Niederlage bei Holstein Kiel: St. Pauli bringt sich an den Abgrund
An dieser Pleite wird der FC St. Pauli vermutlich noch lange zu knapsen haben. Vor 14129 Zuschauern verloren die Braun-Weißen das Derby bei Holstein Kiel mit 1:2 (0:1), vergaben dabei in Person von Henk Veerman in der Nachspielzeit einen Strafstoß und danach noch eine weitere Riesenchance zum Ausgleich. Unterm Strich steht nach 21 Spieltagen Platz 15 – und die nur einen Punkt entfernte Rote Zone der Tabelle ruft längst nach dem Kiezklub.
Plötzlich war es Drama. Die Hausherren führten, es lief die Nachspielzeit, St. Pauli drückte – und dann sprang Hauke Wahl der Ball im Kieler Strafraum an den Arm. Proteste der Gäste, Schiedsrichter Arne Aarnink aus Nordhorn hielt inne, der Videoassistent schaute. Und schaute. Und schaute. Und schickte Aarnink an den Bildschirm, er möge sich selbst ein Bild machen. Dann gab’s ihn tatsächlich, den Elfmeter, man schrieb die fünfte Minute der Nachspielzeit. Und Veerman, der für den zwischenzeitlichen Ausgleich der Gäste gesorgt hatte (53.), scheiterte an Keeper Ioannis Gelios.
Das Volk tobte, doch dann schob Jonas Meffert seinem Torwart den Ball in die Arme. Indirekter Freistoß. Viktor Gyökeres probierte es, aber Gelios und Aleksandar Ignjovski blockten die Murmel im Duett über den Querbalken. Aus. Vorbei. Auf Wiedersehen.
St. Pauli: Gyökeres übt Selbstkritik
„Eine spektakuläre Endphase mit Pech für uns“, hatte Sportchef Andreas Bornemann gesehen und einen Verbesserungsvorschlag für Gyökeres parat: „Vielleicht wäre es da geschickter, den in den Winkel zu zimmern.“
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Vielleicht wäre es auch besser gewesen, St. Pauli hätte die erste Hälfte nicht komplett verpennt. Nichts lief nach vorne, nichts. Stattdessen sprach man den auch nicht eben prickelnd kombinierenden, aber weit engagierteren Hausherren aktive Unterstützung zu. Veerman hatte Holstein mit einem katastrophalen Fehlpass direkt in die Füße von Emmanuel Iyoha, der in Robin Himmelmann seinen Meister fand, erst geweckt, ehe Johannes Flum den Nachschuss von Salih Özcan noch um den Pfosten lenkte. Meffert scheiterte ebenfalls noch an Himmelmann (28.), drei Minuten später war es dann aber so weit. Zum wiederholten Mal kamen die Hamburger in keinen Zweikampf, bis Özcan blank vor Himmelmann auftauchte und locker zum 1:0 vollstreckte.
Die altbekannte St. Pauli-Standard-Schwäche
Nach dem Wechsel reichte ein energischer Zwischenspurt, um Kiel ins Wanken zu bringen. Und nach guter Vorarbeit von Luca Zander und Viktor Gyökeres zeigte Veerman, dass er vor dem gegnerischen Gehäuse deutlich besser aufgehoben ist: Mit feiner Technik besorgte er den Ausgleich (52.) …
… doch der Trend hielt nicht lange vor. Holstein übernahm wieder die Kontrolle, wurde zielstrebiger und nutzte die altbekannte Standard-Schwäche in St. Paulis Defensive durch den just eingewechselten Janni Serra, der per Kopf nach Ecke aus Nahdistanz traf (69.). „Wenn ich robuster hingehe, renne ich nur in den Pulk rein. Es war schwer, da seine Hände dranzubekommen“, sagte Himmelmann, der zumindest unglücklich aussah.
Abstiegskampf bei St. Pauli
Für das, was dann am Ende geschah, konnte der Schlussmann freilich gar nichts. „Wir haben uns selbst beraubt“, klagte er. „Das ist uns in dieser Saison schon häufiger passiert. Wir hätten uns mit der letzten Aktion den Punkt holen können.“ Mit dem Konjunktiv gewinnt man aber auch im Fußball nichts. Und darum wird es langsam haarig für den FC St. Pauli, das ist auch Himmelmann klar. „Wenn wir es nicht schaffen, eine Positivserie zu starten“, mahnte er, „werden wir lange unten drinhängen.“