Jupp Famula köpft den Ball im Derby von 1959
  • Jupp Famula (r.) gehörte im Derby 1953/54 zur Stammelf des FC St. Pauli.
  • Foto: WITTERS

„Omega Day“: Vor genau 70 Jahren stand St. Pauli letztmals vor dem HSV

Geschmückt war das Trainingsgelände an der Kollaustraße nicht, und auch am Millerntor gab es keine Erinnerungsplaketten. Dennoch war der Donnerstag ein besonderer Tag für den FC St. Pauli. 70 Jahre „Omega Day“ – Erinnerung an eine Zeit, als der Kiezklub noch vor dem HSV stand.

Am 21. März 1954 gewann St. Pauli sein Spiel beim VfL Osnabrück mit 2:1 – und damit stand Wochen vor Saisonende fest, dass die Braun-Weißen in der Abschlusstabelle vor dem HSV landen würden. Während die „Rothosen” in jeder anderen Spielzeit die Oberliga Nord gewannen, war 1953/54 ein echtes Seuchenjahr für den Lokalrivalen. Im November 1953 werden dem HSV vier Punkte abgezogen, weil er Werder Bremens Stürmer Willy Schröder statutenwidrig zu früh und zu teuer (15.000 D-Mark Handgeld!) eingekauft hat. Im Februar 1954 geht der Rautenklub bei Arminia Hannover sogar mit 2:10 unter.

St. Pauli hinter Hannover 96 das größte Team des Nordens

St. Pauli erledigt dagegen seine Hausaufgaben und gewinnt auch beide Derbys. 2:0 am Rothenbaum, 3:0 am Millerntor. Die vier Punkte Abzug für den HSV spielen am Ende keine Rolle mehr, die Kiezkicker liegen stolze zwölf Zähler vor dem mehrfachen Deutschen Meister, der sogar hinter Altona 93 und dem Eimsbütteler TV als Elfter einläuft. St. Pauli ist hinter Hannover 96 die Nummer zwei im Norden, was normalerweise zur Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft gereicht hätte. Doch weil Bundestrainer Sepp Herberger seine Nationalspieler rechtzeitig auf die WM in der Schweiz vorbereiten will, hat der DFB die Endrunde verkürzt und lässt nur den Nordmeister zu – der dann auch prompt Deutscher Meister wird. Herberger schneidet mit der DFB-Elf in der Schweiz dann auch nicht ganz so schlecht ab …

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Im deutschen Weltmeister-Sommer stieß schließlich ein gewisser Uwe Seeler zum HSV, der fortan mit dafür sorgen sollte, dass sein Verein St. Pauli als Nummer eins der Stadt für die nächsten 70 Jahre ablösen würde. Der Omega-Tag markiert das letzte Mal, als die Braun-Weißen die sportliche Vorherrschaft in der Stadt für sich beanspruchen konnten. Nicht ausgeschlossen freilich, dass es bald auch einen Alpha-Tag geben könnte, der nach sieben Jahrzehnten HSV-Dominanz ein neues Kapitel einläutet.

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