„Nicht seine Lieblingsposition“: Warum Hartel trotzdem dort spielen muss
Er ist St. Paulis Topscorer. Der mit Abstand beste Torschütze und auch Vorbereiter. 16 Buden hat Marcel Hartel bislang in der Liga erzielt und ein Dutzend Tore aufgelegt, zuletzt den 2:1-Siegtreffer in Hannover. Der Mittelfeldmann ist der Spieler der Saison in den Reihen der Braun-Weißen und zählt zu den herausragenden Kickern der Liga. Trotzdem agierte Hartel zuletzt auf einer Position, auf der er weder am stärksten ist, noch am liebsten spielt. Warum?
Linksaußen. Da denkt niemand sofort an Hartel, den Dauerläufer, den Kilometerfresser, den Ballstreichler und den – das ist neu in dieser Saison – Vollstrecker. Und doch war der 28-Jährige beim so wichtigen Auswärtsspiel in Hannover von Trainer Fabian Hürzeler auf dem Flügel aufgeboten worden, vorne links.
„Wir wissen, dass das nicht seine Lieblingsposition ist“, sagt der Coach geradeheraus. Zum zweiten Mal in dieser Saison hatte er Hartel, der sich im zentralen Mittelfeld am Wohlsten fühlt, auf den offensiven Flügel beordert, zuvor gegen Paderborn (2:1), Ende März.
Marcel Hartel: der etwas andere Linksaußen
Warum also? Weil er’s kann. Und muss.
Die Maßnahme hat nicht nur mit Hartel und dessen Vorlieben, sondern vielmehr mit dem gesamten Personalpuzzle und auch den Alternativen zu tun, genauer gesagt: mit Elias Saad, dem Stamm-Linksaußen, der sich nämlich zuletzt nicht in Bestform präsentiert hatte und gegen Hannover auf die Bank musste.
Hürzelers Erklärung: Hartel gebe der Mannschaft auf dem linken Flügel „ein Element, das anders interpretiert wird im Vergleich zu Elias.“ Hartel sei „ein anderer Spielertyp als Elias. Er ist jemand, der umtriebiger ist, sich gerne mehr ins Zentrum bewegt.“ Der Trainer nennt es „ballfern aktiv“ sein. „Trotzdem ist es wichtig, dass er diszipliniert seine Positionierung hält, weil das entscheidend für unser Spiel ist.“
Hartel-Verschiebung hat mit Saad und Metcalfe zu tun
Der Coach preist Hartels „Stärke, dass er mit enormer Intensität in die Box nachgeht und einfach diese Gier auf Tore hat. Genauso verlange ich von ihm, dass er diese Gier aufs Verteidigen hat. Und da hat er eine gute Balance.“ Derzeit eine bessere als Saad, darauf lassen die Ausführungen jedenfalls schließen.
Nicht zu vergessen, dass gegen Hannover hinter Hartel auf der linken Defensivseite mit Connor Metcalfe kein gelernter Außenverteidiger spielte, was intensive Arbeit gegen den Ball sowie eine gute Positionierung auf der Position davor noch wichtiger machte.
Hürzeler: Mit Hartel vorne links „unberechenbarer“
Dennoch schien Hartel über weite Strecken der ersten Halbzeit in Hannover auf dem Flügel verloren, hatte nur wenige auffällige oder gar gefährliche Szenen, wie seinen Lattentreffer (38.). Im zweiten Durchgang kam er besser ins Spiel – wie die gesamte Mannschaft – hatte auch als Linksaußen einen großen Aktionsradius, bespielte auch andere Räume „Er gibt uns im Spiel auf diese Weise ein Element, was uns in gewissen Phasen variabler und unberechenbarer macht“, sagt Hürzeler.
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Der Grund, warum Hartel gegen Paderborn vorne links gespielt hatte: Saad war gelb-gesperrt. Der Vertreter war ein mehr als gleichwertiger Ersatz, erzielte die wichtige 1:0-Führung. Und auch gegen Hannover sammelte Hartel einen Scorerpunkt.
Hartel hat schon bei Union Berlin Linksaußen gespielt
Gut möglich, dass Hartel im anstehenden Heimspiel gegen Hansa Rostock am Freitagabend erneut den Linksaußen gibt, weil auch Metcalfe wohl wieder als Linksverteidiger aushelfen muss. Danach sieht es jedenfalls derzeit aus.
Neu ist die Position für Hartel jedenfalls nicht und die Umstellung auch nicht „problematisch“, wie er schon nach dem Paderborn-Spiel erklärt hatte. „Ich habe ja schon öfter Linksaußen gespielt, bei Union Berlin fast zwei Jahre lang.” Diese Flexibilität ist derzeit Gold wert für den FC St. Pauli.