fans im ausverkauften Jahn-Stadion.
Und der 16. Saisontreffer des Österreichers, der zuletzt in fünf Spielen nur einen Treffer, den im Derby gegen den HSV, erzielt hatte. Für ihn beinahe eine Durststrecke, wenngleich Timo Schultz vor dem Spiel einmal mehr den Wert des Routiniers über das Zahlenwerk von Toren und Vorlagen hinaus betont hatte.
St. Pauli gegen Regensburg zu passiv
Dass Burgstaller zum 2:0 traf, war aber natürlich trotzdem im Sinne des Trainers. Anders als das, was sich nach einer gespielten Viertelstunde im Strafraum der Gastgeber zutrug: Zum wiederholten Male irrlichterte Torhüter Meyer durch den Sechzehner, Dittgen umdribbelte ihn, legte für Burgstaller auf – und der schoss aus wenigen Metern über das leere Tor, nachdem der Ball im ungünstigsten Moment über den Rasen gehoppelt war. Das sichere 3:0 vergeben, genau wie nach 32 Minuten, als schon wieder Meyer fernab seines Gehäuses unterwegs war und diesmal Jackson Irvine am verwaisten selbigen vorbeischoss.
St. Pauli spielte vergleichsweise passiv, eigentlich zu passiv, überließ Regensburg weitestgehend den Ball, konterte aber immerhin regelmäßig gefährlich und kam weiter zu Chancen. Die nächste große vergab wieder Burgstaller, seinen Kopfball aus zwei Metern kratzte Keeper Meyer mit einem starken Reflex von der Linie. St. Pauli musste sich trotz drückender Überlegenheit zumindest im Kriterium Torchancen mit einem 2:0 zur Pause begnügen. „Wir lassen die Regensburger zu einfach wieder ins Spiel kommen“, bemängelte der Österreicher, der, wie er sagte, „auch ein, zwei Dinger hätte machen können“. Trainer Timo Schultz fand gar: „Das Schlechteste an der Halbzeit war das Ergebnis.“
Kyereh ist wieder da – und trifft sofort
Nach dem Seitenwechsel waren die Kiezkicker zunächst etwas aktiver, das Tor machte trotzdem der Jahn. Max Besuschkow schoss, Andreas Albers hielt den Schädel rein und traf so zum 2:1. Für St. Pauli auch deshalb eine folgenreiche Szene, weil sich Kapitän Philipp Ziereis dabei verletzte und von Adam Dzwigala ersetzt werden musste. Ebenfalls neu drin war dann Kyereh. Und der brauchte gerade mal neun Minuten, um sich zurückzumelden. Mit einem Dribbling, einem Doppelpass mit Burgstaller und mit dem Tor zum 3:1 (66.).
Was allerdings nicht die Vorentscheidung bedeutete. Denn der Jahn erhöhte den Druck und kam in Person von David Otto, der ein Laufduell gegen Jakov Medic für sich entschied und an Nikola Vasilj vorbei einschob, zum 3:2 (73.).
Vasilj rettet St. Paulis Sieg gegen Besuschkow
Besagter Vasilj war es, der dafür sorgte, dass es bei diesem Ergebnis blieb. Mit einer spektakulären Flugeinlage kratzte er Besuschkows Schuss aus dem Winkel (78.). Die Regensburger rannten an, Torhüter Meyer verbrachte den Großteil der fünfminütigen Nachspielzeit vor dem Gäste-Tor. „St. Pauli hat richtig geschwommen“, befand er, aber: „Irgendwie wollte der Ball nicht rein. Ein Quäntchen hat gefehlt.“
Und so war es das gewesen, auch weil der eingewechselte Igor Matanovic den Ball bei einem Drei-gegen-Eins-Konter vertändelte. Der erste Sieg nach sechs Liga-Spielen ohne einen solchen stand fest. Und wurde zelebriert mit einem dieser Siegerfotos auf dem Rasen, von denen es in der Hinrunde so viele gegeben hatte und zuletzt keine mehr.
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„Es war wichtig, dass wir nach den sieglosen Spielen einen Dreier eingefahren haben“, sagte Guido Burgstaller und sagte, was wohl für jede und jeden gilt, der es mit St. Pauli hält und zuletzt litt: „Das tut schon gut.“